# taz.de -- Kommentar François Hollande: Sogar das Wetter war gegen ihn
       
       > Der Verzicht auf die Präsidentschaftskandidatur ist für Hollande eine
       > logische Konsequenz. Für seine Partei wird es schwer, Ersatz zu finden.
       
 (IMG) Bild: Das einzige, was bei ihm läuft, sind die Regentropfen von der Nasenspitze
       
       François Hollandes Verzicht auf eine Kandidatur ist absurderweise die erste
       Entscheidung in seiner Präsidentschaft, für die er breite Zustimmung ernten
       kann. Dieser Verzicht ist die logische Konsequenz seines Misserfolgs.
       
       Hollande war beileibe nicht schlechter als andere Staatschefs vor ihm. Das
       werden ihm seine Landsleute mit der Zeit in einer etwas weniger emotional
       gefärbten Bilanz später zubilligen. Er hat es aber in seiner in fünf
       Monaten zu Ende gehenden Amtszeit nicht geschafft, die Rolle des
       Staatsoberhaupts so zu spielen, wie sich das die Franzosen und Französinnen
       offenbar vorstellen.
       
       Ein „normaler Präsident“ wollte Hollande sein. Solange das nur als Absage
       an seinen geltungssüchtigen Vorgänger Sarkozy gemeint war, kam dieser
       Slogan an. Die wenigsten seiner Wähler aber wollten, dass er damit wirklich
       Ernst machen würde. Die konservativen Medien hatten ein leichtes Spiel, ihn
       von Beginn an als Zögerer und unentschlossenen Weichling zu karikieren.
       
       Da er wegen seiner Reform zur Wirtschaftsliberalisierung und wegen der
       Sicherheitspolitik auch links auf Widerstand stieß, stand er bald einsam im
       Kreuzfeuer der Kritik. Sogar das Wetter hatte sich gegen ihn verschworen;
       bei jedem großen Auftritt sah man ihn klitschnass im Regen. Bestimmt wird
       ihm jetzt auch noch vorgeworfen, er werfe resigniert wegen einer sonst
       unvermeidlichen K.O.-Niederlage das Handtuch und sage, mit seinem
       entfernten königlichen Vorgänger Louis XV.: „Nach mir die Sintflut“.
       
       Angesichts der bisher einzigartigen Unpopularität für einen gewählten
       Präsidenten hat Hollande die einzig verantwortungsbewusste Entscheidung
       getroffen und die auch rechtzeitig bekannt gemacht. Sein Verzicht stellt
       nun vor allem sein eigenes Lager vor die Verantwortung, die Chance des
       Neubeginns zu nutzen.
       
       Danach sieht es allerdings gar nicht aus. Mindestens ein halbes Dutzend
       Kandidaten ist bereits im Rennen und alle scheinen finster entschlossen zu
       sein, sich mit ihren Ambitionen gegenseitig jede Erfolgsaussicht zu nehmen.
       Auch für dieses Desaster wird man Hollande wahrscheinlich anklagen.
       
       2 Dec 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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