# taz.de -- Demonstration in Großbritannien: Marsch der Brexit-Gegner
> Mehr als 25.000 Menschen sind in London auf der Straße. Sie demonstrieren
> gegen den EU-Austritt, der schon in wenigen Tagen beginnen soll.
(IMG) Bild: Große Minderheit gegen Brexit: „Nicht in unserem Namen – 48%“
London taz | Schon in der U-Bahn sitzen ganze Familien. Der Brite Richard
Woodford, 49, und seine französische Frau Anne Vigouroux, 41, sind zusammen
mit ihren Kindern Mathilde, Clemence und Romain unterwegs. Sie haben alle
selbstgemachte T-Shirts mit EU Symbolen an und mehrere Plakate. Anne
arbeitet für die französische Versicherungsfirma AXA. Ihre Zukunft ist nun
ungewiss. “Mir gefällt die Freizügigkeit und das internationale Flair
bisher in London, das wird sich ändern“, sagt Anne.
Zehntausende Brexitgegner haben in London gegen den angestrebten
EU-Austritt demonstriert. Britischen Medien zufolge waren mehr als 25.000
Menschen auf der Straße. Am kommenden Mittwoch will Premierministerin
Theresa May den EU-Austritt Großbritanniens gemäß Artikel 50 des
EU-Vertrags beantragen.
Vor dem Hyde Park stehen in der Menge auch Rayi Mohanraj, 46, und seine
Frau Minal, 43, zusammen. Beide sind Briten und Ärzte aus Manchester, die
ihr Leben in Indien begannen. Die Slogans des Brexit seien falsch und es
sein Unsinn wenn sie darauf verwiesen, dass der EU-Austritt Länder wie
Indien Großbritannien näherbringe. “Es geht darum, wie man mit seinen
unmittelbaren Nachbarn lebt, nicht mit Ländern tausende Kilometer von
hier.“
Anette Hall, 74, ist aus Tamworth, der Grafschaft Staffordshire, nach
London zu kommen. “Kaum jemand redet mit mir, weil ich für den Verbleib in
der EU bin“, so Hall. Sie glaubt, dass der Brexit auf Annahmen und unwahren
Fakten basierte. Die Wirklichkeit sei anders. Nach dem Zweiten Weltkrieg
sei die Europäische Gemeinschaft gegründet worden, um Krieg zu verhindern
und Leute zusammenzubringen. Die Menschen wüssten nicht den Frieden zu
schätzen, glaubt sie.
Gemeinsam mit tausenden anderen ziehen sie in Richtung Parlament. Einige
hatten Blumen in den Farben der EU mitgebracht. Sie wurden am Zaun am
Parlament niedergelegt und sollten zugleich die Toten des Anschlags vom
Mittwoch ehren. Auf der langen Liste der Redner sticht vor allem der
ehemalige Regierungssprecher Alastair Campbell hervor. Er fordert die
Menge, die den gesamten Parlamentsvorplatz füllte auf, ihre Mitmenschen zu
überzeugen.
Auch Theresa May habe man schon einmal überzeugt, denn sie war einst eine
moderate Sprecherin für den EU Verbleib. Es ginge um die Zukunft der jungen
Menschen, die noch gar nicht wählen konnten. Den Brexitanhängern müsse
bewiesen werden, dass die Versprechen die ihnen gegenüber gemacht wurden,
nicht erfüllt werden. “Wenn die Verhandlungen vorbei sind, wird die
Mehrheit für den Verbleib sein. Wozu also all das?“, fragte er.
Mehrere Sprecher sprachen auch den Zweiten Weltkrieg an, und wie aus
Feinden Freunde wurden. Roger Casale von der Organisation New Europeans
rief die Menge auf, ihre Nachbarn hier zu umarmen und tat es ebengleich auf
der Bühne. So mache man Frieden sagte er.
25 Mar 2017
## AUTOREN
(DIR) Daniel Zylbersztajn
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