# taz.de -- Hamburger Genossenschaft denkt an Profit: Denkmalschutz mal so – mal so
       
       > Der Altonaer Spar- und Bauverein möchte einen Block aus den 30er-Jahren
       > sanieren. Dabei schert er sich nicht um den Denkmalschutz. Mieter
       > befürchten Verdrängung
       
 (IMG) Bild: Nicht alle Denkmäler sind so einfach als solche zu erkennen wie dieses hier.
       
       Hamburg taz | Denkmalschutz ist nicht unbedingt das, was man sieht.
       Manchmal gerade das Gegenteil. Diese Erfahrung macht der Altonaer Spar- und
       Bauverein (Altoba), eine Wohnungsbaugenossenschaft, gerade mit seinem
       „Reichardt-Block“ in Bahrenfeld.
       
       Die Häuser, im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und wieder aufgebaut,
       sind lange nicht mehr grundlegend angefasst worden. Im vergangenen Jahr sah
       der Altoba dann plötzlich dringenden Sanierungsbedarf – so dringend, dass
       er Bauzäune vor die Westfassaden stellte und bei den Türen zu den Höfen die
       Schließzylinder austauschte. Wer in den Garten oder den Müll rausbringen
       will, muss seither um den halben Block laufen.
       
       Die Besonderheit und Denkmalwürdigkeit der Westfassaden besteht darin, dass
       sie aus zwei Ziegelwänden mit einer Luftschicht dazwischen bestehen. Um sie
       zu stabilisieren, begann der Altoba den Zwischenraum mit Polyurethan
       auszuschäumen. Dafür gab es eine Baugenehmigung des Bezirksamts, aber kein
       Okay vom Denkmalschutzamt. „Wir dachten, die Dringlichkeit der Baumaßnahmen
       würde einen Beginn zulassen“, sagt Burkard Pawils, der Vorstandsvorsitzende
       der Genossenschaft.
       
       Falsch gedacht: Das Denkmalschutzamt stoppte die Arbeiten. Die
       Genossenschaft klagte dagegen – und verlor in zwei Instanzen. Die Idee,
       aufgeständerte Balkone vor die Fassaden zu stellen, hat der Altoba
       inzwischen aufgegeben. Über den Weg der Fassadensanierung verhandelt er
       noch mit dem Denkmalschutzamt.
       
       Durch die Sanierung wäre die Fassade in ihre äußeren Erscheinung gar nicht
       verändert worden, sagt Altoba-Vorstand Pawils. „Man kann auf die Idee
       kommen, dass man dafür keine Genehmigung braucht.“ Die Denkmalschützer
       sehen das anders: „Das zweischalige Mauerwerk stellt eine bautechnische
       Besonderheit dar und gehört zu den wesensimmanenten Merkmalen dieses
       Baudenkmals“, finden sie. Zudem sei es ungewiss, ob die Methode überhaupt
       funktioniere. Ob es eine verträglichere Möglichkeit gibt, die Wand zu
       stabilisieren, soll jetzt gemeinsam geklärt werden.
       
       Mit der Fassadensanierung hat die Genossenschaft auch einige ihrer
       Mitglieder auf die Palme gebracht, die ihren Namen nicht in der Zeitung
       lesen wollen. Sie fühlten sich durch den Beginn der Arbeiten überrascht.
       Sie bezweifeln, dass das Ausschäumen die richtige Lösung ist; sie
       befürchten, dass der Schaum gesundheitsschädlich sein könnte und monieren,
       dass er keinen Raum mehr ließe für die Fledermäuse, die dort hausen. Über
       die Balkone waren sich die Bewohner uneins. Beim geplanten Ausbau der
       Dachböden zu Wohnungen seien sie nicht gefragt worden, bemängeln sie.
       
       Nach einer ersten lebhaften Informationsveranstaltung begann die
       Genossenschaft, ihre Mitglieder ausführlich zu [1][informieren]. Der
       Polyurethanschaum sei „ein zugelassener Baustoff, der schon anderswo
       verwendet wird“, sagt Pawils. Der Altoba habe eine Zulassung dafür im
       Einzelfall. Es würden Vorkehrungen dafür getroffen, dass die Fledermäuse
       nicht in ihren Winterquartieren eingeschlossen würden und Nistkästen als
       Ausweichquartiere aufgehängt. Werner Smolnik, Fledermausexperte beim
       Hamburger Naturschutzbund, findet jedoch, die Tiere bräuchten mehr als eine
       Saison, um sich umzugewöhnen.
       
       Die Aufstockung der Dachböden, um 80 neue Wohnungen zu schaffen, will das
       Denkmalschutzamt zulassen, obwohl auch sie die Fassade verändern würde. „In
       Abwägung mit anderen Interessen“, also dem vom Senat forcierten
       Wohnungsbau, könne sie hingenommen werden, sagt Enno Isermann, Sprecher der
       Kulturbehörde.
       
       30 Apr 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.altoba.de/wohnen/modernisierung/wohnanlage-reichardtblock/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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