# taz.de -- „Das ist abwegig“
       
       > DIFFERENZ Antijüdisches Lehrmaterial bedeutet keine antijüdische Lehre,
       > sagt die HAWK-Präsidentin
       
       taz: Frau Dienel, dem Seminar zur sozialen Lage palästinensischer
       Jugendlicher wird vorgeworfen, antisemitische Inhalte zu vermitteln. Was
       macht Sie sicher, dass die Kritik falsch ist? 
       
       Christiane Dienel: Die HAWK ist eine Hochschule, an der Antisemitismus
       keinen Platz hat. Noch nie sind meines Wissens AbsolventInnen der Fakultät
       durch antisemitische Äußerungen oder Taten aufgefallen. Vielmehr hat sie
       das Kennenlernen der palästinensischen Positionen in all ihren
       Widersprüchlichkeiten im kritisierten Seminar zum selbstständigen Denken
       befähigt.
       
       Die Expertise der Amadeu Antonio Stiftung tun Sie als
       Gefälligkeitsgutachten ab. Sollte man das nicht ernster nehmen? 
       
       Ich habe das Gutachten als das bezeichnet, was es ist: ein
       Auftragsgutachten. Den methodischen Ansatzpunkt des Gutachtens halte ich
       für verfehlt. Es untersucht die im Seminar verwendeten Materialien und
       stellt – zu Recht – fest, dass diese antiisraelischen und zum Teil auch
       antijüdischen Charakter haben. Das beweist aber nicht, dass das Seminar
       diese Inhalte vermittelt. Das ist ebenso abwegig, wie einem Seminar über
       Antisemitismus vorzuwerfen, dass dort antisemitische Texte gelesen werden.
       Die didaktische Konzeption des Seminars konnte in dem Gutachten gar nicht
       untersucht werden, weil dem Autor nur unvollständige Seminarunterlagen
       vorlagen und er die Teile des Seminars, die sich auf Soziale Arbeit
       beziehen, gar nicht kannte. Genauso wenig kannte er die Einbettung des
       kritisierten Seminars in das Modul und den Studienverlauf insgesamt, die
       aber so konzipiert ist, dass insgesamt ein abgewogenes Bild vermittelt
       wird.
       
       Können Sie ausschließen, dass antisemitische Positionen vertreten werden? 
       
       Die inhaltliche Verantwortung für die Lehre liegt – so ist es gesetzlich
       vorgegeben – bei den Fakultäten und den Lehrenden selbst, nicht beim
       Präsidium. Insofern darf und will ich nicht zu Lehrinhalten Stellung
       nehmen, es sei denn, dass höherrangige Rechtsgüter offenbar verletzt
       werden. Dazu gibt es aber beim fraglichen Seminar im Gesamtkontext keine
       Anhaltspunkte.
       
       INTERVIEW:hud
       
       2 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hans-Ulrich Dillmann
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA