# taz.de -- Massaker in Pakistan: 20 Tote in Sufi-Schrein
       
       > In einem Schrein nahe Sargodha attackierten der Aufseher und zwei
       > Komplizen Gläubige mit Messern und Schlagstöcken. Sie sollen die Opfer
       > zuvor vergiftet haben.
       
 (IMG) Bild: Polizisten untersuchen den Schrein nahe der Stadt Sargodha
       
       Islamabad afp | In einem Sufi-Schrein in Pakistan sind am Sonntag 20
       Menschen getötet worden. Der Aufseher des Heiligtums und zwei Komplizen
       attackierten die Gläubigen mit Messern und Schlagstöcken, wie die Polizei
       in der Provinz Punjab mitteilte. Alle drei wurden festgenommen. Sie werden
       nach Polizeiangaben verdächtigt, die Opfer vor der Attacke vergiftet zu
       haben.
       
       Das Motiv für die Bluttat war zunächst unklar. Der Aufseher des Schreins in
       der Nähe der Stadt Sargodha sagte nach Polizeiangaben aus, er habe die
       Gläubigen getötet, weil er sich von ihnen bedroht gefühlt habe. Der
       50-Jährige leide anscheinend unter psychischen Problemen, die Tat könne
       aber auch mit Rivalitäten um die Kontrolle des Schreins zusammenhängen,
       sagte der regionale Polizeichef Zulfiqar Hameed.
       
       Die Ermittler gehen davon aus, dass der Aufseher seinen Opfern vor der
       Attacke Gift verabreichte, wie Polizeichef Shamshir Joya sagte. Um diese
       Vermutung zu bestätigen, müsse aber der Bericht der Gerichtsmedizin
       abgewartet werden. Die Kleider der Ermordeten waren den Angaben zufolge
       zerrissen und blutverschmiert. Unter den Opfern waren nach Polizeiangaben
       vier Frauen.
       
       Nach Angaben eines Beamten der Rettungsdienste hatte der Aufseher schon
       häufiger Gläubigen Gewalt angetan. Anwohner hätten berichtet, dass er
       Besucher des Schreins geschlagen habe, um sie „von verschiedenen
       körperlichen und seelischen Leiden zu heilen“, sagte Mazhar Shah im
       Fernsehen. Manchmal habe er auch die Kleidung von Gläubigen verbrannt.
       
       ## Als liberal geltende Strömung
       
       Der Sufismus ist eine mystische Richtung des Islam. In Pakistan hat er noch
       mehrere Millionen Anhänger, obwohl sich zunehmend konservativere Strömungen
       des Islam durchsetzen. Der Besuch von Sufi-Schreinen, wo die Gläubigen
       Almosen für die Armen und Spenden für die Aufseher geben, ist aber
       weiterhin sehr populär.
       
       Extremistische Gruppen wie die Taliban oder die Dschihadistenmiliz
       „Islamischer Staat“ (IS) sehen die Anhänger der als liberal geltenden
       Strömung als Ketzer an und verüben immer wieder Anschläge auf
       Sufi-Schreine.
       
       Im Februar hatte sich ein Selbstmordattentäter in einem jahrhundertealten
       Sufi-Schrein in der südlichen Provinz Sindh [1][inmitten hunderter
       Gläubiger in die Luft gesprengt]. 88 Menschen wurden getötet, hunderte
       weitere verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich der IS.
       
       Der Schrein in der Provinz Punjab wurde nach Polizeiangaben vor etwa
       zweieinhalb Jahren auf Privatland erbaut. Nach Angaben von Punjabs
       Religionsminister Zaeem Qadri gehörte der Schrein nicht zu den mehr als 550
       registrierten Sufi-Schreinen in der Provinz.
       
       2 Apr 2017
       
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