# taz.de -- Neonazi-Demo in Bad Nenndorf: Schule verschiebt Einschulung
       
       > Bad Nenndorf in Niedersachsen bereitet den Protest gegen einen Nazi-Umzug
       > vor. Zu viel für Abc-Schützen, sagt Rektor Rolke.
       
 (IMG) Bild: Teilnehmer des Nazimarsches im Jahr 2010
       
       Göttingen taz | Seit zehn Jahren ist das niedersächsische Bad Nenndorf ein
       Wallfahrtsort für Neonazis. Immer am ersten Sonnabend im August ziehen die
       Rechtsextremisten durch die Kurstadt zum Winckler-Bad. Dort hatte die
       britische Armee nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Verhörzentrum für
       mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher eingerichtet, in dem es auch zu
       Misshandlungen kam. Ein Grund für Neonazis, dort „Trauermärsche“
       abzuhalten. Bis 2030 haben sie in Bad Nenndorf Demos angemeldet.
       
       In diesem Jahr kollidiert die Demonstration der Rechten zeitlich mit dem
       Einschulungstermin an Niedersachsens Grundschulen – beide Ereignisse fallen
       auf den 6. August. Weil die Marschroute der Neonazis durch die Bad
       Nenndorfer Bahnhofstraße und damit an der Grundschule vorbei führt, will
       diese die Einschulung ihrer künftigen Erstklässler um einen Tag
       verschieben.
       
       Er könne sich nicht vorstellen, mitten im Demo-Getümmel 63 Jungen und
       Mädchen einzuschulen, sagt Schulleiter Torsten Rolke. Die Kinder kämen
       „doch gerade aus dem Kindergarten“ und hätten noch kaum eine Vorstellung
       von Geschichte und könnten nicht auseinanderzuhalten, „wer da im Recht ist
       und wer nicht“.
       
       Wie die Nachrichtenagentur epd am Dienstag berichtete, will nun auch die
       evangelische Kirche in Bad Nenndorf ihren diesjährigen
       Einschulungsgottesdienst auf den Sonntag verlegen. Das sei keinesfalls als
       Zurückweichen vor den Rechtsextremisten zu verstehen, so Pastorin Sabine
       Lambrecht.
       
       ## 200 Neonazis im vergangenen Jahr
       
       Sie könne schon nachvollziehen, „dass die Schule bei ihren Planungen auf
       Nummer sicher gehen will“. Am Tag des rechtsextremen Aufmarsches sei in der
       Innenstadt für Eltern und Kinder ohnehin kein Durchkommen. Die Kirche will
       am 6. August mit einem ökumenischen Gottesdienst im Kurpark gegen die
       Neonazis protestieren.
       
       Die Landesschulbehörde in Lüneburg bestätigte auf Anfrage, dass ihr der
       Antrag der Bad Nenndorfer Grundschule vorliegt. Er werde gegenwärtig
       geprüft. „Wie wir entscheiden, kann ich gegenwärtig aber noch nicht sagen“,
       erklärte eine Sprecherin. Dass eine Einschulung auf einen Sonntag verlegt
       wird, hat es in Niedersachsen bislang noch nicht gegeben.
       
       Allerdings kreuzte sich der Einschulungstermin vor sechs Jahren schon
       einmal mit dem des „Trauermarsches“, damals verschoben die Veranstalter
       ihren Marsch. In diesem Jahr waren die Organisatoren für den Landkreis
       Schaumburg, der Träger der Grundschule ist, nicht zu erreichen. Weil auch
       die für die „Trauermärsche“ werbende Internetseite seit einigen Wochen
       nicht mehr online ist, hegen einige Nazigegner die Vermutung, dass die
       Neonazis zumindest in diesem Jahr auf ihren Umzug verzichten könnten.
       
       Dafür spricht, dass die „Trauermärsche“ in den vergangenen Jahren immer
       weniger Zulauf hatten. Kamen 2010 noch mehr als 900 Neonazis nach Bad
       Nenndorf, waren es im vergangenen Jahr nur noch 200. Gegen den Marsch
       demonstrierten fast 1.000 Menschen. 300 von ihnen beteiligten sich an einer
       Sitzblockade, die den Marsch der Rechten zeitweise stoppen konnte.
       
       3 Jun 2016
       
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 (DIR) Reimar Paul
       
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