# taz.de -- Das Prinzip Spendeneinkauf: Amazon düpiert Initiativen
       
       > Der Onlinehändler beendet die Kooperation mit Portalen, die über Einkäufe
       > Spenden generieren. Die hoffen, dass Nutzer auf Alternativen ausweichen.
       
 (IMG) Bild: Amazon beendet die Zusammenarbeit mit Plattformen, die Spenden sammeln
       
       Berlin taz | Der Online-Händler Amazon steigt zum Herbst aus der
       Kooperation mit Spendenportalen aus. Die Betreiber mehrerer Plattformen
       bestätigten der taz, dass ihnen zum 30. September gekündigt wurde. „Für uns
       ist das wirtschaftlich gesehen ein herber Schlag“, sagt Alexander Klement,
       Geschäftsführer des Portals Bildungsspender. Dort profitieren vor allem
       Schulen und Kitas von den Einkäufen der Nutzer.
       
       Das Prinzip Spendeneinkauf funktioniert so: Kunden, die online ein Produkt
       kaufen wollen, gehen auf Seiten wie [1][bildungsspender.de],
       [2][schulengel.de] oder [3][gooding.de] und werden von dort auf die
       Onlineshops von Amazon und Co weitergeleitet. Kommt es zum Kauf, zahlen die
       Händler einen vereinbarten Prozentsatz an die Plattform.
       
       Diese Provisionen liegen üblicherweise im Bereich von 5 bis 7 Prozent des
       Produktpreises, bei Amazon zuletzt meist bei 2 Prozent. Von den Provisionen
       fließt der Großteil – bei Bildungsspender etwa sind es 90 Prozent, bei
       Schulengel 70 Prozent – an die sozialen Einrichtungen, die die Plattform
       nutzen. Der Rest wird für den Betrieb der Seite verwendet. Das Modell ist
       gerade für kleine Vereine und Projekte interessant, die nicht über Mittel
       für professionelle Spendenarbeit wie Werbekampagnen und Straßen-Promotion
       verfügen.
       
       ## Einbußen im sechsstelligen Bereich
       
       Wenn die Provisionen von Amazon ausbleiben, wird das für die Projekte
       deutliche Einbußen bedeuten. Beispiel Bildungsspender: Das Portal
       verzeichnet für 2014 Spendeneinnahmen in Höhe von 894.000 Euro. Klement
       schätzt, dass 15 bis 20 Prozent davon über Amazon generiert werden – und
       künftig wegfallen.
       
       „Durch die Summe war Amazon unser wichtigster Partnershop“, sagt auch Simon
       Gross von Schulengel. 2,7 Millionen Euro habe die Plattform seit ihrem
       Start vor acht Jahren gesammelt, 780.000 davon über Amazon. Derzeit setze
       der Konzern monatlich im Schnitt eine knappe Million Euro über Schulengel
       um. Bei 2 Prozent Provision fielen damit knappe 20.000 Euro monatlich weg.
       Bei den Portalen Gooding und Boost-Project erwartet man einen Rückgang um
       30 Prozent.
       
       Der Mukoviszidose e. V. ist seit März 2013 bei Boost-Project und beziffert
       die Einnahmen seitdem auf 13.000 Euro. „Wir gehen davon aus, darüber
       künftig deutlich weniger Spenden zu bekommen“, sagt Sprecherin Juliane
       Tiedt. Dabei seien die Portale gerade für Menschen interessant, die eher
       nicht auf klassischem Weg spenden.
       
       ## Amazon nennt keine Gründe
       
       In dem Kündigungsschreiben, das der taz vorliegt, äußert sich Amazon nicht
       zu den Gründen für das Ende der Zusammenarbeit. Auch auf Anfrage liefert
       das Unternehmen keine Begründung. In der Branche vermutet man, dass Amazon
       das Geschäft künftig selbst abdecken will. Der Konzern betreibt in den USA
       ein eigenes Charity-Portal. Die Vermutung: Die Expansion nach Deutschland
       könnte geplant sein. Auf der US-Plattform sind die Konditionen für die
       Initiativen deutlich schlechter: 0,5 Prozent der Einkaufssumme schüttet
       Amazon dort aus.
       
       Um den erwarteten Rückgang der Spendeneinnahmen etwas aufzufangen, hoffen
       die Portalbetreiber, Kunden auf alternative Händler umleiten zu können.
       „Dafür müssten die Nutzer ihre Bequemlichkeit überwinden“, sagt Klement.
       Nicht mehr beim Allesversender Amazon bestellen, sondern Elektroartikel
       hier, Schuhe dort und Gartenartikel bei einem Dritten. Für Kunden könnte
       das sogar billiger werden – das legt ein Preisvergleich von Bildungsspender
       nahe. Von den 50 am häufigsten bei Amazon bestellten Elektro-Artikeln seien
       bei anderen Anbietern fast alle günstiger zu haben als bei Amazon.
       
       19 Jul 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bildungsspender.de/
 (DIR) [2] https://www.schulengel.de/
 (DIR) [3] https://www.gooding.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Amazon
 (DIR) Spenden
 (DIR) Online-Plattform
 (DIR) Amazon
 (DIR) Online-Shopping
 (DIR) Logistik
 (DIR) Stiftung
 (DIR) Clubszene
 (DIR) Online-Shopping
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Amazon attackiert Postunternehmen: Einmal kurz zur Tanke – und zum Paket
       
       Konkurrenz für Postunternehmen: Amazon baut hunderte Abholstationen an
       Shell-Filialen auf. Dabei braucht der Konzern die Zusteller noch.
       
 (DIR) Berliner Onlineplattform Fairmondo: Amazon, nur in fair
       
       Fairmondo gilt als Alternative zu Amazon, macht aber weniger Umsatz. Mit
       einer globalen Genossenschaft, etwa im Silicon Valley, soll sich das
       ändern.
       
 (DIR) Logistikunternehmen immer schneller: Völlig ausgeliefert
       
       Lieferung am selben Tag. Innerhalb von drei Stunden. In zwei Stunden. In 90
       Minuten. Wer bietet weniger? Über das neue Zeitalter der Logistik.
       
 (DIR) Debatte Stiftungen in Deutschland: Gemeinwohl verpflichtet
       
       Die deutschen Stiftungen feiern sich beim Stiftungstag in Leipzig. Sie
       sollten besser selbstkritisch über Gerechtigkeit debattieren.
       
 (DIR) Wer auf der Gästeliste steht, soll spenden: Clubgänger tun was für Flüchtlinge
       
       Die Initiative „Plus 1 – Refugees Welcome!“ ruft dazu auf, einen Euro pro
       freien Eintritt über die Gästeliste an Flüchtlingshilfeorganisationen zu
       spenden.
       
 (DIR) Amazons erstes deutsches Verteilzentrum: „Eine Mordsnummer“
       
       Im oberbayrischen Olching hat Amazon sein erstes deutsches Verteilzentrum
       eröffnet. Wie gehen die Einzelhändler der Stadt damit um?