# taz.de -- Skandal-Altenheim nicht überm Berg: Aufnahmestopp bleibt bestehen
       
       > Auch wenn laut Sozialbehörde keine „akute Gefahr“ mehr besteht, dürfen
       > vorerst keine neuen BewohnerInnen in die „Seniorenresidenz Kirchhuchting“
       > einziehen.
       
 (IMG) Bild: Macht von außen gar keinen schlechten Eindruck: Seniorenresidenz Kirchhuchting
       
       BREMEN taz | Bestnoten für seine Pflegeeinrichtungen präsentiert der
       Altenheim-Betreiber [1][Curata] auf seiner Homepage, vergeben im Jahr 2012
       vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK). Dass die „Residenz
       Kirchhuchting“ hier fehlt, mag an der Inaktualität liegen, aber: Auch in
       der Standortliste der Curata-Altenheime taucht das Bremer Pflegeheim nicht
       auf – mit gutem Grund.
       
       Denn obwohl die Düsseldorfer Betreiberin von bundesweit 18 Einrichtungen
       schon vor über drei Monaten die „Residenz“ übernommen hat, erfüllt sie noch
       immer nicht die Auflagen der Sozialbehörde und darf nach wie vor keine
       neuen BewohnerInnen aufnehmen.
       
       In letzter Sekunde konnte im vergangenen Dezember die Schließung des
       Altenheims abgewendet werden. Dem damaligen Betreiber „Mediko“ war der
       Weiterbetrieb wegen schwerer Pflegemängel untersagt worden (taz
       berichtete). Nach Protesten einiger HeimbewohnerInnen gegen die
       angekündigte Schließung und dem Angebot der „Curata“, das Seniorenheim zu
       übernehmen, hatte die Sozialbehörde schließlich zugestimmt, es mit einem
       neuen Betreiber zu versuchen – und kontrolliert seither durch die bei ihr
       angesiedelte Heimaufsicht engmaschig das Geschehen in Kirchhuchting.
       
       Mit ernüchterndem Ergebnis, wie [2][Radio Bremen] am gestrigen Mittwoch
       meldete: Nach wie vor sei die Dokumentation mangelhaft, viele
       LeiharbeiterInnen seien in der Einrichtung beschäftigt, die Fluktuation des
       Personals sei hoch. Letzteres war bereits beim alten Betreiber der
       Hauptgrund für die Missstände: Durch ständigen Personalwechsel war eine
       lückenlose Pflegedokumentation und das zuverlässige Führen von Ess- und
       Trinkprotokollen kaum möglich. Ein Pfleger hatte der taz von der Vergabe
       falscher Medikamente und von Austrocknung und Unterernährung von
       BewohnerInnen berichtet. In die Trink- und Essprotokolle sei „am Ende des
       Tages irgendetwas hineingeschrieben“ worden.
       
       So schlimm scheint es nicht mehr zu sein: Es bestünde keine akute Gefahr
       mehr für die BewohnerInnen und der Personalschlüssel sei verbessert worden,
       heißt es aus der Sozialbehörde. Gleichwohl werde der bereits im letzten
       Jahr verhängte Aufnahmestopp noch nicht wieder aufgehoben: „Nur ein
       Kernbestand an Personal trägt eine Einrichtung, und den gibt es noch
       nicht“, sagt David Lukaßen, Sprecher der Sozialsenatorin.
       
       Finanziell wäre für die Curata ein Ende des Aufnahmestopps wichtig, denn
       rentabel lässt sich ein unterdurchschnittlich belegtes Altenheim auf Dauer
       nicht betreiben. Eine Warteliste potenzieller BewohnerInnen gibt es
       bereits.
       
       Ob allen dieser SeniorInnen bewusst ist, dass sie sich nicht gerade auf das
       erste Haus am Platz beworben haben, bezweifelt Reinhard Leopold, Gründer
       der Bremer [3][Angehörigeninitiative „Heim-Mitwirkung“]: „MDK-Benotungen
       sagen gar nichts aus und auf Internet-Bewertungsportalen sind die
       Ergebnisse nicht verifizierbar.“
       
       Eigentlich, sagt er, sei die Heimaufsicht nach dem 2010 verabschiedeten
       bremischen Wohn- und Betreuungsgesetz dazu verpflichtet, die Ergebnisse
       ihrer Kontrollen für jedermann einsehbar zu veröffentlichen: „Das wäre sehr
       gut als Orientierung – bloß findet sich nirgends ein solcher Bericht.“
       
       Eine Veröffentlichung, sagt dazu Lukaßen, setze eine entsprechende
       Vereinbarung mit den Verbänden der Altenheim-Träger voraus: „Und darauf
       hatten wir 2010 auch gehofft.“ Allerdings sei die bis heute nicht zustande
       gekommen.
       
       30 Mar 2016
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schnase
       
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