# taz.de -- Urteil wegen Mord an Sänger Victor Jara: Schuldig – nach über 40 Jahren
       
       > Ein chilenischer Exoffizier muss 28 Millionen Dollar an die Familie des
       > Sängers Victor Jara zahlen. Ein US-Gericht verurteilte ihn in einem
       > Zivilprozess.
       
 (IMG) Bild: Im Jahr 2009 wurde Jara in Santiago ein zweites Mal beigesetzt
       
       Quito epd | Mehr als 40 Jahre nach dem Tod des bekannten chilenischen
       Liedermachers Victor Jara ist der ehemalige Militär Pedro Barrientos wegen
       Mordes an dem Sänger schuldig gesprochen worden. Ein Gericht im
       US-Bundesstaat Florida sah es als erwiesen an, dass Barrientos für die
       Folter an Jara und die außergerichtliche Hinrichtung 1973 verantwortlich
       ist.
       
       Der chilenische Exmilitär wurde am Montag (Ortszeit) in einem Zivilprozess
       zu einer Entschädigung in Höhe von 28 Millionen US-Dollar an die Familie
       des Sängers verurteilt, wie chilenische Medien berichteten. Die Witwe Jaras
       und seine beiden Töchter hatten die Zivilklage vor drei Jahren angestrengt.
       
       Am 16. September 1973 war Jara im Nationalstadion in der Hauptstadt
       Santiago ermordet worden. Der Volkssänger war eines der ersten Opfer der
       Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet (1973–1990). Zusammen mit
       rund 4.000 Menschen, meist Studenten und Dozenten der Universität von
       Chile, wurde Jara einen Tag nach dem Putsch festgenommen und in das
       Nationalstadion gebracht. Dort erhob er noch einmal seine Stimme und sang
       die Hymne „Venceremos“ („Wir werden siegen“). Daraufhin wurde Jara von den
       anderen Gefangenen getrennt, gefoltert und ermordet.
       
       Die Anwältin Kathy Roberts, Mitglied im Direktorium der internationalen
       Menschenrechtsorganisation CJA, glaubt, das Urteil könne die Ausweisung von
       Barrientos nach Chile beschleunigen. Der Exmilitär floh 1989 in die USA und
       hat neben der chilenischen auch die US-Staatsbürgerschaft angenommen. Er
       bestritt während des zweiwöchigen Prozesses, den Volkssänger gekannt zu
       haben.
       
       Victor Jara war einer der bekanntesten politischen Sänger Lateinamerikas,
       der in seinen Liedern auch andine Folklore miteinbezog und damit der armen
       Landbevölkerung eine Stimme gab. Während der Diktatur waren seine Lieder
       verboten, er wurde das Symbol der linken Opposition in Chile.
       
       28 Jun 2016
       
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