# taz.de -- Porträt Paula Bennett: Die energische Stellvertreterin
       
       > Neuseelands Vizepremierministerin bekam einst selbst Sozialhilfe. Als
       > Politikerin schaffte sie ein Programm ab, von dem auch sie profitierte.
       
 (IMG) Bild: Ein ungleiches Paar: Bill English und Paula Bennett
       
       Der neue konservative Premierminister von Neuseeland, Bill English,
       bezeichnet sich selbst als „Langweiler“. Auf seine Stellvertreterin Paula
       Bennett, die wie er am Montag vereidigt worden ist, trifft das sicher nicht
       zu. Weil sie „klug, versiert und energisch“ sei, hat English sie in sein
       Kabinett geholt. Die 47-Jährige ist nicht nur Vizeregierungschefin, sondern
       auch Ministerin für Klimafragen, Sozialwohnungen und staatliche
       Dienstleistungen und kommissarische Leiterin des Tourismusministeriums.
       
       Die in Auckland geborene Bennett musste früh lernen, sich durchzubeißen.
       Ihre Großmutter war eine Maori, sie selbst wurde mit 17 schwanger und zog
       ihre Tochter allein auf. Sie jobbte als Küchenhilfe und Reinigungskraft und
       konnte nur mit Sozialhilfe überleben. Später studierte Bennett
       Sozialarbeit. Als Sozialbetreuerin für die Studierenden ihrer Universität
       kam sie in die Politik – zunächst als Mitarbeiterin eines konservativen
       Parlamentariers, ab 2005 selbst als Abgeordnete. 2008 wurde sie Sozial- und
       Arbeitsministerin.
       
       Als solche sorgte sie jedoch für Kontroversen: Sie trug die von ihrer
       konservativen National Party beschlossene Abschaffung eines
       Stipendienprogramms mit – obwohl sie selbst einmal davon profitiert hatte.
       Auch andere Sozialkürzungen verteidigte sie mit dem Argument, dauerhafte
       Abhängigkeit von Sozialhilfe sei nicht gut. Sie musste sich sogar einmal
       beim Regierungschef entschuldigen, als sie sich für den Vater ihrer
       Enkeltochter, ein verurteiltes Bandenmitglied, eingesetzt hatte, ohne die
       entsprechenden Stellen von der Verwandtschaftsbeziehung in Kenntnis zu
       setzen.
       
       Viele Neuseeländer finden Bennett mit ihrem ungewöhnlicheren Lebenslauf
       interessanter als den drögen English. Die örtlichen Medien bezeichnen sie
       gern als schlagfertig – im wahrsten Sinne des Wortes: So soll Bennett
       einmal eine Schlägerei von Mädchengangs in ihrem West-Aucklander
       Einkaufszentrum mitbekommen haben – und dann beherzt dazwischengegangen
       sein. Ihre Art macht Bennett beliebt und umstritten zugleich. Sollte sie
       größere Skandale vermeiden, könnte sie noch weiter aufsteigen.
       
       13 Dec 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
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