# taz.de -- Gesetzentwurf in Chile: Abtreibungsverbot wackelt
       
       > Der Gesundheitsausschuss des Senats billigt eine Vorlage, mit der ein
       > Abbruch in Ausnahmefällen zulässig würde. Die Frauenministerin ist
       > gerührt.
       
 (IMG) Bild: Frauenministerin Claudia Pascual hat für das Ergebnis lange gekämpft
       
       Buenos Aires taz | Chile steht vor der Lockerung seines Abtreibungsverbots.
       Die Gesundheitskommission des Senats hat am Dienstag für einen
       Gesetzentwurf gestimmt, die drei Ausnahmen für einen legalen
       Schwangerschaftsabbruch zulassen. Unter den lateinamerikanischen Ländern
       hätten dann nur noch Nicaragua und El Salvador ein absolutes Verbot von
       Abtreibungen.
       
       Wie emotional die Debatte in Chile geführt wird, zeigte Frauenministerin
       Claudia Pascual nach der knappen Abstimmung. „Es sind die Mädchen, die
       Jugendlichen und die Frauen, die eine Antwort des Staats brauchen, die sie
       nicht bestraft, sondern beschützt und respektiert“, kommentierte die
       Ministerin das Ergebnis mit Tränen in den Augen.
       
       Nach dem aktuellen Gesetzentwurf wäre der legale Abbruch in drei Fällen
       möglich: bei Gefahr für das Leben der Mutter, wenn der Fötus keine
       Überlebenschance hat und bei einer Schwangerschaft nach einer
       Vergewaltigung.
       
       Doch zuerst muss die Vorlage die Verfassungskommission passieren, bevor sie
       im Senat zur Abstimmung vorgelegt wird. Sowohl in der Kommission als auch
       im Senat stellt die Regierungskoalition die Mehrheit. Das Abgeordnetenhaus
       hatte bereits im März dafür zugestimmt. Geht es nach dem Willen der
       Regierung, wird das Gesetz noch in diesem Jahr beschlossen.
       
       ## Das aktuelle Gesetz stammt noch aus der Pinochet-Zeit
       
       Die aktuelle Gesetzgebung stammt aus den letzten Monaten der
       Pinochet-Diktatur (1973–1990). Zuvor hatte ein Gesetzesartikel seit 1931
       Ausnahmen zugelassen. Doch seit 1989 werden alle Schwangerschaftsabbrüche
       in Chile mit Gefängnis bestraft. Nach staatlichen Angaben werden dennoch
       jährlich rund 150.000 unerlaubte Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen.
       
       Präsidentin Michelle Bachelet hatte nach ihrer Amtseinführung im März 2014
       eine öffentliche Diskussion über ein Aufweichen der strengen
       Abtreibungsgesetzgebung angestoßen. Seither tobt die Debatte in einem von
       einer extrem konservativen katholischen Kirche geprägten Klima. Zuletzt
       hatten vergangenen Samstag Tausende Abtreibungsgegnerinnen im Zentrum der
       Hauptstadt Santiago demonstriert. Christliche Kirchen hatten zu einer
       „Feier für das Leben“ aufgerufen, an der nach ihren Angaben rund 100.000
       Menschen teilgenommen hatten.
       
       7 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Vogt
       
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