# taz.de -- Frauen-Elf des FC Bayern: Kaum Kosten, prima Rendite
       
       > Bayern-Präsident Uli Hoeneß macht den Frauenfußball zur Chefsache. Er
       > will 10.000 Zuschauer gegen Paris St. Germain ins Stadion lotsen.
       
 (IMG) Bild: Simone Laudher (links, FC Bayern) am Ball gegen Elise Kellond-Knight (rechts, Turbine Potsdam)
       
       Mit etwas gutem Willen könnte man beim FC Bayern die Zuschauer noch per
       Handschlag begrüßen. Es sind nicht viele, die zum Frauen-Bundesligisten zu
       den Heimspielen kommen. Am Donnerstagabend aber soll das ganz anders
       werden. Mit dem Hashtag „Vollehütte“ macht der FC Bayern mobil, um die
       Heimstätte des Frauenteams, das meist erschreckend leere Grünwalder
       Stadion, von einem Minderheitentreff in einen Massenmagnet zu verwandeln.
       Schließlich hat es der deutsche Meister der letzten beiden Jahre erstmals
       ins Viertelfinale der Champions League geschafft und erwartet nun das
       europäische Spitzenteam Paris St. Germain (19 Uhr/Sport 1).
       
       Im vergangenen November beim Achtelfinalduell gegen den russischen Meister
       FK Rossijanka zählte man im Stadtbezirk Untergiesing lediglich 410
       Zuschauer. Auch der Besucherschnitt bei den Ligaspielen (788) fällt
       angesichts der großen Erfolge der letzten Jahre kärglich aus. Gegen Paris
       jedoch träumt nun Präsident Uli Hoeneß von 10.000 Besuchern. Und zum
       Erstaunen vieler outet sich der Vereinspatron als leibhaftiger Liebhaber
       des Frauenfußballs: „Wenn es mehr wären, würde ich alle umarmen, die
       kommen.“ Vor fünf Jahren, als Hoeneß zur Frauen-WM befragt wurde, punktete
       er noch an den Männerstammtischen mit seiner abschätzigen Antwort: „Ich
       dachte, wir reden über Fußball.“
       
       Nun erklärte er dieser Tage auf der Vereinshomepage, man habe mittlerweile
       gemerkt, welch großen Beitrag die Frauen zum Image des FC Bayern beitragen.
       Das stünde dem Verein prima zu Gesicht. Den früheren Börsenspekulanten
       erfreut insbesondere die hohe Rendite trotz des geringen Kapitaleinsatzes.
       Vergangenen Dezember frohlockte er in einem TV-Interview: „Und wenn ich den
       Etat anschaue, den die uns kosten, dann lacht einem das Herz im Leibe.“ Auf
       1,5 Millionen Euro schätzt er das Jahresbudget des Frauenteams.
       
       Das ist in der Tat bei einem Jahresumsatz von 628,8 Millionen Euro nicht
       der Rede wert. Der Branchenführer VfL Wolfsburg investiert immerhin
       geschätzte 3,5 Millionen Euro in sein Frauenteam. Hoeneß hebt vor allem
       lobend hervor, dass die Bayern-Frauen niemals Ansprüche gestellt, sondern
       erst Leistung erbracht hätten. Nun zeige sich der Verein „dankbar und
       großzügig“.
       
       ## Bemerkenswerte Positionierung
       
       Damit meint Hoeneß das derzeitige Engagement des Vereins, das Spiel gegen
       Paris St. Germain zu einem Großereignis werden zu lassen. Er selbst hat
       bereits im Dezember dieses Projekt zur Chefsache erklärt und eine Marke von
       bis zu 20.000 Zuschauern zum Ziel gesetzt. Karin Danner, die Managerin der
       Frauenabteilung, freute sich damals sehr über die ungewohnt eifrige Hilfe
       von oben, erlaubte sich aber den euphoriebremsenden Hinweis, dass im
       Grünwalder Stadion maximal 12.500 Zuschauer Platz haben.
       
       Es ist fraglos bemerkenswert, dass Hoeneß in den vergangenen Wochen zum
       Thema Frauenfußball so viel zu sagen hatte wie in seinen ganzen 65
       Lebensjahren zuvor nicht. Und er gerät mitunter geradezu in Schwärmen: „Die
       Frauen spielen technisch und taktisch einen fantastischen Fußball.“
       
       Gewisse Vorbehalte aber kann auch Hoeneß nicht verbergen. Körperlich
       grenzwertiger Einsatz, wie beim Männerfußball üblich, bekannte er gegenüber
       dem Münchner Merkur, missfalle ihm beim Frauenfußball. Er präzisierte: „Ich
       möchte bei den Frauen sehen, dass sie elegant dribbeln und den Ball ins Tor
       schlenzen.“
       
       Und beim offenkundig unvermeidlichen Thema Playboy demonstrierte Hoeneß im
       Münchner Lokalblatt seine sehr liberale Haltung. Er würde den Spielerinnen,
       versicherte er, ein Shooting nicht verbieten. Und er ergänzte: „Wenn ich
       unsere Frauen heute so sehe, könnte ich mir vorstellen, dass die da eine
       ganz gute Figur machen würden.“ Es bleiben also gewisse Zweifel, ob der FC
       Bayern München unter der Federführung von Uli Hoeneß innovative Impulse für
       die Entwicklung des Frauenfußball setzen kann.
       
       Für das Spitzenspiel gegen Paris St. Germain setzt man auf Rabatte statt
       auf Topzuschläge, um die Rekordkulisse zusammenzubekommen. Fünf statt acht
       Euro kostet der Eintritt und für Dauerkartenbesitzer des Männerteams ist
       der Spielbesuch gratis.
       
       23 Mar 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
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