# taz.de -- Nachruf auf Maurice White: Groove und Liebe
       
       > Maurice White, Mastermind der Chicagoer Band Earth, Wind & Fire, ist
       > gestorben. Der Schlagzeuger brachte Funk mit Welthits in den Mainstream.
       
 (IMG) Bild: Voll kosmischer Achtsamkeit: Maurice White bei einem Auftritt in Berlin 1988
       
       Maurice White marschiert durch den Wüstensand in Richtung der großen
       Pyramiden von Gizeh. Ein Foto mit Symbolwert, gepostet von seinem Bruder
       Verdine in der Nacht zum Donnerstag. Musik und Image des Schlagzeugers und
       Bandleaders von Earth, Wind & Fire hatten stets Bezüge zum alten Ägypten.
       Dies verband er mit der Gegenwart, dem Alltagsleben in den Projects
       genannten Hochhaussiedlungen, in denen viele Schwarze in den 1960ern und
       1970ern lebten.
       
       The Pharaos hieß Maurice Whites erste Band, gegründet 1962 in Chicago von
       ihm und anderen Studioassen, die für das berühmte Label Chess Records als
       Backingband arbeiteten. Heute ist ihr Sound Blaupause für HipHop-Heads.
       Damals war White, der wie so viele afroamerikanische Künstler aus Memphis
       stammte, gerade 20 Jahre alt.
       
       Im Süden machte er Erfahrungen im Gospelchor und der Marching Band, die er
       dann in Chicago verfeinerte: White entwickelte sich zu einem äußerst
       schnittigen Drummer, aber auch zu einem Virtuosen am Fingerklavier Kalimba.
       Zu hören etwa auf dem viel gesampelten Song „Uhuru“, eingespielt 1967 mit
       dem Jazzpianisten Ramsey Lewis, in dessen Trio Maurice White auch spielte.
       
       White war einer der Exponenten des Chicago Soul der sechziger Jahre: Wo
       Curtis Mayfield, der andere große Leader und Komponist, einen
       elektrisierenden Gitarrensound als Signatur schuf, war Whites Markenzeichen
       das schnörkellose Arrangement, ein beinharter Funk mit Bläserarrangements
       und Einflüssen von Latin Jazz bis Pop.
       
       Und dann war da noch „kosmische Achtsamkeit“, ein bewusstseinserweiternder
       Wille zum Experiment, den Maurice White zusammen mit seinen Brüdern Verdine
       und Fred und fünf weiteren Musikern ab 1969 in dem Ensemble Earth, Wind &
       Fire schuf. Mit ihrer Black-is-beautiful-Ästhetik eroberte die Band in den
       Siebzigern den Mainstream, Hits wie „September“ und „Shining Star“ sind
       nach wie vor Allgemeingut. „Ich wollte nur, das unser Groove die
       Botschaften von universeller Liebe und Harmonie transportiert, ohne den
       faden esoterischen Beigeschmack“, sagte White bescheiden.
       
       Heute kaum vorstellbar, aber Earth, Wind & Fire zelebrierten im
       ausverkauften New Yorker Madison Square Garden vor mehr als 18.000
       Zuschauern fröhliche Kollektivimprovisation. „Unsere Musik“, konstatierte
       Maurice White einmal, „hilft vielen Zuhörern beim Überleben, sie verkörpert
       etwas Hoffnungsvolles“. Am Donnerstag ist Maurice White, der an Parkinson
       litt, im Alter von 74 Jahren in Los Angeles gestorben.
       
       5 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Julian Weber
       
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