# taz.de -- Trump entlässt rechtsradikalen Berater: Bannon geht zurück zu Breitbart
       
       > Manche sahen in Bannon auch den heimlichen Präsidenten. Seine Zeit im
       > Weißen Haus ist jetzt vorüber. Noch am Tag seines Ausscheidens kündigt er
       > neue Kämpfe an.
       
 (IMG) Bild: Stephen Bannon war am Wahlerfolg Trumps maßgeblich beteiligt
       
       New York taz | „Präsident Bannon“, wurde er oft genannt – nicht nur, weil
       er den Titel „Chefstratege“ hatte, sondern auch, weil er sich selbst damit
       pries, der Mann zu sein, der hinter Trumps Ideen steckte: Von dem
       Muslim-Verbot bis hin zum Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen. Schon im
       April reagierte Trump wütend, weil sein Chefstratege ihm die Show stahl. Am
       Freitag machte er ernst. Im „beiderseitigen Einverständnis“ werde Bannon
       mit sofortiger Wirkung das Weiße Haus verlassen, lautete die
       Pressemitteilung am frühen Nachmittag. Wenige Stunden später empfing das
       radikal rechte Medium „Breitbart News“ den gechassten
       White-Haus-Chefstrategen wie einen heimkehrenden Sieger zu seiner ersten
       Redaktionskonferenz danach. Mit ihm „haben wir den Finger am Puls der
       Trump-Agenda“ jubelte Chefredakteur Alex Marlow. Bannon fügte drohend
       hinzu: „Ich bin jetzt frei. Habe meine Hände an meinen Waffen“.
       
       Ein Jahr und einen Tag lang hat das Idyll zwischen Trump und Bannon
       gehalten. Am 17. August 2016 verließ Bannon seinen Posten an der Spitze von
       Breitbart News, das er zum Zentralorgan der radikal Rechten gemacht hatte,
       die sich selbst beschönigend „Alt-Right“ nennen, und wechselte zur Trump
       Kampagne über. Im Januar bezog er ein Büro im Westflügel des Weißen Hauses.
       Dort schuf Trump nicht nur eine Position extra für ihn, sondern machte ihn
       – zum Entsetzen von Militärs, Geheimdienstlern und Republikanern – auch zum
       Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates. Ein Vordenker der radikal Rechten
       in den USA, ein Mann, der Chaos und Zerstörung propagiert, der kommende
       Blutbäder ankündigt und der Krieg als unvermeidliches und heilsames Moment
       in der Geschichte versteht, wurde ein Träger von Top-Geheimnissen der
       Landes. Dergleichen war noch nie vorgekommen.
       
       Der Chefstratege blieb einer der engsten Berater und Ermunterer des
       Präsidenten. Noch vor wenigen Tagen nannte Trump ihn „meinen Freund“. Doch
       der Abstieg von Bannon hatte da längst begonnen. Im April hatte Trump ihn
       aus dem Nationalen Sicherheitsrat herausgeholt. Und führende Republikaner,
       sowie Mitarbeiter im Weißen Haus, darunter Trumps Familienangehörige,
       versuchten, Bannon loszuwerden. Jared Kushner sagte über ihn: „Er verstärkt
       die dunkelsten Instinkte meines Schwiegervaters“. Abgesehen von politischem
       und persönlichem Misstrauen stand Bannon schon lange in dem Verdacht,
       interne Informationen aus dem Weißen Haus weiterzugeben.
       
       Am 7. August will Bannon seinen Rücktritt eingereicht haben. Insider
       widersprechen dieser Darstellung und sagen, dass der neue Stabschef,
       General John Kelly, der das Chaos im Weißen Haus beenden soll, ihn zur Tür
       gedrängt habe. Die Ereignisse von Charlottesville verzögerten die Umsetzung
       um ein paar Tage. Doch zugleich beschleunigte ein Interview, das Bannon am
       vergangenen Dienstag einem Redakteur des linken Mediums „American Prospect“
       gab, das Ende seiner Weiße-Haus-Karriere.
       
       Bannon hatte überraschend den Journalisten Robert Kuttner, einen erklärten
       Trump Gegner, an dessen Urlaubsort in den Berkshires angerufen und ihm
       Komplimente über seine Arbeit gemacht. Dann zog er über Trump vom Leder.
       Dessen Nordkorea-Politik nannte er einen „Nebenschauplatz“ und sagte – im
       Widerspruch zu den Erklärungen des Präsidenten – dass es keine militärische
       Lösung des Konfliktes gäbe. Er bewertete auch die Neonazis, die wenige Tage
       zuvor Charlottesville in Terror versetzt hatten, anders als sein Chef.
       Während Trump auch „sehr nette Leute“ unter den Fackelträgern sehen wollte
       und die Verantwortung für die Gewalt auf Nazis und linke Antirassisten
       verteilte, bezeichnete sein Chefstratege die Fackelträger als „Verlierer“
       und einen „Haufen von Clowns“. Letzteres erinnert an die Doppelstrategie,
       die Bannon auch in Breitbart News fuhr, wo er das Medium weißen
       Nationalisten und Nazis als Forum anbot und gleichzeitig behauptete, es sei
       nicht rassistisch. Schliesslich erklärte Bannon dem Journalisten, mit dem
       er nie zuvor gesprochen hatte, dass er möchte, dass die Linken sich
       weiterhin auf „Rasse und Identität“ konzentrieren. O-Ton: „Wenn wir bei
       unserem ökonomischen Nationalismus bleiben, können wir die Demokraten
       vernichten“.
       
       Bannon ist einer der medienerfahrensten Männer aus dem Umfeld von Trump. Da
       er nicht sagte, dass es sich um ein „vertrauliches Hintergrundgespräch“
       handele, veröffentlichte der Journalist das Interview. Am Ende seines
       Textes schrieb er vorausschauend, dass er nicht sicher sei, wie viele Tage
       Bannon noch im Amt bleiben würde. Der Artikel schlug in Washington wie eine
       Bombe ein. Trump soll Bannons' Erklärungen zu Nord-Korea am
       inakzeptabelsten gefunden haben.
       
       Als Bannon im August vergangenen Jahres zu Trump stiess, den er erst kurz
       zuvor kennengelernt hatte, riss er das Ruder der Kampagne herum und holte
       Trump aus der Isolation heraus. Trump begann, vom Teleprompter abzulesen
       und an jene republikanischen Wähler aus der Mitte zu appellieren, die er
       unbedingt zum Wahlsieg brauchte. Wenige Wochen später hatte Trump sich bis
       auf wenige Prozentpunkte an Hillary Clinton angenähert. Im Weißen Haus, war
       der weiße Nationalist zwar Chefstratege. Doch er geriet schnell in
       Konkurrenz zu Trumps Tochter und Schwiegersohn, zu seinem
       Wirtschaftsberater und zu anderen Mitarbeitern, die weiter in der
       politischen Mitte stehten.
       
       Bannon spricht jetzt von dem „Ende der Trump-Präsidenz, für die wir
       gekämpft haben“. Und prognostiziert einen Aufstieg der „Moderaten“.
       
       Nicht wenige Republikaner sehen das ähnlich. „Erst Scaramucci, jetzt
       Bannon. Das sind klasse Personalentscheidungen von John Kelly“, lobte der
       republikanische Senator Pat Toomey am Freitag. Doch niemand weiss, ob Trump
       nun seine Linie ändern wird. Bannon war bei weitem nicht sein erster
       radikal rechter Berater. Und auch seinem Wahlkampf hatte Trump lange bevor
       Bannon zu ihm stieß den nationalistischen und rassistischen Ton gegeben.
       Das Trump „Programm“ – von dem Bau der Mauer, bis hin zu einem
       „Muslim-Verbot“ und zu „Amerika zuerst“ – ist nicht auf Bannons Mist
       gewachsen.
       
       19 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
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