# taz.de -- Panama nach den Panama Papers: Experten sollen Finanzmarkt prüfen
       
       > Die Regierung Panamas steht nach der Veröffentlichung unter Druck. Jetzt
       > soll eine Kommission die Geschäfte im Bankensektor untersuchen.
       
 (IMG) Bild: Bekräftigt seine Freundschaft zu Ramón Fonseca: Panamas Präsident Juan Carlos Varela
       
       Panama-Stadt dpa | Die Enthüllungen über Briefkastenfirmen und diskrete
       Transaktionen haben Panama über Nacht vom bewunderten Boom-Land zum Paria
       der Weltgemeinschaft gemacht. Die Regierung will sich die Vorwürfe nicht
       länger gefallen lassen und wird aktiv. Eine Expertenkommission soll den
       Finanzmarkt nun unter die Lupe nehmen.
       
       „Nationale und internationale Fachleute werden die bestehenden Praktiken
       überprüfen und Maßnahmen vorschlagen, die wir mit anderen Ländern teilen
       können, um die Transparenz der Finanz- und Rechtssysteme zu verbessern“,
       sagte Präsident Juan Carlos Varela am Mittwoch. „Wir sind ein ernsthaftes
       Land, das sich an internationales Recht hält und mit der internationalen
       Gemeinschaft zusammenarbeitet.“
       
       Nach der Aufdeckung von 214 000 Briefkastenfirmen durch die „Panama Papers“
       hatte die Industrieländer-Organisation OECD dem mittelamerikanischen Land
       bescheinigt, internationale Standards für Steuertransparenz trotz früherer
       Zusagen zu missachten. „Panama ist der letzte große Verweigerer, der es
       weiterhin erlaubt, dass Offshore-Fonds vor Steuer-und
       Strafverfolgungsbehörden versteckt werden“, kritisierte der Generalsekretär
       Angel Gurría.
       
       Frankreich drohte, Panama wieder auf die die Schwarze Liste der
       Steuerparadiese zu setzen. Er hoffe, dass sich die in der OECD
       zusammengeschlossenen Länder diesem Schritt anschlössen, sagte
       Finanzminister Michel Sapin im Sender Europe 1.
       
       ## Anbieter und Nutzer
       
       In Panama wurden die Äußerungen als Affront aufgefasst. „Ernsthafte und
       verantwortungsbewusste Regierungen verhandeln über internationale
       Verpflichtungen nicht via Medien“, sagte Präsident Varela. „Wir bitten alle
       Länder, die diplomatischen Wege einzuhalten und gegenseitigen Respekt
       walten zu lassen.“ Er sei zum Gespräch mit der OECD bereit.
       
       Der Staatschef betonte die Erfolge seines Landes. „Heute sind wir die
       stabilste und wachstumsstärkste Volkswirtschaft Lateinamerikas“, sagte er.
       Seine Regierung habe zuletzt eine Reihe von neuen Gesetzen erlassen, um die
       Transparenz des Finanzsektors zu erhöhen. Das sei bislang von der
       internationalen Gemeinschaft auch anerkannt worden.
       
       Die Enthüllungen der „Panama Papers“ würden zudem nicht nur sein Land
       betreffen, sagte Varela. „Sie betreffen viele Länder der Welt, deren
       rechtliche und finanzielle Strukturen noch immer verwundbar sind und für
       Zwecke missbraucht werden können, die nicht dem Allgemeinwohl dienen.“
       
       ## Freunde und Opfer
       
       Die Süddeutsche Zeitung, das Internationalen Konsortium investigativer
       Journalisten (ICIJ) und zahlreiche andere Zeitungen weltweit hatten zuletzt
       [1][über Zehntausende Briefkastenfirmen] berichtet, in denen Politiker,
       Prominente und Sportler ihr Vermögen geparkt haben sollen. Die Unternehmen
       wurden den Berichten zufolge zum Teil von der panamaischen Kanzlei Mossack
       Fonseca gegründet.
       
       Präsident Varela bekannte sich am Mittwoch zu seiner Freundschaft mit
       Kanzleiteilhaber Ramón Fonseca Mora. „Ich werde meine Freundschaft mit
       Herrn Fonseca Mora nicht abstreiten. Er ist mein Freund“, sagte der
       Staatschef im Fernsehsender Telemetro. „In schwierigen Zeiten wie diesen
       hauen Freunde nicht einfach ab.“
       
       Die bislang schwersten Konsequenzen hat der Skandal um die Offshore-Firmen
       in Island. [2][Dort trat Ministerpräsident Sigmundur David Gunnlaugsson am
       Mittwoch zurück]. Der Regierungschef und seine Frau sollen Millionen in
       einer Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln geparkt haben.
       
       Die Regierung will trotzdem vorerst weitermachen. Der Vizechef der
       liberalen Fortschrittspartei Sigurdur Ingi Johansson werde neuer
       Ministerpräsident, hieß es in Reykjavik. Für den Herbst seien Neuwahlen
       geplant, ein halbes Jahr vor Ende der Legislaturperiode.
       
       7 Apr 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://panamapapers.sueddeutsche.de/articles/56ff9a28a1bb8d3c3495ae13/
 (DIR) [2] /Island-und-die-Panama-Papers/!5289873/
       
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