# taz.de -- Kommentar Qualifikation in der Sozialen Arbeit: Ein Beruf wird heruntergewirtschaftet
> Im Kern ringen das niedersächsische Wissenschaftsministerium und die
> Hochschulen auch jetzt wieder um die Auf- und Abwertung eines
> Berufsstandes
(IMG) Bild: Kein trivialer Job: Sozialarbeiter mit Flüchtlingen
Wie Niedersachsens Wissenschaftsministerium auf den Fachkräftemangel in der
Sozialen Arbeit reagiert, führt zu einer Inflation auf Kosten der
Ausbildung. Der vorliegende Entwurf, der die staatliche Anerkennung von
SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen neu regeln soll, würde zwar mehr
einsetzbare Arbeitskräfte bescheren – aber um den Preis der bisher
geltenden Qualitätsstandards.
Immerhin: Der Impuls, mehr Fachkräfte in diesem Bereich zu suchen, ist
richtig. Dass es an ihnen mangelt, ist unstrittig. Absolute Uneinigkeit
besteht hingegen darin, wie dieser Zuwachs zustande kommen soll: Das
Ministerium schlägt vor, das staatliche Gütesiegel auch an AbsolventInnen
anderer, allerdings nicht genauer benannter, „eng verwandter“ Fachbereiche
zu vergeben. Die Hochschulen dagegen sagen seit vielen Jahren: Wir müssen
mehr Leute ausbilden, gebt uns mehr Studienplätze.
Beim Widerspruch der betroffenen Hochschulen handelt es sich um weit mehr
als die Besitzstandswahrung einer Berufsgruppe. Wie kaum ein anderer
Bereich muss die Soziale Arbeit bis heute um Anerkennung kämpfen. Im Kern
ringen das niedersächsische Wissenschaftsministerium und die Hochschulen
neben den Standards der Ausbildung auch jetzt wieder um die Frage von Auf-
und Abwertung einer Profession.
Frank Bettinger vom Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit hat recht: Das
Vorurteil, Soziale Arbeit könne doch eigentlich jeder machen, schwingt bei
dieser Novelle mit. Das deutet darauf hin, dass das Pendel mal wieder in
Richtung einer Abwertung ausschlägt, die in anderen Berufen kaum denkbar
wäre: Niemand würde auf die Idee kommen, bei Ärztemangel auf BiologInnen
zurückzugreifen.
Offenbar ist an dem Befund mangelnder Wertschätzung etwas dran. Sonst hätte
das Ministerium einen anderen Vorschlag präsentiert.
13 Jul 2016
## AUTOREN
(DIR) Lena Kaiser
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