# taz.de -- Grüne in Österreich: Mit neuer Spitze in die Wahl
       
       > Die Vorsitzende der Partei, Ewa Glawischnig, tritt überraschend zurück.
       > Der Parteivorstand will am Freitag über die Nachfolge entscheiden.
       
 (IMG) Bild: Rücktritt: die ehemalige Chefin der Grünen Eva Glawischnig
       
       Wien taz | Mit Eva Glawischnig ist am Donnerstag in Österreich das zweite
       Parteioberhaupt binnen weniger Tage zurückgetreten. Acht Tage nach ÖVP-Chef
       Reinhold Mitterlehner legte am Donnerstag die 48-jährige Grüne ihre Ämter
       mit sofortiger Wirkung nieder. Vor den Neuwahlen am 15. Oktober, die durch
       die Turbulenzen in der ÖVP ausgelöst wurden, will sie ihrer Partei die
       Chance geben, sich durch eine personelle Neuaufstellung besser zu
       positionieren. Konkreten Anlass habe es keinen gegeben. Die Entscheidung
       sei „gereift“.
       
       Als Mutter zweier Söhne müsse sie an ihre Gesundheit denken, erklärte
       Glawischnig im Presseraum des Parlaments. Es habe „körperliche Warnsignale
       gegeben, die ich ernst nehmen muss“. Ein allergischer Schock, der sie vor
       Ostern ins Krankenhaus brachte, war so ein Signal, dass der Arbeitsrhythmus
       einer Spitzenpolitikerin nicht ewig durchzuhalten sei.
       
       Die Kärntner Juristin, die von der Umweltbewegung zu den Grünen gestoßen
       war, hatte 2008 von Alexander Van der Bellen die Parteiführung übernommen.
       Seine Wahl zum Bundespräsidenten im vergangenen Jahr ist einer ihrer
       größten Erfolge. Seither ist aber einiges schief gelaufen: zuletzt der
       Rauswurf der Jungen Grünen, die sich in zwei Umiversitätsstädten für eine
       andere als die offizielle grüne Studentenvertretung ausgesprochen hatten.
       
       Glawischnig hatte da nach Meinung einiger Parteikollegen überreagiert. Der
       Aufstand der grünen Basis in Wien, die ein von der grünen
       Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou befürwortetes Hochhausprojekt stoppen
       wollte, hat der Autorität der Parteichefin geschadet. Und die Auftritte
       ihres Ehemanns bei einer Tanzshow im Fernsehen werden auch nicht von allen
       goutiert.
       
       ## Mehrere Namen im Spiel
       
       Glawischnigs Rücktritt kam auch für ihre engsten Vertrauten überraschend.
       Sie wurden erst im Laufe der Nacht auf Donnerstag informiert. Über ihre
       Nachfolge entscheidet ein erweiterter Parteivorstand, der am Freitag in
       Salzburg zusammentritt.
       
       Am häufigsten genannt wird Ingrid Felipe, die in Tirol eine relativ
       erfolgreiche Koalition mit der ÖVP führt. Auch die in Salzburg mit der ÖVP
       regierende Astrid Rössler soll im Spiel sein. Ulrike Lunacek,
       Vizepräsidentin des EU-Parlaments äußerte sich geehrt, dass auch ihr Name
       genannt werde. Sie arbeite gerne auf der europäischen Ebene: „Unter den
       Grünen gibt es mehrere hervorragende Persönlichkeiten, die diese Funktion
       übernehmen können. Wir werden das demokratisch entscheiden.“
       
       Als mögliche Variante soll auch die Ämterteilung diskutiert werden. So
       könnte Ingrid Felipe den Parteivorsitz übernehmen und die 59-jährige
       Lunacek als Spitzenkandidatin bei den Wahlen antreten.
       
       18 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Leonhard
       
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