# taz.de -- EMtaz: Portugals „Taktik“: Durchwurschteln für Fortgeschrittene
       
       > Nur konsequent: Ein Turnier so zäh wie Trockenfleisch geht mit dem Titel
       > für Portugals Defensivfußball zu Ende. Taktisch bleibt von dieser EM
       > nichts.
       
 (IMG) Bild: Ronaldo verletzt, defensiv gespielt, trotzdem mit einem Tor von Eder in der 109. Minute gewonnen: die Definition von durchgewurschtelt
       
       Die EM hat das Finale bekommen, das sie verdient hat. Portugal hat
       gewonnen, weil es zäher spielte als Trockenfleisch je sein kann. Ihre
       Defensive kam gut ohne den im Finale verletzten Ronaldo aus. Und das
       Siegtor in der zweiten Hälfte der Verlängerung musste jemand anderes
       machen. Kroatien kennt das.
       
       Mit dem Titel schließt sich für Portugal ein Kreis. Mit nur einem Sieg in
       regulärer Spielzeit hat eine Mannschaft den Titel geholt, die rückwärts
       gerichteten Defensivfußball gespielt hat. Zum Leidwesen aller, die sich
       ihre Spiele anschauten. Selbst in Portugal geriet die Mannschaft aufgrund
       ihrer Spielweise in die Kritik. Otto Rehhagel hätte das nicht besser
       hinbekommen. Ronaldo verlor 2004 mit Portugals genialer goldenen Generation
       gegen griechische Mannverteidigungskanten. 2016 gewannen Ronaldo und
       Portugal genau so: Sie zerstörten mit einer Mannverteidigung im Mittelfeld
       das Spiel der Gegner.
       
       Von diesem Turnier wird taktisch nichts in den Vereinsfußball vordringen.
       Mit der Erweiterung auf 24 Mannschaften, von denen gerade einmal acht nach
       der Vorrunde ausscheiden, steht das Turnier für sich. Die
       Kräfteverhältnisse der 24 Teilnehmern gehen viel weiter auseinander als in
       den höchsten europäischen Spielklassen oder der Champions-League.
       
       Lässt man schwache Mannschaften gegen viel stärkere antreten, passiert das,
       was man bereits aus der ersten Runde des DFB-Pokals kennt und was
       Kreisligisten „hinten reinstellen und vorne irgendwie ein Gurkentor machen“
       nennen. Der Preis eines großen Teilnehmerfeldes sind viele tor- und
       trostlose Spiele, die Konter und Kopfbälle nach Standards entscheiden.
       
       ## Das System funktioniert nicht im Vereinsfußball
       
       Bei der EM 2016 hat sich kein neues fußballerisches Stilmittel oder Konzept
       etabliert. Kein Trainer hat eine neue Position erfunden. Kein Team prägte
       ein neues Spielsystem. Eher wirkten die Spiele wie übelste 7-3-0-Systeme
       aus dunklen Fußballzeiten.
       
       Die größte Neuerung waren einzelne taktische Standardvarianten der
       Underdogs: Etwa Islands weite Einwürfe in den gegnerischen Strafraum oder
       die walisische Ecken-Taktik gegen Belgien. Das war es dann auch.
       
       Einst galten die großen internationalen Turniere als taktische Brutstätten.
       Die Taktik, nach der Mannschaften auf einer EM und WM spielen, findet sich
       spätestens zwei Jahre später in den Ligen wieder. Oftmals waren Turniere
       ein Fingerzeig für das, was kommen wird.
       
       ## Der Gewinner hat immer recht
       
       Hinten reinstellen und das Spiel des Gegners zerstören war das Spielsystem,
       das am besten geeignet war für diese EM. Selbst Frankreich und Italien
       praktizierten es stellenweise. Aber das gleiche System funktioniert zum
       Glück nicht ohne weiteres in der Bundesliga oder der Premier League.
       Taktisch muss man sich für 34 Spieltage ein bisschen mehr ausdenken als
       Kreisligisten in Pokalspielen.
       
       Bei einer EM mit großem Teilnehmerfeld kann man sich mit dieser Taktik
       irgendwie durchkämpfen. Nochmal zum Mitschreiben, die Gegner Portugals in
       richtiger Reihenfolge: Island, Österreich, Ungarn, Kroatien, Polen, Wales,
       Frankreich. Nur gegen Wales hat Portugal in regulärer Spielzeit gewonnen.
       
       Alle anderen Spiele gingen mindestens in die Verlängerung oder endeten
       Unentschieden – Durchwurschteln für Fortgeschrittene. Auch wenn keiner
       Ronaldos Frisur, Gestik, Auftreten, Gockelhaftigkeit (…) mag und niemand
       die portugiesische, defensive Spielweise leiden kann: Der Gewinner hat
       recht. Für diese EM war diese Taktik genau die richtige. Haters gonna hate.
       
       11 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gareth Joswig
       
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