# taz.de -- Waffenruhe in Syrien: Aleppo wartet auf Hilfe
       
       > Die Waffenruhe in Syrien wird weitgehend eingehalten. Hilfslieferungen
       > stehen bereit, bleiben aber gefährlich. Und das Assad-Regime bremst.
       
 (IMG) Bild: Aleppo, 9. September 2016
       
       Damaskus dpa | Die neue Waffenruhe im Bürgerkriegsland Syrien hat am ersten
       Tag weitgehend gehalten. Abgesehen von einzelnen Gefechten war die
       Situation nach Angaben von Beobachtern und Aktivisten am Dienstag
       landesweit ruhig. Die von Russland und den USA ausgehandelte Feuerpause war
       am Montagabend in Kraft getreten. Die Vereinten Nationen konnten aus
       Sicherheitsgründen jedoch noch keine Hilfslieferungen in die Krisengebiete
       des Landes schicken.
       
       Nachdem es in den ersten Stunden am Montagabend noch einige Verletzungen
       der Waffenruhe gegeben hatte, sei es nach Mitternacht fast überall ruhig
       geblieben, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
       Gegen Mittag habe man einen Bruch der Waffenruhe im Süden der umkämpften
       Großstadt Aleppo verzeichnet. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht
       bekannt.
       
       Die Menschenrechtsbeobachter, die in Großbritannien sitzen und
       Informationen aus einem dichten Informanten-Netz in Syrien beziehen,
       bewerteten die Lage als „guten Beginn der Waffenruhe“.
       
       Außenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich zurückhaltend. „Es ist
       jetzt noch nicht der Zeitpunkt, um irgendwelche belastbaren Prognosen zu
       machen“, sagte Steinmeier am Dienstag bei einem Besuch in Lettland. „Es ist
       jedenfalls in den ersten Stunden zu einer sehr deutlichen Reduzierung der
       Gewalt gekommen. Ob das trägt, müssen wir sehen.“
       
       ## „Nichts anderes als schrecklich“
       
       Auch die Lieferung von Hilfsgütern an Hunderttausende notleidene Menschen
       in dem Land lässt noch weiter auf sich warten. Erste Transporte stünden
       bereit, sagte David Swanson von der UN-Nothilfeorganisation Ocha der
       Deutschen Presse-Agentur. Es gebe aber noch kein grünes Licht, weil die
       Modalitäten der Lieferungen noch nicht geklärt seien.
       
       Priorität hätte dabei Hilfe für die geteilte Stadt Aleppo, in deren von
       Rebellen kontrollierten Ostteil bis zu 300.000 Menschen eingeschlossen
       sind, sagte Swanson. Zunächst solle Nahrung mit Lastwagen von der Türkei
       aus in den Stadt gebracht werden. Später würden auch Medikamente geliefert.
       Seit mehr als zwei Monaten habe Ocha Aleppo nicht erreichen können. Die
       Situation dort sei „nichts anderes als schrecklich“.
       
       Das syrische Regime ließ seine Nachrichtenagentur Sana mitteilen, jegliche
       Hilfslieferungen nach Aleppo, insbesondere von der türkischen Regierung,
       müssten mit Damaskus und den UN abgestimmt werden. Moskau teilte mit, mit
       einer neuen mobilen Beobachtungsstelle auch den Zugang nach Aleppo besser
       überwachen zu wollen.
       
       ## Israelische Armee dementiert
       
       Es ist bereits der zweite Versuch der USA und Russland in diesem Jahr, eine
       Waffenruhe durchzusetzen. Bereits im Februar hatten sich die beiden Länder
       geeinigt, die Feuerpause hielt wie mehrere Anläufe zuvor jedoch nicht
       lange. Im syrischen Bürgerkrieg wurden in den vergangenen fünfeinhalb
       Jahren laut Aktivisten mehr als 300.000 Menschen getötet. Unter den mehr
       als 86.000 toten Zivilisten seien auch über 10.000 Kinder.
       
       Ein Kernpunkt der neuen Vereinbarung ist das Ende der Luftangriffe auf
       Rebellenstellungen. Moderate Gruppen sollen sich zudem von der mit Al-Qaida
       verknüpften Dschihadistenmiliz Fatah al-Scham zurückziehen. Neben
       Fatah-al-Scham darf auch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) weiter
       bekämpft werden. So habe es am Dienstag Luftangriffe auf Gebiete in
       Nordsyrien gegeben, die vom IS kontrolliert werden, berichtete die
       Beobachtungsstelle. 18 Menschen seien bei den Bombardements in der Stadt
       Basaa verletzt worden.
       
       Die israelische Armee dementierte am Dienstag syrische Berichte über den
       angeblichen Abschuss eines israelischen Flugzeugs oder einer Drohne. In der
       Nacht seien zwar zwei syrische Boden-Luft-Raketen abgefeuert worden,
       nachdem Israel syrische Artillerie-Stellungen beschossen habe, teilte das
       Militär mit. Es sei jedoch kein israelisches Flugzeug getroffen worden.
       
       13 Sep 2016
       
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