# taz.de -- Journalisten in der Türkei: Einschreiten gefordert
       
       > Der türkische Oppositions-Journalist Can Dündar appelliert im
       > ARD-Interview an die Kanzlerin, gegen Erdoğans „Säuberungen“ aktiv zu
       > werden.
       
 (IMG) Bild: Der türkische Journalist und Chefredakteur der türkischen Zeitung „Cumhuriyet“ Can Dündar
       
       Der Chefredakteur der linken türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, Can
       Dündar, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgerufen, gegen die
       „Säuberungen“ von Präsident Erdoğan einzuschreiten. [1][In einem
       aufgezeichneten ARD-Interview sagte Dündar] am Sonntag, Merkel sei „eine
       der wenigen Staatschefs, die mit Erdoğan reden, die ihm etwas abverlangen“
       könne.
       
       Dündar mahnte indes auch an, dass ein Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen
       die falschen treffen könnte: „So will die EU Erdoğan bestrafen, tatsächlich
       aber trifft sie die Demokraten.“ Diese seien jetzt auf die Unterstützung
       und Solidarität Europas angewiesen.
       
       Nach dem gescheiterten Putschversuch und der anschließenden Verhaftungs-
       und Suspendierungswelle in der Türkei ist Dündar im Ausland untergetaucht.
       Das Interview hat die ARD an einem nicht näher benannten Ort „irgendwo in
       Europa“ aufgezeichnet.
       
       Schon vor dem Putschversuch stand Dündar wegen seiner journalistischen
       Arbeit unter Druck: [2][Für einen Bericht über mutmaßliche
       Waffenlieferungen aus der Türkei an Extremisten in Syrien war der
       Journalist im Mai zu fast sechs Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil
       ist bislang noch nicht rechtskräftig.]
       
       ## Demokratie und Islam
       
       Kurz vor der Urteilsverkündung entkam Dündar nur knapp einem Attentat durch
       ein AKP-Mitglied. Seitdem hat er nach eigenen Angaben weitere ernst zu
       nehmende Morddrohungen erhalten.
       
       Im Interview betonte Dündar die geopolitische Bedeutung einer
       rechtsstaatlichen Türkei: Die Türkei habe bewiesen, „dass Demokratie und
       Islam zusammengehen. Das ist einzigartig. Und das verlieren wir jetzt.“
       
       Cumhuriyet erscheint weiterhin, obwohl zuletzt viele regierungskritische
       Zeitungen sowie TV- und Radiosender geschlossen wurden. Dazu Dündar: „Die
       Türkei ist ein freies Land, mit freien Medien. Sie können absolut alles
       sagen, wenn Sie bereit sind, den Preis dafür zu bezahlen.“
       
       24 Jul 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.tagesschau.de/ausland/tuerkei-duendar-101.html
 (DIR) [2] /!5302238/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Weissenburger
       
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