# taz.de -- Weniger Flüge über Bremen: Nichts los am Flughafen
       
       > Immer weniger Personen fliegen über Bremen. CDU fahndet nach Ursachen,
       > Linke sind gelassen und Grüne befürworten Urlaub in der Region.
       
 (IMG) Bild: Genug für Bremen: Vier Flugzeuge.
       
       Bremen taz | Der Bremer Flughafen wird unattraktiver: Nur 1,15 Millionen
       Personen sind laut Flughafenverband ADV im ersten Halbjahr 2017 per
       Flugzeug an- oder abgereist. Das sind 4,5 Prozent weniger als im
       Vorjahreszeitraum. „Der Senat darf sich jetzt nicht zurücklehnen, sondern
       muss nach den Gründen fahnden“, sagt CDU-Wirtschaftssprecher Jörg
       Kastendiek, während Grüne und Linke gelassen bleiben.
       
       Noch 2014 hatte die städtische Betriebsgesellschaft als Ziel jährlich drei
       Millionen Reisende ausgerufen. Damals nutzten noch 2,77 Millionen im Jahr
       die Angebote von Ryanair und Co. Die Zahlen sind seitdem jährlich gesunken
       auf zuletzt 2,6 Millionen. Bei den gut zu erreichenden Nachbarn läuft es
       besser: Über Hannover-Langenhagen reisen aktuell fast fünf Prozent mehr
       Passagiere als im Vorjahr. Und auch in Hamburg ist ein positiver Trend
       abzusehen.
       
       Der Flughafen führt die Passagierentwicklung auf politische Turbulenzen in
       der Türkei zurück. Die insgesamt sieben Verbindungen nach Istanbul, Ankara
       und in die türkischen Urlaubsregionen sind laut Sprecherin ein wichtiger
       Grundstein des Passagieraufkommens.
       
       Kastendiek glaubt nicht, dass für den Einbruch allein die politischen
       Umbrüche in der Türkei verantwortlich seien: „Bis zur Jahresmitte 2016 war
       die Situation in der Türkei vergleichsweise stabil.“ Dabei bestehen
       Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes schon seit 2013. Laut Kastendiek
       hätten die sich allerdings nicht auf Touristenregionen wie Izmir bezogen.
       Seit vergangenen Juli gibt es für die Türkei eine Gesamtreisewarnung.
       
       Kastendiek glaubt jedoch, dass die Attraktivität des Tourismus-Standorts
       Bremen betroffen ist – zumal Leipzig inzwischen Bremen als zehntgrößte
       deutsche Stadt abgelöst habe. Er fordert Wirtschaftssenator Martin Günthner
       deswegen dazu auf, mit der Geschäftsführung des Flughafens und der
       Tourismusbranche nach den Ursachen zu suchen.
       
       Die CDU-Fraktion möchte daher von der Wirtschaftsdeputation detailliertere
       Zahlen erhalten und hat bis zur nächsten Sitzung im August einen Bericht
       angefordert. Laut eines Sprechers des Flughafenverbands differenzieren die
       Statistiken nicht zwischen An- und Abreise. „Es verhält sich etwa
       fünfzig-fünfzig.“
       
       Klaus-Rainer Rupp von der Linksfraktion hält es für realistisch, dass die
       Lage in der Türkei für den Rückgang verantwortlich ist. „Das geht an Bremen
       mit seinen vielen türkischen EinwohnerInnen nicht spurlos vorbei“, sagt er,
       „der Rückgang ist aber nicht dramatisch.“ Für die Stadt sei der
       Inlandstourismus wichtiger. Dort spiele der Flugverkehr nur eine geringe
       Rolle. „Die Zahl der Flüge hängt letztlich davon ab, ob die BremerInnen
       sich einen Auslandsurlaub leisten können.“
       
       Robert Bücking von den Grünen hält es für berechtigt, nach den Ursachen zu
       forschen. Kastendieks Versuch, von den Passagierzahlen auf die bremische
       Bevölkerungsentwicklung zu schließen, hält er allerdings für „hanebüchen“.
       Es sei auch möglich, dass BremerInnen lieber Urlaub in der Region machen.
       „Und das würden wir als Grüne begrüßen“, so Bücking.
       
       Nadja Niestädt, Referentin des Wirtschaftssenators, ergänzt dass der
       Flughafen schwarze Zahlen schreibt. Auch sie führt den Rückgang auf die
       aktuelle Weltlage zurück. Mittelfristig hält der Senat daher am
       3-Millionen-Ziel fest. Und um das zu erreichen, setze Bremen vor allem auf
       Geschäftsreisende.
       
       13 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lukas Thöle
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Tourismus
 (DIR) Flugverkehr
 (DIR) Flughafen
 (DIR) Bremen
 (DIR) Flugzeugabsturz
 (DIR) Luftverkehr
 (DIR) Ryanair
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Fluggesellschaft Germanwings: Katastrophe in harter Zeit
       
       Mit ihrer Tochter Germanwings will Lufthansa Billigfliegern Konkurrenz
       machen. Die Piloten verdienen dort bis zu 20 Prozent weniger.
       
 (DIR) Luftverkehr: Wenige Ziele, rote Zahlen
       
       Norddeutschlands Flughäfen stecken bis auf Hamburg tief im Minus - doch die
       Länder wollen von Schließungsplänen nichts wissen. Umweltschützer hingegen
       schon.
       
 (DIR) Irischer Billigflieger: Leicht, leichter, Ryanair-Jets
       
       Wer Flüge für einen Euro anbietet, muss irgendwo sparen: Laut
       Zeitungsbericht soll Ryanair das Gewicht seiner Jets manipuliert haben – um
       weniger Gebühren zu zahlen.
       
 (DIR) Dauerschnäppchen adé: Billigheimer unter Druck
       
       Luftverkehrssteuer kostet Passagiere. Das ist besonders für Flughäfen
       unangenehm, die auf Billigflieger wie Ryanair setzen - wie Lübeck und
       Bremen.
       
 (DIR) Billigflieger: Ryanair flüchtet vor Steuer
       
       Wegen der neuen Ticketsteuer streicht Ryanair ein Drittel aller
       Verbindungen ab Bremen. Der Flughafen verliert dadurch 400.000 Reisende -
       ein Sechstel aller Passagiere
       
 (DIR) Klimaschutzaktivist Ole Hilbrich: "Fliegen bedroht das Recht auf Leben"
       
       Klimaschützer fordern die Schließung des Bremer Flughafens, den vor allem
       die Billigairline Ryanair anfliegt. Angesichts der Folgen der Erderwärmung
       gebe es kein Recht auf Urlaubskonsum per Flugzeug.