# taz.de -- Kommentar Razzien bei Imamen: Ditib braucht Druck von unten
       
       > Die Hausdurchsuchungen wegen geheimdienstlicher Tätigkeit bei vier Imamen
       > kommen spät. Der Vorwurf steht schon lange im Raum.
       
 (IMG) Bild: Bekir Alboga, Generalsekretär des DITIB-Verbandes bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in der Zentralmoschee in Köln
       
       Die Razzien sind ein Schlag ins Kontor für den größten, deutschtürkischen
       Islamverband Ditib. Bei vieren seiner Imame stand am Mittwochmorgen [1][die
       Polizei vor der Tür], um im Auftrag des Generalbundesanwalts eine
       Hausdurchsuchung vorzunehmen. Der Verdacht: Die Geistlichen sollen Menschen
       in Deutschland als mutmaßliche Anhänger des türkischen Predigers Fethullah
       Gülen, der in der Türkei inzwischen als Staatsfeind gilt, in Ankara
       angeschwärzt haben.
       
       Die Durchsuchungen kommen überraschend spät, denn der Vorwurf steht schon
       lange im Raum. Und die Namen der verdächtigen Imame sollten dem
       Generalbundesanwalt eigentlich auch längst bekannt sein – sie finden sich
       ja in den Berichten, die nach Ankara gingen, aus denen schon vor Monaten in
       Medien zitiert wurde.
       
       Vor zwei Wochen hatte Ditib erklärt, die von Ankara nach Deutschland
       entsandten Imame, die das Vertrauen ihrer Gemeinden missbraucht hätten,
       seien vorzeitig in die Türkei zurückgeschickt worden. Dem Verband schien
       das schon Strafe genug zu sein, doch echte Aufklärung sieht anders aus. Und
       offenbar war es auch nicht die ganze Wahrheit: Die Durchsuchungen bei vier
       Verdächtigen zeigen, dass zumindest diese Imame noch im Land geblieben
       sind.
       
       Auch die Bundesregierung hat jetzt genug von dieser Hinhaltetaktik. Sie
       macht Druck auf Ditib, sich endlich glaubhaft von Ankara zu lösen. Denn nur
       dann kann der Verband, der um die 900 Moscheegemeinden vertritt, weiter ein
       Partner des deutschen Staates sein. An einer Änderung seiner Satzung, um
       den Einfluss der aus Ankara entsandten Attachés in seinem Vorstand zu
       mindern, kommt Ditib da wohl nicht vorbei.
       
       Doch dieser Druck muss auch von unten kommen, aus den Moscheegemeinden
       selbst. Denn nur, wenn er sich von Ankara emanzipiert, kann der Verband die
       religiösen Anliegen seiner Mitglieder vertreten. Und darum sollte es ihm in
       erster Linie gehen.
       
       15 Feb 2017
       
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