# taz.de -- Präsidentschaftswahlkampf in den USA: Hillary, was hast du getan!
       
       > Neben Donald Trump wirkt Hillary Clinton wie eine Musterdemokratin.
       > Dadurch vergisst man leicht, wofür sie in der Vergangenheit eingetreten
       > ist.
       
 (IMG) Bild: Champion der Vernünftigen oder mit Vorsicht zu genießen? Hillary Clinton.
       
       „Ihr habt dafür gewählt, dass unser Morgen besser sein wird als unser
       Gestern“, so begann Clinton ihre Ansprache am Dienstag in Florida, nachdem
       sie den zweiten Super Tuesday der US-Vorwahlen für sich entschieden hatte.
       In diesem „Morgen“ habe jede und jeder die Chance, sein „gottgegebenes
       Potential zu entfalten“.
       
       Clintons gottgegebenes Potenzial, so schwang mit, ist die Präsidentschaft.
       Zum Glück. Denn die Hoffnung der bei Verstand gebliebenen
       US-Amerikaner*innen – aber auch vieler anderer, die die Vorwahlen verfolgen
       – liegt auf ihr: Neben Trump ist sie die Vernunft, gar die linke
       Alternative. Neben ihm mit seinen sich widersprechenden Aussagen ist
       Hillary Clinton konstant.
       
       Allerdings: Früher war sie noch [1][gegen die gleichgeschlechtliche Ehe],
       heute ist sie dafür. Früher [2][unterstützte sie den erzkonservativen
       Republikaner Barry Goldwater], der 1964 für Rassentrennung eintrat. Heute
       ist sie Demokratin. Früher befürwortete sie die Freihandelsabkommen TTP und
       TTIP, heute ist sie eher dagegen. Aber was sind solche Meinungsschwankungen
       schon gegen die Durchgeknalltheit von Trump?
       
       Wenn man sich augenreibend vom Trump-Albtraum abwendet und den Blick auf
       Clinton richtet, tut es nicht mehr so weh, dass die Lobbygruppen von
       Goldman Sachs auf Platz 4 ihrer Topspender stehen. Oder, dass Clinton für
       den Irak-Krieg war, obwohl sie wusste, dass es dort keine
       Massenvernichtsungswaffen gab. Man will großzügig über die gehackten
       Benghazi-Mails hinwegsehen, in denen Clintons kriegbefürwortende Rolle beim
       Libyeneinsatz 2012 deutlich wird.
       
       Im Arabischen Frühling Ägyptens dagegen glänzte die damalige
       Außenministerin als staatstragende Politikerin, die den autoritären Husni
       Mubarak in Schutz nahm – gegen die Revolution.
       
       ## Demokratie soll wirtschaftliche Vorteile bringen
       
       Besser als Trump wird Hillary Clinton die Demokratie aber allemal
       verteidigen. Oder? Nun ja. Demokratie findet Clinton vor allem dann gut,
       wenn sich daraus wirtschaftliche Vorteile ergeben. Sonst eher so nö. Als in
       Honduras 2009 ein Militärputsch stattfand, bei dem der linke Präsident
       Zelaya abgesetzt wurde, befand Clinton als eine der Ersten die erzwungenen
       Neuwahlen als demokratisch. Wenige Monate nach dem Putsch reiste sie
       persönlich nach Honduras, um den neuen Präsidenten Porfirio Lobo zu
       treffen.
       
       Ihr enger Bekannter und langjähriger Unterstützer Lanny Davis wartet auch
       nicht lange und begann ziemlich bald seine Geschäfte mit der honduranischen
       Elite. Seitdem werden in Honduras Indigene vertrieben und Aktivist*innen
       ermordet. Hillary Clinton half dieser „Entwicklung“ nach, indem sie andere
       lateinamerikanische Länder dazu aufforderte, den neuen honduranischen
       Präsidenten anzuerkennen.
       
       In Mexiko erreichte Clinton das, was jahrzehntelang als vollkommen
       unmöglich galt: [3][eine Energiereform]. Geht so: Als Außenministerin eines
       Landes mal eben an den Gesetzen eines anderen Landes schrauben, das muss
       man erst mal fertigbringen – vor allem, wenn diese Reform der Bevölkerung
       grundsätzlich keinen Nutzen bringt.
       
       Seit 1938 stand der mexikanische Energiesektor unter staatlicher Kontrolle
       und erlaubte dem Schwellenland einigermaßen konstante Einnahmen durch
       Ölexporte. 2013 wurden dann auf dem gesamten Energiesektor die Türen für
       Privatisierungen geöffnet. Erfreut dürfte darüber Clintons Kollege David
       Goldwyn gewesen sein, der aus der neuen Gesetzeslage in Mexiko beruflich
       Profit geschlagen hat.
       
       Aber was gehen uns diese fernen Länder schon an? In Europa wird man Clinton
       Bankenretterin sicherlich schätzen lernen. Das wird schon. Hauptsache, kein
       Trump.
       
       Dieser Artikel wurde geändert am 18.3.2016 um 11.31 Uhr.
       
       16 Mar 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.politifact.com/truth-o-meter/statements/2015/jun/17/hillary-clinton/hillary-clinton-change-position-same-sex-marriage/
 (DIR) [2] http://usuncut.com/politics/npr-interview-hillary-clinton-was-proud-of-her-conservatism/
 (DIR) [3] http://desmogblog.com/2015/08/07/hillary-clinton-state-department-emails-mexico-energy-reform-revolving-door
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lea Fauth
       
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