# taz.de -- Menschenrechtler in türkischer U-Haft: Gericht will Steudtner nicht freilassen
       
       > Ein türkisches Gericht hat es abgelehnt, den inhaftierten deutschen
       > Menschenrechtler Peter Steudtner freizulassen. Auch sieben weitere
       > Kollegen bleiben in U-Haft.
       
 (IMG) Bild: Bleibt in U-Haft: Peter Steudtner
       
       Istanbul/Berlin dpa | Ungeachtet der Proteste der Bundesregierung muss der
       in der Türkei inhaftierte deutsche Menschenrechtler Peter Steudtner in
       Untersuchungshaft bleiben. Das zuständige Elfte Istanbuler Strafgericht
       lehnte den Einspruch gegen die U-Haft für Steudtner, dessen schwedischen
       Kollegen Ali Gharavi und sechs türkische Menschenrechtler ab, wie Anwälte
       der Beschuldigten am Freitag sagten. Die Rechtsvertreter von Steudtner und
       Gharavi übten scharfe Kritik an den Haftbedingungen ihrer Mandanten. Seit
       die beiden Ausländer am vergangenen Dienstag in das Gefängnis in Silivri
       westlich von Istanbul gebracht worden seien, würden sie in Einzelhaft
       gehalten.
       
       Weiter hieß es, bei einem Besuch einer Anwältin bei Steudtner im Gefängnis
       in Silivri am Donnerstag sei das Gespräch von Kameras aufgezeichnet worden.
       Außerdem sei ein Wärter dabei gewesen. Das verstoße gegen die europäische
       Menschenrechtskonvention und gegen die türkische Verfassung, die beide die
       Vertraulichkeit solcher Gespräche garantierten. Steudtner und Gharavi seien
       zudem englischsprachige Bücher abgenommen worden, die ihnen in dem
       vorherigen Gefängnis im Istanbuler Stadtteil Maltepe erlaubt worden seien.
       
       Von Seiten der Anwälte hieß es weiter, das Gericht habe keine
       Einzelfallbegründung für die Ablehnung der Einsprüche abgegeben, obwohl das
       rechtlich so vorgesehen sei. Stattdessen habe das Gericht in einem einzigen
       Absatz für alle acht Betroffenen pauschal erklärt, die vorliegenden
       Indizien wögen schwer genug, um die Inhaftierung bis zu einem Prozess zu
       rechtfertigen. Bei den Indizien handele es dem Gericht zufolge um eine
       Zeugenaussage, um beschlagnahmte Materialien und um
       Telekommunikationsdaten. Die Anwälte hätten weiterhin keinen Einblick in
       die Akten, die das Gericht für geheim erklärt habe.
       
       Steudtner, Gharavi und acht türkische Menschenrechtler waren am 5. Juli bei
       einem Seminar in Istanbul festgenommen worden. Gegen acht der insgesamt
       zehn Beschuldigten wurde danach Untersuchungshaft verhängt. Darunter ist
       neben den beiden Ausländern auch die Landesdirektorin von Amnesty
       International, Idil Eser. Zwei Beschuldigte wurden unter Auflagen bis zu
       einem Prozess freigelassen.
       
       Den Menschenrechtlern wird von der Staatsanwaltschaft Unterstützung einer
       Terrororganisation vorgeworfen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat
       die Menschenrechtler außerdem in die Nähe von Putschisten und von deutschen
       Spionen gerückt. Die Bundesregierung hat die Vorwürfe als abwegig
       bezeichnet. In Silivri sitzt auch der deutsch-türkische Welt-Korrespondent
       Deniz Yücel unter Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft. Er ist ebenfalls in
       Einzelhaft.
       
       4 Aug 2017
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Türkei
 (DIR) Türkei
 (DIR) Menschenrechte
 (DIR) Schwerpunkt Türkei
 (DIR) Pressefreiheit in der Türkei
 (DIR) Türkei
 (DIR) Schwerpunkt Türkei
 (DIR) Schwerpunkt Türkei
 (DIR) Schwerpunkt Türkei
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Deutscher Menschenrechtler in der Türkei: Ihm drohen 15 Jahre Gefängnis
       
       Die Türkei erhebt Anklage gegen Peter Steudtner. Die Haft-Entlassung des
       Menschenrechtlers hätte die Beziehung zu Deutschland verbessern können.
       
 (DIR) Deniz Yücel in türkischer Haft: „Welt“ legt Beschwerde ein
       
       Vor dem Gerichtshof für Menschenrechte: Der Verlag des Journalisten sieht
       seine Presse- und Berichterstattungsfreiheit in der Türkei verletzt.
       
 (DIR) Prozess gegen „Cumhuriyet“-Journalisten: „Niemand von uns ist frei“
       
       Sieben der Angeklagten müssen nicht im Gefängnis auf das Urteil warten.
       Doch was ist mit den anderen? – fragt unser Autor, selbst
       Ex-“Cumhuriyet“-Mitarbeiter.
       
 (DIR) Kommentar Verhaftungen in der Türkei: Warum erst jetzt?
       
       Endlich ist Schluss mit Appeasement. Allerdings erst, seit ein
       Menschenrechtsaktivist in Haft kam, der bisher kaum mit der Türkei zu tun
       hatte.
       
 (DIR) Türkeipolitik und Türkeistämmige: Deutsch-türkische Spannungen
       
       Türkeistämmige sollten nicht für türkische Politik verantwortlich gemacht
       werden, sagen türkische Organisationen. Kirche fordert Freilassung des
       inhaftierten Berliners.
       
 (DIR) Als Reaktion auf Inhaftierungen: Berlin verschärft Türkei-Politik
       
       Außenminister Sigmar Gabriel kündigt eine Neuausrichtung der deutschen
       Türkei-Politik an – mit Folgen für Tourismus und Wirtschaft.