# taz.de -- Friedenskonferenz in Birma: Aung San Suu Kyis Anlauf zum Frieden
       
       > Die De-facto-Regierungschefin startet die Neuauflage einer Konferenz
       > ihres Vaters. So soll Frieden mit den Minderheiten erreicht werden.
       
 (IMG) Bild: Aung San Suu Kyi umringt von Vertretern verschiedener Minderheiten
       
       Naypyidaw taz | Während im Norden des von den Militärs in Myanmar
       umbenannten Landes Soldaten noch immer Stellung beziehen gegen die Armee
       der Kachin-Minderheit, liefen am Mittwoch in der Hauptstadt Naypyidaw 1.700
       Vertreter von Regierung, Militär und ethnischen Gruppen im feinsten Zwirn
       auf. Die fünftägige Friedenskonferenz, eine Neuauflage der
       Panglong-Konferenz von Nationalheld Aung San 1947, soll den Weg aus dem
       Konflikt mit den bewaffneten Minderheiten ebnen. Er spaltet Birma seit fast
       siebzig Jahren.
       
       Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die De-facto-Führerin der seit
       April amtierenden Reformregierung, sagte bei der Eröffnung, die Regierung
       werde die Rebellen respektieren und ihnen gleiche Rechte garantieren. Die
       Konferenz biete jetzt eine „einmalige Gelegenheit“.
       
       Nachdem die Briten den Vielvölkerstaat 1948 in die Unabhängigkeit entlassen
       hatten, gerieten viele Minderheiten erstmals unter birmesische Herrschaft.
       Vor allem nachdem das Militär 1962 geputscht hatte, wurden sie in ihrer
       kulturellen und politischen Eigenständigkeit unterdrückt. Seitdem wird
       gekämpft.
       
       Inzwischen kämpfen in dem Vielvölkerstaat, der mehr als hundert ethnische
       Gruppen zählt, nicht nur bewaffnete Minderheiten und das verhasste Militär
       gegeneinander. Auch untereinander bekriegen sich ethnische Rebellengruppen.
       Frühere Friedensgespräche waren nicht nachhaltig. Mehr als hunderttausend
       Kriegsflüchtlinge harren weiter in Lagern aus. Die Situation ist verfahren,
       das gegenseitige Misstrauen groß.
       
       ## Ban Ki Moon nannte die Konferenz „historisch“
       
       „Ich hoffe, dass wir mit engeren Beziehungen zueinander aus dieser
       Konferenz gehen“, sagt Khuensai Jaiye. Er verhandelt für die bewaffneten
       Flügel der ethnischen Gruppen. Bis es tatsächlich Frieden gibt, dürfte es
       noch mehrere Jahre dauern, glaubt er.
       
       UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte die Konferenz gegenüber den
       Delegierten „historisch“. Viele Teilnehmer waren weniger enthusiastisch.
       „Habe ich ja alles letztes Jahr schon mitgemacht“, sagt etwa Nu Mra Zan,
       eine Vertreterin der Zivilgesellschaft im Teilstaat Rakhine.
       
       2015 führten Verhandlungen der damals noch von Exmilitärs dominierten
       Regierung zu einem Waffenstillstandsabkommen. Doch von dem waren von
       vornherein einige Gruppen ausgeschlossen, die aktiv in Kämpfe mit der Armee
       verwickelt waren.
       
       Drei aktiv kämpfende Rebellengruppen sind auch jetzt dabei. Die Regierung
       konnte sich mit ihnen nicht auf die Modalitäten der Gespräche einigen.
       „Eine Verbesserung gegenüber früheren Verhandlungen ist das aber immerhin“,
       gibt Verhandler Khuensai Jaiye zu bedenken.
       
       ## Rohingya sind im Friedensprozess nicht repräsentiert
       
       Wie sehr die Erwartungen der internationalen Gemeinschaft von denen der
       Birmesen abweichen, zeigt sich auch beim Thema der muslimischen Minderheit
       der Rohingya. Ihre Angehörigen werden im mehrheitlich buddhistischen Birma
       verfolgt und zu Hunderttausenden in Lager gesperrt. Sie sind im
       Friedensprozess gar nicht repräsentiert, auch weil sie nicht bewaffnet
       sind.
       
       Aung Naing Win, selbst Muslim und Menschenrechtsaktivist, verteidigt die
       Regierung: „Erst einmal müssen wir den Dialog in Schwung bringen. Wir
       dürfen uns nicht überfordern.“
       
       Aung San Suu Kyi hat Frieden für Birma als oberste Priorität der Regierung
       ausgegeben. Ihre Partei, die Nationale Liga für Demokratie (NLD), leitet
       seit April die Geschicke des Landes und muss nun liefern. Die Minderheiten
       haben bei den Parlamentswahlen im vergangenen November nur deshalb
       überraschend großzügig für sie gestimmt, um den Regimewechsel
       herbeizuführen.
       
       Eine Ikone, wie für die Mehrheit der Birmanen, ist sie für die Minderheiten
       bei Weitem nicht. Die Friedensverhandlungen dürften deshalb der größte Test
       für das diplomatische Geschick Suu Kyis sein. Auf den Punkt bringt es
       Friedensverhandler Khuensai Jaiye: „Wenn sie es nicht schafft, wer dann?“
       
       31 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Verena Hölzl
       
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