# taz.de -- Naturschutz im Amazonasgebiet: Atempause für Brasiliens Urwald
       
       > Per Dekret wollte Präsident Michel Temer ein riesiges Schutzgebiet
       > zugunsten des Bergbaus auflösen. Ein Gericht stoppt den Vorgang –
       > vorerst.
       
 (IMG) Bild: Wald in Not: Illegale Bergbauarbeiten gefährden den Amazonas
       
       Rio de Janeirotaz | Die Justiz blockiert die geplante Ausweitung des
       Bergbaus im brasilianischen Amazonasgebiet. Ein Bundesgericht in Brasília
       kassierte ein Dekret von Präsident Michel Temer, das ein rund 46.000
       Quadratkilometer großes Schutzgebiet direkt nördlich des Amazonasflusses
       aufgelöst hatte. Eine solch einschneidende Maßnahme sei nur per Gesetz
       möglich und erfordere eine Abstimmung im Kongress, argumentierte das
       Gericht. 
       
       Damit ist bis auf Weiteres der Abbau von Erzen und Mineralien in dem
       Schutzgebiet namens Renca untersagt. Die Regierung kündigte umgehend
       Berufung gegen das Urteil an.
       
       Auch das Oberste Gericht beschäftigt sich auf Antrag der Oppositionspartei
       PSOL mit dem Fall. Richter Gilmar Mendez gab Präsident Temer bereits am
       Mittwoch eine Frist von zehn Tagen, um sich zu der breiten Kritik an der
       Maßnahme zu äußern.
       
       Im In- und Ausland hatte die vor gut einer Woche verfügte Auflösung des
       riesigen Schutzgebiets, das etwa der Größe Dänemarks entspricht, Empörung
       hervorgerufen. Umweltschützer und Menschenrechtler warnen vor neuen
       Abholzungen und die Beeinträchtigung des ökologischen Gleichgewichts. Zudem
       sei der Lebensunterhalt von Indigenen, die in der abgelegenen Region leben,
       gefährdet.
       
       ## Seit 1984 unter Schutz
       
       Da half es wenig, dass Temer nach dem ersten Proteststurm das Dekret
       modifizierte und Bergbauaktivitäten in den Siedlungsgebieten der Indígenas
       ausschloss. Kritiker sagen, dass diese Änderungen des Dekrets in der Praxis
       kaum Auswirkungen haben würden. Das Gebiet war 1984 von der damaligen
       Militärregierung unter Schutz gestellt worden, um dem Abbau von Rohstoffen
       durch ausländische Konzerne zu blockieren. In der Folgezeit wurden Teile
       der Renca-Region zu Naturreservaten und indigenen Schutzgebieten erklärt.
       
       Auch hinter den Kulissen gibt es Streit. Der Regierung wird vorgeworfen,
       vor allem kanadische Konzerne bei der Vergabe von Schürfrechten im
       Renca-Gebiet zu bevorzugen. In der Region werden große Vorräte an Gold,
       Eisen und anderen Mineralien vermutet.
       
       Temer will mit dem Abbau und Export von Bodenschätzen das Wachstum
       ankurbeln. Gleichzeitig gibt er damit der Agrarlobby nach, die seit Langem
       die Einschränkung von Naturschutzregeln fordert.
       
       1 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Behn
       
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