# taz.de -- Tennis der Frauen: Süßigkeiten für das ungezogene Kind
       
       > Nach ihrem mäßigen Saisonstart will Angelique Kerber in Indian Wells
       > wieder den Rhythmus finden. Eine Wildcard für Maria Scharapowa sorgt für
       > Unmut.
       
 (IMG) Bild: Wird wieder Nummer 1 der Weltrangliste: Angelique Kerber
       
       Indian Wells taz | Irgendwie war es fast ein wenig kurios, dass es am
       Medientag in Indian Wells wie im vergangenen Jahr um eine Spielerin ging,
       die gar nicht anwesend war. Nur noch ein paar Wochen werden bis zum Ende
       der einjährigen Sperre für Maria Scharapowa wegen des Verstoßes gegen
       erneuerte Bestimmungen zum Gebrauch des Wirkstoffes Meldonium vergehen. Am
       25. April läuft die Sperre ab, und dank einer Wildcard wird Scharapowa
       schon am Tag danach beim Porsche Grand Prix in Stuttgart ganz offiziell zum
       Tennis zurückkehren, das steht längst fest.
       
       Als Angelique Kerber in Indian Wells gefragt wurde, was sie davon halte,
       ließ sie das recht eindeutig erkennen. „Die ganze Situation ist ein
       bisschen merkwürdig“, sagte sie, „weil Maria ja erst am Mittwoch auf die
       Anlage darf. Und für die deutschen Spielerinnen ist es natürlich schade,
       wenn eine Wildcard weniger zur Verfügung steht.“ Im vergangenen Jahr waren
       die beiden Wildcards an deutsche Spielerinnen vergeben worden, die sonst
       nicht im Hauptfeld des größten deutschen Frauenturniers gelandet wären.
       
       Kerbers Skepsis beleuchtet einen nationalen Aspekt der Angelegenheit,
       andere Kollegen äußern grundsätzliche Bedenken, jemanden nach einer
       einjährigen Sperre mit einer Wildcard zu belohnen. Bereits vor Wochen hatte
       Andy Murray, der in allen Diskussionen klare Positionen vertritt, erklärt,
       seiner Meinung nach sei das falsch. Je näher der April rückt, desto mehr
       Spieler scheinen sich dieser Meinung anzuschließen. Der Franzose
       Jo-Wilfried Tsonga sagt, sollte der französische Tennisverband Scharapowa
       für die French Open eine Wildcard zur Verfügung stellen, dann sei das
       ungefähr so, als belohne man ein Kind, das sich schlecht benommen habe, mit
       Süßigkeiten.
       
       Die Tschechin Karolina Pliskova, Nummer drei der Weltrangliste, brachte
       die Sache auf den Punkt. Auf der einen Seite sei es klar, dass das
       Frauentennis eine Figur wie Scharapowa brauche. Auf der anderen sei das die
       Angelegenheit der Turniere, die darüber im Einzelfall entscheiden könnten.
       Sie selbst habe zwar eine Meinung, aber die wolle sie lieber für sich
       behalten. Es ist nicht allzu schwer, diese Meinung zwischen den Zeilen zu
       lesen.
       
       Was Angelique Kerber betrifft, so ging es beim Medientag natürlich auch
       darum, wie sie den Beginn des Jahres erlebt hatte. Die Niederlage im
       Achtelfinale der Australian Open, ein Jahr nach dem Triumph an gleicher
       Stelle, danach die Niederlage in der ersten Runde beim Turnier in Doha,
       dann deutliche Anzeichen von Besserung in Dubai mit dem Erreichen des
       Halbfinales, aber schließlich gesundheitliche Probleme, die ihr am Ende zu
       schaffen machten. Es zwickte im Rücken und auch im Knie, aber es war nichts
       Ernstes. Eine Überlastung des Meniskus wurde bei einer Untersuchung
       festgestellt. Kerber sagt, nach einer kleinen Pause sei die Sache wieder in
       Ordnung – im Training zumindest. Die Frage ist, wie sich das in ihrem
       ersten Spiel am Wochenende in Indian Wells darstellen wird.
       
       Seit ein paar Tagen weiß sie, dass sie nach dem Ende des Turniers in
       Kalifornien wegen der Absage von Serena Williams wieder die Nummer eins der
       Weltrangliste sein wird. Das sei schön, sagt sie, aber wichtiger sei ein
       guter Auftritt in Indian Wells. Es wäre gut, ein bisschen freier spielen zu
       können als zuletzt, mit ein, zwei Siegen wieder den richtigen Rhythmus zu
       finden. Sorgen wegen des durchwachsenen Starts ins Jahr? „Nein. Es gibt
       keinen Grund zur Panik. Ich bin positiv und ruhig geblieben, auch alle
       Leute drumherum. Es ist ja nichts Schlimmes passiert; ich hab in Melbourne
       einfach nur ein Match verloren.“
       
       9 Mar 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Doris Henkel
       
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