# taz.de -- EMtaz: Quartier des DFB-Teams: Auf dem Mini-Zauberberg
       
       > Am Freitag startet die Fußball-EM. Unsere Autorin baldowert rund ums
       > DFB-Quartier in Evian schon mal die Gegend aus.
       
 (IMG) Bild: Das Hotel „Eremitage“. Dort residiert das DFB-Team
       
       Evian taz | Die alten Damen auf der Parkbank am Genfer See applaudieren.
       Die Waden der Securité civile, der französischen Sicherheitsbeamten sind
       aber auch richtig stramm. In überaus kurzer Hose und angetan mit
       Dienst-T-Shirt joggen sie die Promenade mit Gebirgsblick entlang. Ich
       genehmige mir ein Bier nebenan an der Bar „Quai 17 Plage“.
       
       Dort wird geflaggt für das freitägliche Eröffnungsspiel, und Barbesitzer
       Stéphan Detraz ist nicht zufrieden. Die guirlandes nations haben sich im
       Baum verheddert und auf dem Dach der Bar will die große französische Flagge
       nicht recht halten. Sohn Arthur, 13, der stolz berichtet, dass er zum
       öffentlichen Training mit La Mannschaft ausgewählt wurde, rät weise, den
       mäandernden Gewitterwind abzuwarten – „ça va s’arranger, Papa“, das wird
       schon klappen. 
       
       Ob alles klappt, ob das Wetter auch Lust hat mitzuspielen, wenn die
       Deutschen hoch über dem Kurstädtchen Evian auf dem Plateau des Mateirons
       trainieren? „Rien ne va plus“, grinst Greg, „da müssen wir jetzt durch,
       hoffentlich passiert nichts.“ Der korsische Bundespolizist ist einquartiert
       im „Hotel de France“, und der Laden, der so untertrieben charmant ist, dass
       man zum Frühstück mit Rosenblick „Douce France“ von Charles Trenet summt,
       ist auch meine Absteige.
       
       Für meinen Schutz ist gesorgt: 14 der rund 77.000 Polizisten, die auf die
       Europameisterschaft aufpassen sollen, wohnen hier. In Evian behüten
       hunderte von ihnen das deutsche Team. Die Herbergen freut’s ob der
       Auslastung – deutsche Fans habe ich bis jetzt noch keine entdeckt.
       
       Im Hotelflur stellt sich mir dagegen bellend ein gewisser Hadès in den Weg.
       Polizist Greg muss raus, Gassi mit dem Deutschen Schäferhund. Weil Hadès
       gut abgerichtet ist, komme ich noch mal mit dem Leben davon. „Hadès, le
       dieu des ténèbres“, stellt ihn Greg vor, Hades, der Gott der Finsternis. 
       
       ## „Pas d’envie“, keine Lust
       
       Jetzt aber auf zum Base Camp! Damit ich nicht schweißtreibend eine kurze
       Direttissima-Strecke hinauf zum Teamhotel und zum Pressezentrum keuchen
       muss, fährt die Standseilbahn für mich, ein Belle-Époque-Wagen aus der
       Hochzeit Evians um 1910. An der Station Source Cachat fülle ich mir an der
       Quelle geschwind ein Gratisfläschen Evian, Temperatur 11,6 Grad, ab – wie
       nett vom Konzern-Multi Danone, der außerhalb von Evian sein Lifestylewasser
       produziert.
       
       Dass die Firma jetzt neudesignte Flaschen mit weniger Inhalt und höherem
       Preis absetzt, schreckt die Evianais allerdings wenig: Viele füllen sich an
       der Source Cachat gleich ihren Wochenvorrat ab.
       
       Vier Minuten dann per Standseilbahn, und ich bin oben beim Hotel Royal, das
       auch Danone gehört, einer leider überrenovierten Altepracht-Herberge mit
       gefühlt 7 Sternen, hunderten von Zimmern und einem Hauch von Talmi-Flair.
       Dort bringt der DFB VIPs unter – die Mannschaft ist es jedenfalls nicht,
       denn die wohnt im Hotel Ermitage, das im selben Park liegt, über eine
       kleine Brücke verbunden.
       
       Das Ermitage, gebaut 1909, gefällt mir besser: Wie ein Mini-Zauberberg
       liegt es da. Rein darf ich nicht – erst mal die Akkreditierung einholen
       beim Pressezentrum am „Kugelspielplatz“, wie der Stadtplan ihn rührend
       nennt. Vorbei an heimeligen Villen hoch überm See, meist sind es keine
       Protzschuppen, sondern man züchtet Wicken, stoße ich bei der gewählten
       Route auf eine fette Absperrung.
       
       Jetzt noch mal alles zurück und von der anderen Seite zum Pressezentrum
       hecheln? „Pas d’envie“, keine Lust. Ich erspähe einen unverrammelten Spalt
       an der Rabatte von Nachbars Garten. Ich zwänge mich durch, wage den
       Absprung, es geht bergab. Ich bin drin. Vive la securité!
       
       9 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Harriet Wolff
       
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