# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Die etwas andere Grundversorgung
       
       > Die Handball-WM wird von einer Bank, der DKB, übertragen. Warum wir uns
       > an das neue deutsche Sportfernsehen gewöhnen müssen.
       
 (IMG) Bild: Schön im Bild: Fabian Wiede im Testspiel gegen Tunesien
       
       Auch wenn das viele Handballfans gern hätten: Es gibt kein Grundrecht auf
       Ausstrahlung einer Handball-WM im frei empfangbaren Fernsehen. Handball
       gehört auch nicht zur „Grundversorgung“, die im öffentlich-rechtlichen
       Fernsehen Übertragungen von Olympischen Spielen und wichtigen
       Fußballspielen garantieren soll. Handball ist nicht wichtig. Selbst wenn
       die deutschen Ballwerfer Europameister geworden sind und Dritter bei den
       Sommerspielen von Rio, sie müssen sich trotzdem weit hinter den Fußballern
       einreihen und nun schon zum zweiten Mal nach 2015 hart darum kämpfen, dass
       überhaupt Bewegtbilder der in der kommenden Woche beginnenden WM zu sehen
       sind.
       
       Der katarische Medienkonzern beIN Sports hat die Rechte der vergangenen und
       dieser WM beim Handballverband für etwa 90 Millionen Euro gekauft. Doch
       Verhandlungen mit ZDF und ARD scheiterten ebenso wie mit Sport1, Sky oder
       sportdeutschland.tv. Weil sich die Probleme schon früh andeuteten, soll der
       Chef des internationalen Handballverbandes, Hassan Moustafa, im Sommer
       einen Bittbrief an Angela Merkel geschrieben haben. Aber die Kanzlerin
       winkte ab. Zuletzt riefen der deutsche Handballchef und sein Vize die
       Politik um Hilfe. Man möge doch bitte ein paar Hebel in Bewegung setzen,
       damit die WM nicht im Nirwana verschwinde.
       
       Es ist schwer zu sagen, ob nicht doch politischer Einfluss geltend gemacht
       wurde, jedenfalls ist die WM nun beim Tochterunternehmen der Bayerischen
       Landesbank gelandet, der Deutschen Kreditbank DKB, die unter anderem die
       Handball-Liga unterstützt und ihre Werbebanden bei vielen Wintersportevents
       aufstellen lässt. Im Verwaltungsrat der Landesbank sitzt der bayrische
       Finanzminister.
       
       Es ist jetzt viel von „Erleichterung“ unter den Handballfreunden zu lesen.
       Von „Rettung“ wird geschrieben. Dabei gehört dieser Poker um Rechte künftig
       zu den Usancen einer Medienlandschaft, die in Bewegung ist. Bequeme und vor
       allem billige Lösungen für den Konsumenten gibt’s immer weniger.
       
       ## Mächtige Player
       
       Es konkurrieren große Player, beIN aus Katar, die Perform-Gruppe (DAZN)
       oder Discovery (Eurosport). Sie setzen ihre Marktmacht ein. Das führt zu
       einer gewissen Unübersichtlichkeit. Früher fläzte man sich vor den
       Fernseher und konnte davon ausgehen, dass das Wichtige frei übertragen
       wird. Heute muss man Spartenkanäle und Internetportale durchforsten, um das
       Passende zu finden.
       
       So wird Sportschauen zum Planspiel – und zu einem recht teuren Vergnügen.
       Hätte es den Deal mit der Kreditbank nicht gegeben, der findige und
       solvente Handballfan wäre übrigens nicht zu kurz gekommen. Er hätte sich
       nur eine Pharao-TV-Box für etwa 120 Euro kaufen müssen. Eine etwas
       billigere Lösung wäre wohl mit der Android-TV-Box und der beIN-App möglich
       gewesen.
       
       In der Zukunft des Sportfernsehens wird immer weniger frei Haus geliefert.
       Der stärkere Konkurrenzdruck wird auch dazu führen, dass derjenige, der die
       Rechte in den Händen hält, keinen besonderen Wert auf hohe journalistische
       Standards legen muss. Die Sportfans sind ja schon froh, wenn sie ihre
       Mannschaft überhaupt sehen. Das ist die neue Grundversorgung. Hauptsache,
       es flimmert.
       
       7 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
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