# taz.de -- Nach dem Anschlag in Barcelona: Flugtickets und ein Sprengstoffgürtel
       
       > Im Haus der Terrorzelle hat die Polizei einen echten Sprengstoffgürtel
       > sowie Flugtickets ins Ausland gefunden. Wollte sich der Imam selbst in
       > die Luft sprengen?
       
 (IMG) Bild: Hier wurden die Anschläge geplant: die Bombenwerkstatt der Terrorzelle
       
       Madrid ap/dpa | Die Polizei hat in der Bombenwerkstatt der Terrorzelle von
       Katalonien einen echten Sprengstoffgürtel und Flugtickets gefunden. Der
       Gürtel sei bei der Durchsuchung des eingestürzten Hauses in Alcanar
       entdeckt worden, in dem die Zelle auch mehr als 100 Butangasflaschen und
       Material zur Herstellung des Sprengstoffs TATP gelagert habe, sagte ein
       Sprecher am Mittwoch. Bemerkenswert war der Fund vor allem deshalb, weil
       die sechs getöteten Mitglieder der Zelle nur Attrappen und keine echten
       Sprengstoffgürtel getragen hatten.
       
       In den Trümmern des Hauses wurden auch mehrere Flugtickets entdeckt, die
       auf Beziehungen der Gruppe ins Ausland hindeuten. Unter anderem seien
       Flugscheine nach Brüssel auf den Namen des Imams Abdelbaki Es Satty
       gefunden worden, berichteten Medien unter Berufung auf Ermittlerkreise.
       
       In dem Haus südlich von Barcelona war es am Mittwoch vergangener Woche zu
       einer offenbar unbeabsichtigten Explosion gekommen. Zwei Mitglieder der
       Zelle kamen dabei ums Leben, darunter auch der mutmaßliche ideologische
       Anführer der Gruppe, der Imam Abdelbaki Es Satty.
       
       Möglicherweise wollte er selbst den echten Gürtel nutzen, um sich in
       Barcelona in die Luft zu sprengen. Zwei der inhaftierten mutmaßlichen
       Mitglieder der Zelle hatten bei einem Verhör am Dienstag gesagt, der Imam
       habe Sprengstoffanschläge auf Sehenswürdigkeiten in Barcelona geplant und
       sich dabei selbst töten wollen.
       
       Nach der Explosion und dem Tod des Imams gingen die übrigen Terroristen zu
       einem Alternativplan über. Auf den Ramblas in Barcelona tötete einer von
       ihnen mit einem Transporter 13 Menschen und erstach auf der Flucht einen
       weiteren. Die übrigen fünf fuhren mit einem anderen Wagen nach Cambrils und
       überfuhren dort eine Frau, bevor sie von der Polizei erschossen wurden. Der
       Fahrer aus Barcelona wurde am Montag ebenfalls erschossen. Wie die fünf
       Attentäter von Cambrils trug er einen falschen Sprengstoffgürtel.
       
       ## Axt- und Messerattacke war geplant
       
       Die Angreifer in Cambrils hatten eigentlich vor, an der Strandpromenade mit
       Messern und einer Axt Passanten zu töten. Diese kauften sie drei Stunden
       zuvor in dem Küstenort südlich von Barcelona. In einem Bauernhaus in der
       Nähe wurde die halbverbrannten Quittungen gefunden. Neben diesem Haus
       durchsuchte die Polizei unter anderem auch ein Cybercafé in Ripoll und ein
       Haus in Vilafranca del Penedès und stellte dort Beweise sicher. Was genau
       sie dort fanden, gaben die Ermittler nicht bekannt.
       
       Einer der vier überlebenden Verdächtigen, Sahl El K., arbeitete in dem
       Intenert-Café in Ripoll, die meisten anderen stammten ebenfalls aus dem Ort
       nördlich von Barcelona, der Imam predigte dort bis vor wenigen Monaten in
       einer Moschee. Der Untersuchungsrichter ordnete am Dienstag an, dass El K.
       noch 72 weitere Stunden in Gewahrsam bleiben solle. Mohammed A., dessen
       Wagen bei der Attacke in Cambrils verwendet wurde, wurde aus Mangel an
       Beweisen freigelassen. Gegen die übrigen beiden, Houli C. und Driss O.,
       verhängte der Richter Untersuchungshaft.
       
       23 Aug 2017
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Barcelona
 (DIR) Schwerpunkt Islamistischer Terror
 (DIR) Niederlande
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Reform nach Anschlag in Barcelona: Streitfrage Antiterrorpakt
       
       Die Regierung will die Gesetze ausweiten – der Opposition gingen schon die
       letzten Verschärfungen zu weit. Sie trafen vor allem Linke.
       
 (DIR) Nach dem Terror von Barcelona: Die Rätsel von Ripoll
       
       Die Zelle, die in Katalonien mordete, muss Komplizen gehabt haben. Im
       Umfeld der Täter herrscht Fassungslosigkeit.
       
 (DIR) Rockkonzert in Rotterdam abgesagt: Terrorverdacht in den Niederlanden
       
       Vor Beginn eines Konzerts erhält die Polizei Hinweise auf eine mögliche
       Terrorgefahr. Die Veranstaltung wird abgesagt, ein Mann wird festgenommen.