# taz.de -- Streit über Verträge von Rettungskräften: Für die Retter tickt die Uhr
       
       > Gewerkschaft Ver.di fordert die Entfristung von Rettungskräften bei der
       > Feuerwehr. Die Leitung will sie aber nur aber lediglich bis 2020
       > beschäftigen
       
 (IMG) Bild: Müssen so oft ausrücken wie nie: Hamburger Feuerwehrleute.
       
       Hamburgs Feuerwehr geht auf dem Zahnfleisch: 280.473 Mal mussten die
       staatlichen Löscher im vergangenen Jahr zu Bränden, technischen
       Hilfeleistungen oder Rettungseinsätzen ausrücken, durchschnittlich 770 Mal
       am Tag. Das ist Höchststand. „Deshalb verstehen wir überhaupt nicht, dass
       über 100 KollegInnen des Rettungsdienstes sachgrundlos nur befristet
       eingestellt sind und die Feuerwehrleitung jegliche Entfristung konsequent
       ablehnt“, sagt Sieglinde Frieß, Feuerwehr-Fachsekretärin der Gewerkschaft
       Ver.di.
       
       Bereits vor Jahren habe die Feuerwehr-Leitung selbst festgestellt, dass
       nach eigenen Risikobewertungen bis zu 600 Stellen im Einsatzdienst fehlten.
       Jetzt hätten die Einsatzzahlen alles übertroffen und einen Rekord erreicht.
       Das bedeute, dass noch mehr Beschäftigte gebraucht würden, argumentiert
       Frieß. Die Folge davon sei, dass Feuerwehrleute – dazu gehören auch die
       Beschäftigten im Rettungsdienst – immer wieder ihre Belastungsgrenze
       überschreiten müssten. Trotzdem sei die Gefahr für die BürgerInnen
       gestiegen. „Wenn nicht jetzt, wann dann sollen die Beschäftigten im
       Rettungsdienst eine Entfristung erhalten?“, fragt Frieß. Es sei
       unverantwortlich, Rettungsassistenten und -sanitäter in unsicheren
       Arbeitsverhältnissen zu halten und gleichzeitig immer mehr Arbeitsleistung
       zu erwarten, sagt Frieß. „Befristung ist immer inhuman und perspektivlos
       und für den Einsatzdienst kontraproduktiv.“
       
       Feuerwehrsprecher Jan Ole Unger nennt die Ver.di-Forderung nach pauschaler
       Entfristung „unredlich“. Es sei zwar richtig, dass neben den verbeamteten
       multifunktionellen Feuerwehrleuten derzeit 170 angestellte
       Rettungsassistenten und -sanitäter eingestellt worden seien. Die brauche
       man, um temporären Aufgaben auch wegen der Flüchtlingszahlen gerecht zu
       werden und Lücken zu schließen, die durch Qualifizierungsmaßnahmen für die
       Feuerwehrbeamten entstehen. „Diese Maßnahme läuft aber 2020 aus“, sagt
       Unger. Geplant seien aktuell 65 Entfristungen, so Unger. Und: „Es besteht
       für alle die Möglichkeit, sich für eine Ausbildung zum multifunktionellen
       Feuerwehrbeamten auf Lebenszeit zu bewerben.“
       
       Es sei zwar im Grundsatz zu begrüßen, dass Feuerwehrchef Klaus Maurer
       perspektivisch weiter auf eine multifunktionelle Feuerwehr setzt, sagt
       Frieß. Dadurch sei niemand nur im stressigen und belastenden Rettungsdienst
       tätig, sondern auch mal im Löschdienst, wo es mehr Bereitschaftszeiten an
       Feuerwachen gibt – eine Art Verschnaufpause. 
       
       Doch eine Ausbildung zur Feuerwehrfrau oder Feuerwehrmann sei aus
       unterschiedlichen Gründen nicht für alle Rettungs-Angestellten eine
       Perspektive, erwidert Frieß. Manchen fehlten einfach die beruflichen
       Voraussetzungen wie beispielsweise eine handwerkliche Ausbildung, andere
       seien schon zu alt, sagt Frieß. „Die dringend benötigten KollegInnen im
       Rettungsdienst sind jetzt da“, sagt Frieß. Und eine Feuerwehrausbildung
       dauere Jahre.
       
       Ein Sprecher der Innenbehörde kündigte auf taz-Anfrage an, dass die
       Problematik von Befristungen auf der nächsten behördeninternen
       Feuerwehrrunde Thema sein wird.
       
       5 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai von Appen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Feuerwehr
 (DIR) Rettungswagen
 (DIR) Deutsche Post
 (DIR) Feuerwehr
 (DIR) Hannover
 (DIR) Gender
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Arbeitsbedingungen bei der Post: Post hält an Entfristungspraxis fest
       
       Personalvorstand Thomas Ogilvie verteidigt die umstrittene Praxis bei der
       Entfristung. Sie habe sich bewährt und sei arbeitsrechtlich nicht zu
       beanstanden.
       
 (DIR) Entlastung: Retter im Stress
       
       Die Feuerwehr hat mehr als 6.000 Notfalltransporte für Flüchtlinge
       geleistet. Jetzt bewilligen die Krankenkassen sechs neue Rettungswagen.
       
 (DIR) Notfallversorgung: Rettungswagen auf Tingeltour
       
       In Hannover müssen Rettungskräfte oft erst nach einem Krankenhaus suchen,
       das ihre Patienten aufnimmt. Ein Pilotprojekt soll die Abstimmung
       verbessern.
       
 (DIR) Erfolglose Frauenförderung: Eine weiblichere Feuerwehr
       
       Während bei der Polizei Frauen mittlerweile zum täglichen Erscheinungsbild
       gehören, ist die Bremer Feuerwehr nach wie vor ein Männerclub. Warum?