# taz.de -- Kommentar Linkspartei im Saarland: Der Lafontaine-Effekt nutzt sich ab
       
       > Die Saar-Linke bewirbt Lafontaine wie einen Bestseller. Doch das maue
       > Wahlergebnis zeigt: Die altbewährte Strategie funktioniert nicht mehr.
       
 (IMG) Bild: Bei der TV-Runde nach der Wahl: Oskar Lafontaine
       
       21, 16, 13 – Das sind die Wahlergebnisse der Linkspartei bei den
       vergangenen Landtagswahlen im Saarland. 2009 holte sie sensationelle 21
       Prozent der Stimmen, 2012 waren es noch 16 Prozent. Am Sonntag reichte es
       nur noch für 13 Prozent. Da mochten die Bundes- und die Landespartei sich
       noch so sehr über das „gute zweistellige Ergebnis“ (Bundesvorsitzende Katja
       Kipping) freuen. Der Trend ist eindeutig: an der Saar geht es für die Linke
       bergab.
       
       Der Spitzenkandidat in allen drei Landtagswahlen hieß Oskar Lafontaine. Der
       Fraktionsvorsitzende sorgte über die Jahre für zweistellige Ergebnisse. Die
       Partei hat ihren Wahlkampf auch in diesem Jahr konsequent auf ihn
       zugeschnitten und Lafontaine wie einen Bestseller beworben: „Der
       gefährlichste Mann Europas“ (The Sun).
       
       Wie sich zeigt, wird der Bestseller allerdings allmählich zum Ladenhüter.
       Der Lafontaine-Effekt nutzt sich ab.
       
       Oskar Lafontaine hat die Linke im Saarland aufgebaut, aber er hat es nicht
       geschafft, das nachhaltig zu tun. Es gibt keine Person in der Partei, die
       derzeit in seine Fußstapfen treten könnte.
       
       Das liegt sicher auch an der Mitgliederstruktur: mit einem Frauenanteil von
       35 Prozent ist die Linke im Saarland eine männerdominierte Partei – aber
       nicht schlimmer als in anderen Bundesländern. In Bayern stellen die Frauen
       nicht mal ein Viertel der Linksparteibasis. In der Alterspyramide dominiert
       die Generation 50 plus – auch das kein Alleinstellungsmerkmal. Im Osten
       herrscht eine ähnliche demografische Struktur.
       
       ## Status des Sonnenkönigs
       
       Es liegt zu einem Gutteil an der Ikone Lafontaine selbst, dass die
       Saar-Linke ein Zukunftsproblem hat. Er hat über Jahre den Status des
       Sonnenkönigs genossen. Wer sich mit ihm anlegte, hatte nichts zu lachen,
       wer ihn herausforderte, setzte seine politische Zukunft aufs Spiel.
       
       Und Partei und Fraktion spielten mit – weil sie am Tropf der zweistelligen
       Wahlergebnisse hängen. Es ist bezeichnend, dass sie zum Parlamentarischen
       Geschäftsführer, dem mächtigsten Posten nach dem Fraktionsvorsitzenden,
       erneut einen Lafontaine-Vertrauten kürten, den 62-jährigen Jochen Flackus.
       Das ist eine Nachwuchspolitik wie im Inselstaat Kuba.
       
       Wenn die Linke im Saarland auf Dauer eine Chance haben will, muss sie sich
       von Lafontaine lösen – auch wenn das ziemlich sicher einstellige
       Wahlergebnisse bedeutet. Aber wer hat je behauptet, dass ein Entzug
       angenehm ist.
       
       27 Mar 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Lehmann
       
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