# taz.de -- Taliban-Angriff in Afghanistan: Rücktritt vor hohem US-Besuch
       
       > Ein schwerer Taliban-Angriff führt zum Rücktritt von
       > Verteidigungsminister und Generalstabschef. Nun fehlen dem Pentagonchef
       > die Gesprächspartner.
       
 (IMG) Bild: Beerdigung eines Opfers des jüngsten Talibanangriffs bei Masar-i-Sharif.
       
       Berlin taz In Reaktion auf den verlustreichsten mutmaßlichen
       Taliban-Angriff auf das afghanische Militär seit 2001 sind gestern der
       Verteidigungsminister und der Generalstabschef zurückgetreten. Präsident
       Ashraf Ghani hat den Rücktritt von Minister Abdullah Habibi und General
       Qadam Shan Shahim mit sofortiger Wirkung angenommen, erklärte das
       Präsidialamt.
       
       Der Rücktritt erfolgte unmittelbar vor dem öffentlich nicht angekündigten
       Antrittsbesuch von US-Verteidigungsminister James Mattis in Kabul.
       
       Am Freitag hatten mutmaßliche Taliban eine große Militärbasis außerhalb von
       Masar-i-Sharif angegriffen. Unter dem Vorwand eines Verletztentransports
       hatten sich zehn in Militäruniformen und -Fahrzeugen getarnte Angreifer
       Zugang durch zwei der drei Sicherheitsschleusen des Lagers verschafft, um
       an der letzten Sperre die Wachen zu töten.
       
       Danach schossen sie auf unbewaffnete Soldaten, die aus der Moschee kamen
       oder in der Kantine aßen. Es dauerte Stunden, bis die Angreifer getötet
       werden konnten.
       
       ## Immer noch keine genauen Opferzahlen
       
       Die Opferzahl war auch nach drei Tage nach dem Angriff noch unklar. Vom
       Verteidigungsministerium hieß es nur, „mehr als einhundert“. Laut anderen
       Quellen gab es 140 Tote und 160 Verletzte.
       
       Die Taliban reklamierten die Tat für sich. Es war der zweite große Angriff
       auf das Militär in den letzten Wochen. Anfang März starben beim Angriff der
       Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf ein Militärkrankenhaus in Kabul 49
       Menschen, 76 wurden verletzt.
       
       Afghanische Parlamentsabgeordnete geben Präsident Ghani die Schuld an den
       hohen Opferzahlen. Er habe Führungsposten im Militär mittels Patronage an
       Unqualifizierte vergeben.
       
       ## Betroffene Provinz laut Bundesregierung angeblich sicher
       
       Die jetzt betroffene Provinz Balch wird von der deutschen Bundesregierung
       gern als eine der Gebiete Afghanistans bezeichnet, in die man bedenkenlos
       abgelehnte Asylbewerber abschieben könne. Noch für Montag war ein weiterer
       Abschiebeflug geplant.
       
       Die Taliban kontrollieren in Afghanistan immer größere Gebiete, während der
       IS sich bisher nur im Osten des Landes festsetzen konnte. Dort warf das
       US-Militär kürzlich die größte bunkerbrechende nichtatomare Bombe seiner
       Geschichte ab und tötete damit angeblich fast 100 IS-Kämpfer.
       
       Der Besuch des US-Verteidigungsministers dient der Ausarbeitung einer
       Afghanistan-Politik unter Donald Trump. Der US-Präsident hat bisher
       überhaupt keine Richtung erkennen lassen, wie er mit dem längsten Krieg der
       US-Geschichte umgehen will. Er gibt noch nicht einmal einen US-Botschafter
       in Kabul.
       
       Das US-Militär verlangt eine Aufstockung der US-Truppen am Hindukusch. Die
       USA haben dort derzeit noch 9.000 Soldaten, zum Großteil
       Ausbildungstruppen, dazu kommen weitere 5.000 aus Nato-Ländern wie
       Deutschland.
       
       24 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
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