# taz.de -- Kommentar Doping russischer Sportler: Kalter Sportkrieg
       
       > Russland, finsteres Dopingreich? Vielleicht, aber wer glaubt, dass es
       > woanders besser zugeht, ist naiv oder einfach nur politisch blind.
       
 (IMG) Bild: Die Olympischen Spiele finden immer bei strahlendem Sonnenschein statt. Und gedopt wird da nicht
       
       Die Russen raus! Nach all den Enthüllungen der vergangenen Wochen und
       Monate scheint das Böse im Sport identifiziert. Die Forderung nach einem
       Ausschluss Russlands von den Olympischen Spielen liegt auf dem Tisch. Die
       Analyse ist einfach: Lug und Trug regieren das Leistungssportleben in
       Wladimirs Putins finsterem Reich.
       
       Und weil der russische Staat das Dopingsystem selbst organisiert, statt
       seine Sportler den international geltenden Regeln im Antidopingkampf zu
       unterwerfen, müssen sich die Russen auch nicht wundern, dass amerikanische
       Staatsanwälte dem russischen Sportriesen den Garaus bereiten wollen. Ja,
       das kann man so sehen.
       
       Im Kampf gegen die Korruption im Weltfußball ist die US-Justiz als
       Weltpolizist des internationalen Sports gefeiert worden. Nun wühlen
       US-Staatsanwälte also im russischen Dopingsumpf. Auch das wäre vielleicht
       ein Grund zum Feiern, wenn sie sich mit ebensolcher Vehemenz für das
       systematische Doping im Läuferland Kenia interessieren würden. Für die
       Machenschaften im Internationalen Leichtathletikverband, bei dem man sich
       von Dopingvorwürfen freikaufen konnte. Für die Vertuschungsmaschinerie im
       jamaikanischen Sprintteam, das sich vor allzu strengen Dopingkontrollen nie
       zu fürchten brauchte. Für die Anschuldigungen eines britischen Mediziners,
       der Sportlern vieler Disziplinen mit unerlaubten Mitteln unter die Arme
       gegriffen haben soll.
       
       Kenia raus? Jamaika raus? Großbritannien raus? Solche Forderungen hört man
       nicht. Der kalte Sportkrieg hat eben klare Fronten.
       
       Dass die Olympischen Spiele im August halbwegs sauber über die Bühne gehen
       werden, das glauben ohnehin nur notorische Sportnaivlinge. Es gibt längst
       einen Wettbewerb neben den Laufbahnen und Arenen. Es ist der Wettlauf der
       Dopingermittler und Rechercheure um den nächsten großen Sportskandal. Er
       ist immanenter Bestandteil der Sportwelt. Und spannend ist er auch.
       
       18 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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