# taz.de -- Nach Anti-Terror-Razzien in Belgien: Drei Männer offiziell beschuldigt
       
       > Die Staatsanwaltschaft wirft den Beschuldigten unter anderem „versuchten
       > terroristischen Mord“ vor. Der belgische Premier fordert „extreme
       > Wachsamkeit“.
       
 (IMG) Bild: Anti-Terroreinsatz am 18. Juni im Brüsseler Stadtteil Molenbeek
       
       Brüssel ap | Nach zweitägigen Razzien in Belgien sind drei Männer offiziell
       der Verbrechen im Zusammenhang mit Terrorismus beschuldigt worden. Wie das
       Büro der Staatsanwaltschaft am Samstag mitteilte, waren in 16 Gemeinden
       Wohnungen und Autoeinstellplätze durchsucht worden, größtenteils in Brüssel
       und Umgebung. Am Abend wurde drei belgischen Staatsbürgern „versuchter
       terroristischer Mord und Beteiligung an den Aktivitäten einer Terrorgruppe“
       zur Last gelegt.
       
       Zunächst waren am Freitagabend und Samstagmorgen 40 Personen für eine
       Vernehmung festgenommen worden, davon kamen zwölf in Gewahrsam. Von diesen
       wurden neun später wieder freigelassen. Die Razzien und Festnahmen waren
       Teil einer Untersuchung, deren Ergebnisse nach Angaben der
       Staatsanwaltschaft „eine sofortige Intervention“ erforderlich gemacht
       hatten. Dies war eine Andeutung, dass wahrscheinlich ein Anschlag in naher
       Zukunft geplant war.
       
       Im ganzen Land fanden am Samstag Partys statt, um sich die Liveübertragung
       des Fußball-Europameisterschaftsspiels zwischen Belgien und Irland
       anzusehen. Einige Medien berichteten, derartige Veranstaltungen könnten
       Anschlagsziele gewesen sein. Während des Spiels wurden keine größeren
       Zwischenfälle gemeldet.
       
       Ministerpräsident Charles Michel erklärte, die Nation werde „extrem
       wachsam“ bleiben, es gelte aber weiter die zweithöchste Terrorwarnstufe.
       Dies bedeutet, dass ein Anschlag als „möglich und wahrscheinlich“ gilt.
       Belgien hat es seit den Pariser Terroranschlägen vom November mit einer
       Bedrohungslage zu tun. Einige der Täter waren entweder belgische
       Staatsbürger oder hatten in Brüssel gelebt. Am 22. März wurden bei
       Angriffen auf den Flughafen und die U-Bahn in der belgischen Hauptstadt 32
       Menschen getötet.
       
       ## Keine Einzelheiten genannt
       
       Michel sagte nach einer Sitzung des belgischen Sicherheitsrats, in den
       kommenden Stunden würden „zusätzliche und angepasste Maßnahmen“ ergriffen.
       Er lehnte es ab, Einzelheiten zur Art der Bedrohung zu nennen.
       Innenminister Jan Jambon erklärte: „Es ist nicht vorbei. Wir bleiben unter
       Terroralarm 3, das heißt, es ist noch was im Gang.“
       
       Bei den Razzien wurden laut Staatsanwaltschaft keine Waffen oder
       Sprengstoff gefunden. Das Staatsanwaltschaftsbüro brachte sie nicht mit den
       Anschlägen vom 22. März in Verbindung. Erst am Freitagabend war eine achte
       verdächtige Person im Rahmen der Ermittlungen zu diesen Angriffen verhaftet
       worden. Dabei handelte es sich um einen belgischen Mann.
       
       Vier ranghohe belgische Minister, darunter Michel, Jambon und
       Justizminister Koen Geens standen nach nicht näher bezeichneten Drohungen
       unter erhöhtem Personenschutz. Geens sagte, die Sicherheitsbehörden hätten
       erklärt, sie hätten „gute Gründe“ für die Maßnahme.
       
       19 Jun 2016
       
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