# taz.de -- Kommentar Rohingya in Birma: Das Schweigen der Suu Kyi
       
       > Das Militär hat 90.000 muslimische Rohingya aus Birma verjagt. Die
       > Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi schweigt – ein folgenschwerer
       > Fehler.
       
 (IMG) Bild: Am Montag in Jakarta (Indonesien) vor der Botschaft Birmas: Demo gegen die Unterdrückung der Rohingya
       
       Letzte Nacht habe ich von Aung San Suu Kyi geträumt. Die
       Friedensnobelpreisträgerin und De-facto-Regierungschefin saß gefesselt und
       geknebelt in einem abgedichteten Raum. Ab und an lassen Birmas Generäle sie
       vor die Tür, schubsen sie auf eine Bühne, wo sie weiter eisern ihren
       Diskurs von Freiheit und Demokratie hält, ohne irgendetwas Konkretes zu
       Protokoll zu geben.
       
       Freiheit, Menschenrechte und Demokratie? Für wen eigentlich? [1][Das
       Militär hat 90.000 muslimische Rohingya], für die meisten Birmesen sind sie
       illegale Einwanderer aus Bangladesch, nach einem Angriff einer selbst
       ernannten Rohingya-Befreiungsarmee aus Birma verjagt. Menschenrechtler
       befürchten das Schlimmste.
       
       Die internationale Gemeinschaft hat sich einst eingesetzt, Birma auf die
       Seite der Guten zu ziehen, zu den demokratischen Ländern dieser Erde. Weder
       Aung San Suu Kyi noch ihr Volk scheinen gewusst zu haben, worauf sie sich
       damit eingelassen haben. Empört verbittet man sich internationale Kritik an
       dem unmenschlichen Umgang der Birmesen mit den Rohingya mit einem
       Selbstverständnis, das den Puls höher schlagen lässt.
       
       Reagiert hat inzwischen die BBC. Weil die Regierung versucht hat, ihr
       Programm zu zensieren, hat sie einen Deal mit einem Staatssender platzen
       lassen. Übrigens war es die BBC, die Aung San Suu Kyi während fast 15
       Jahren Hausarrest über das Weltgeschehen (und die Unterstützung der
       internationalen Gemeinschaft für ihre Partei) informierte.
       
       Vielleicht ist mein Traum gar nicht so unrealistisch. Suu Kyi hat
       verfassungsgemäß keinerlei Kontrolle über das Militär. So gesehen ist sie
       also nach wie vor in der Hand des Militärs.
       
       Vielen ehemaligen Weggefährten, wäre das wahrscheinlich lieber. Sie haben
       die „Lady“, deren Kampf für Demokratie einst vor allem aus stoischem
       Ausharren bestand, zu einer Ikone stilisiert. Suu Kyi harrt schon wieder
       einfach nur aus. Kann sein, dass es dieses Mal ein Fehler ist, an den wir
       uns noch lange erinnern werden.
       
       5 Sep 2017
       
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