# taz.de -- Amnesty zu weltweiter Flüchtlingskrise: Arme Länder tragen die Hauptlast
       
       > Mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge weltweit ist in nur zehn Ländern
       > untergekommen. Keines dieser Länder ist EU- oder G7-Mitglied.
       
 (IMG) Bild: Jordanien hat mit Abstand die meisten Flüchtlinge aufgenommen: Syrer warten an der Grenze (Archivbild)
       
       London/Berlin epd | Nur zehn vorwiegend arme Länder haben nach einem
       Bericht von Amnesty International mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge
       weltweit aufgenommen. Unter diesen Ländern ist kein einziges EU-Mitglied
       und kein Staat aus der Gruppe der sieben führenden Industrieländer (G-7),
       wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Report der
       Menschenrechtsorganisation hervorgeht. Zuflucht fanden die meisten Menschen
       stattdessen im Nahen Osten, Afrika, Asien und der Türkei.
       
       Der Amnesty-Report stützt sich auf Daten der Vereinten Nationen und geht
       von 21 Millionen Flüchtlingen weltweit aus. Binnenvertriebene, also
       Flüchtlinge im eigenen Land, wurden dabei nicht berücksichtigt. Auch
       Asylbewerber, die noch nicht als Flüchtlinge anerkannt sind und deren Zahl
       in Deutschland in die Hunderttausende geht, fallen nicht darunter.
       
       An der Spitze steht dem Report zufolge Jordanien mit 2,7 Millionen
       Flüchtlingen, von denen gut zwei Millionen Palästinenser seien und schon
       seit Jahrzehnten in dem Land lebten. Danach kommt die Türkei mit mehr als
       zweieinhalb Millionen Flüchtlingen, vor allem aus Syrien. An dritter Stelle
       steht Pakistan (1,6 Millionen). Es folgen der Libanon, Iran, Äthiopien,
       Kenia, Uganda, die Demokratische Republik Kongo und der Tschad.
       
       Amnesty warf den wohlhabenden Staaten vor, ihrer Verantwortung nicht
       gerecht zu werden. Das Problem sei nicht die weltweite Zahl der
       Flüchtlinge, sondern die Tatsache, dass die reichen Länder nur so wenige
       Schutzsuchende aufnähmen, erklärte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty.
       Die Organisation rief deshalb zu einer gerechteren Verteilung auf. Diese
       solle sich an objektiven Eigenschaften der Aufnahmeländer orientieren.
       
       Verdeutlicht wurde dies am Vergleich von Libanon und Neuseeland. Beide
       Länder hätten ungefähr dieselbe Bevölkerungszahl, das Wirtschaftswachstum
       und die Fläche von Neuseeland seien aber viel größer. Dennoch beherberge
       der Libanon mehr als 1,1 Millionen syrische Flüchtlinge, während Neuseeland
       nur 250 von ihnen aufgenommen habe. Würden objektive Kriterien angelegt,
       müsste Neuseeland 3.466 Flüchtlinge aufnehmen. Auch dies sei eine
       „handhabbare Zahl“, erklärte Amnesty.
       
       4 Oct 2016
       
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