# taz.de -- EMtaz: Kolumne Queering Soccer: Spielermänner? Gibt es einfach nicht
       
       > Was für eine Nerverei: Schon wieder schwule Sachen, jetzt auch noch zur
       > EM. Aber ja doch: Was sein muss, muss sein.
       
 (IMG) Bild: Hübsche Buben!
       
       Es ist ja nicht so, dass sie nach nix aussehen, die Fußballer dieses
       Turniers. Das stimmt auch dann, wenn ein Schmuckstück wie Karim Benzema
       fehlt. Dafür ist [1][Jonathan Tah dabei] (ganz neu). Und Benedikt Höwedes.
       Das ist geschmacklich vielleicht nicht für jeden der Typ für ersehnte
       Schäferstündchen, aber sie haben so schöne Augen, da führt kein Weg dran
       vorbei.
       
       Man muss nicht, aber man kann eine Männer-Europameisterschaft auch durch
       nichtheteronormative Augen in den Blick nehmen. Das ist ja nicht
       unziemlich, sogar die Deutsche Bahn hat vor Kurzem einen sehr possierlichen
       Werbeclip veröffentlicht, in dem ein Fußballfan als Mann eines Spielers
       kenntlich wird.
       
       Dafür erntete die Bahn tüchtig Hass im Internet – und viel Lob aus queeren
       Kreisen. Denn wahr ist: Es gibt schwule Männer, für die sportlich – aktiv
       wie passiv – nichts über Fußball geht. Nur sieht man sie nicht bei dieser
       EM. Googelt man die Wortkombination „em fußball spielermann“, kommen 28.200
       Einträge; nach Änderung der Sucheingabe in „em fußball spielerfrau“
       schnellt die Trefferzahl auf 245.000 hoch.
       
       Sie mögen jetzt fragen: Weshalb muss das denn jetzt erörtert werden? Wieso
       mäkelt da einer schon wieder rum und kommt auf diesen ganzen „Genderwahn“
       zu sprechen? Nun: weil es Spaß macht. Und weil die Fakten so hübsch
       deprimieren: So viele Jahre Feminismus und Gendertrouble – und doch ist in
       Deutschland Thomas Hitzlsperger nach wie vor der einzige prominente Spieler
       geblieben, von dem bekannt wurde, dass er schwul ist. Und das auch erst
       nach dem Ende seiner Laufbahn auf dem Rasen.
       
       ## Heteronormativ war der Fußball immer
       
       Sei’s drum: Schaut man sich die Meldungen dieser Tage zum Thema
       Spielerfrauen an, fällt auf – einerlei, ob es um die Lebensgefährtinnen von
       Mario Götze, Mats Hummels, Thomas Müller oder Sami Khedira geht, oder um
       den Typus an sich (Victoria Beckham!, wagenradgroße Sonnenbrillen!) –, dass
       diese Frauen wie aufgebrezelte Konkurrentinnen und zugleich wie überfönte
       und überpflegte Exemplare des Weiblichen aussehen.
       
       Irgendwie erinnern die mich an bioweibliche Avatare, die sich vielleicht
       nicht so zurecht backen, um ihren Freunden zu gefallen, sondern um diesen
       überhaupt zu gewinnen und nach dessen Eroberung wie eine Triumphatorin
       auszusehen: Seht her, den habe ich mir geangelt (Hummels, Müller, Neuer u.
       a.).
       
       Keine der Spielerfrauen der DFB-Männer weckt nicht gleich den Eindruck,
       vollkommen makellos zu sein, geschmirgelt und gestriegelt: trostlos das
       alles, nicht wie aus dem wahren Leben.
       
       Um zum leidigen Thema des Homosexuellen zurückzukehren: Da ist kein Land in
       Sicht, kein besseres, anderes Ufer. Heteronormativ war der Fußball immer,
       schon vor 44 Jahren beim EM-Finale in Brüssel, ebenso in Tschechien 1976
       oder neulich in der Ukraine und in Polen, 2012. Nichts hat sich an dieser
       gusseisernen Geschlechterordnung geändert, nichts an der Sprache („Die
       heißesten Spielerfrauen!“, Focus), nichts an den Performances.
       
       10 Jun 2016
       
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