# taz.de -- „Tatort“ aus Münster: Ein gewisser Hang zu Kalauern
> Ist Kommissar Thiel plötzlich Vater? Schafft Rechtsmediziner Boerne den
> Jagdschein? Klar ist nur: Ein IT-Experte stürzt aus dem Fenster.
(IMG) Bild: Boerne (Jan-Josef Liefers, l.) Thiel (Axel Prahl, M.) und Leila Wagner (Janina Fautz) kalauern um die Wette
Es gibt Menschen, die den Münster-„Tatort“ lieben, und solche, die ihn
hassen. Das ist nicht verwunderlich, weil man, um ihn unterhaltsam zu
finden, eine gewisse Art von Humor benötigt. Man muss einen Hang zu
Kalauern haben, mit denen sich die Karikatur eines eitlen Rechtsmediziners
und seine Antithese, ein wurschtiger Proletenkommissar, seit inzwischen 15
Jahren beharken.
„Jetzt mal die Ohren gespitzt, ihr Gehör funktioniert ja noch ganz gut“,
sagt Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan-Josef Liefers) und wedelt im
Keller der Rechtsmedizin vornehm mit einem Beweismitteltütchen vor
Kommissar Thiels (Axel Prahl) Nase herum. „Was?“, fragt Thiel. Na, gelacht?
Der Münster-„Tatort“ hat einen ungesunden Hang zu flachen Witzen und
Dialogen, die garantiert nicht das Leben geschrieben hat (weil sie nämlich
aus genau solchen Stanzen bestehen). Diesmal bekommt es der Zuschauer mit
Leila Wagner (Janina Fautz) zu tun, die plötzlich vor Thiels Wohnungstür
steht, und behauptet, sie sei seine Tochter.
Fautz muss Leila so berufsjugendlich spielen, dass sie offenbar selbst
nicht an ihre Figur glaubt, so steif kommt diese ganze
Vater-Tochter-Geschichte daher.
Der Mordfall steht in Münster meist im Schatten der Ermittler. Und die
zweite Privatgeschichte, Boernes Bemühungen um den Jagdschein, weil ja
inzwischen „Krethi und Plethi über den Golfplatz kreuchen“, ist tatsächlich
mit ganz amüsanten Details gespickt.
In „Fangschuss“ ist das kriminalistische Moment allerdings gar nicht so
schwach. Ein IT-Experte stürzt aus dem Fenster, gemeinsam mit einem
Journalisten war er an einer Geschichte über verseuchten Mais dran. Wenig
später ist auch der Journalist tot, erschossen. Und was das am Ende mit
Boernes Geheimratsecken und seinem schicken Jagdklub zu tun hat, diese
Volte ist alles, aber nicht platt.
2 Apr 2017
## AUTOREN
(DIR) Anna Klöpper
## TAGS
(DIR) Tatort
(DIR) Münster
(DIR) Wochenendkrimi
(DIR) Tatort
(DIR) Tatort
(DIR) Tatort
(DIR) ZDF
(DIR) Tatort Kiel
(DIR) Tatort
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) „Tatort“ aus Münster: Vierfach blasiert und genervt
Analog, rührend und selbstironisch: Die „Tatort“-Fossilien Thiel und Boerne
aus Münster gibt es diesmal im Doppelpack.
(DIR) „Tatort“ aus Wien: Besser streiten als lachen
Beim „Tatort“ aus Wien geht es diese Woche um Anhänglichkeiten und
Abhängigkeiten. Wir lernen: Ein Streit kann auch für etwas gut sein.
(DIR) „Tatort“ aus Franken: Undercover unter Flüchtlingen
Im Franken-„Tatort“ geht es um einen Brandanschlag auf eine
Flüchtlingsunterkunft. Erzählerisch ist das oft wenig geschickt gelöst.
(DIR) ZDF-Doku „Das letzte halbe Jahr“: Mit 15 hat man noch Träume
Wenn im Ort die Schule nur bis zur 10. Klasse geht, steht früh die erste
Trennung an. Im ZDF werden 15-Jährige auf ihrem Weg zum Abschluss
begleitet.
(DIR) „Tatort“ aus Kiel: Mit Pizza im Keller gegen Tor
Die Verfolgungsfahrten im Sonntagabendkrimi sind sehenswert. Auch wenn es
wieder einmal um Cybercrime geht, diesmal gibt es keine Kalauer.
(DIR) „Tatort“ aus Bremen: Tödliche Nachtfahrten
Mörderische Autos gibt es in Filmen schon lange. Doch im Bremer Tatort
dient das Fahrzeug nur als Symbol. Der wahre Schrecken liegt in der
Familie.