# taz.de -- Fußball-Nationenmeisterschaft in Afrika: Ein Zeichen der Entspannung
       
       > Bei der Afrikanischen Nationenmeisterschaft kommen sich die verfeindeten
       > Nachbarn Ruanda und Gewinner Kongo dank Fußball näher.
       
 (IMG) Bild: Das Finale gewann Kongo mit 3:0 gegen Mali. Auch dank Doppeltorschütze Mechak Elia (r.) und Dox Gikanji
       
       Kampala taz | | Kaum vorstellbar ist das bis vor Kurzem gewesen. Dass
       Ruandas Präsident Paul Kagame der kongolesischen Nationalmannschaft zum
       Gewinn der Afrikanischen Nationenmeisterschaft gratuliert – das ist
       wahrlich eine gewaltige Geste. Führen die beiden Länder doch seit
       Jahrzehnten Krieg gegeneinander. Der Fußball macht‚s möglich, auch in der
       Krisenregion im Herzen Afrikas.
       
       Mit 3:0 gewannen Kongo ausgerechnet in Ruandas Hauptstadt Kigali, wo das
       Turnier ausgetragen wurde, das Finale gegen Mali. Im Unterschied zum
       Afrika-Cup dürfen bei diesem Kontinentalturnier nur Spieler teilnehmen, die
       in den jeweiligen nationalen Ligen einen Vertrag haben.
       
       Das Amahoro Stadium war am Sonntag bis auf den letzten Platz besetzt.
       „Amahoro“ bedeutet übersetzt übrigens „Friede“. Die meisten Zuschauer waren
       Kongolesen, die aus dem Nachbarland angereist waren oder als
       Kriegsflüchtlinge in Ruanda leben.
       
       Sie schwangen die himmelblaue Flagge der Demokratischen Republik Kongo,
       sangen Kongos Nationalhymne. Ein Freundschaftslied wurde auch angestimmt:
       „Kommt ihr Ruander, macht euch keine Sorgen, freut euch ein wenig mit uns.“
       
       ## Grenze ist wieder offen
       
       „Es war ein wirklich außergewöhnliches Gefühl“, sagte Christian Ilunga
       dertaz. Der 35-jährige Kongolese gehört zu jener Generation, die im
       Ostkongo geboren sind, doch als Flüchtlinge in Ruanda aufwuchsen. Verwandte
       und Freunde waren aus der 130 Kilometer entfernten Grenzstadt Goma
       angereist.
       
       Diese berichteten, man habe nicht damit gerechnet, dass die Ruander sie so
       herzlich empfangen würden. Man habe umgekehrt gesehen, wie sehr sich Ruanda
       entwickelt habe und wie sicher es dort selbst nachts sei. Im Kongo ist
       diese Sicherheit noch immer eine Seltenheit.
       
       Seit Beginn des Turniers vor drei Wochen hat sich auch an der sonst so hart
       umkämpften Grenze Wundersames ereignet. Der Schlagbaum steht jetzt wieder
       die ganze Nacht offen. Die Kongolesen konnten nach den Spielen ohne
       Probleme von Ruanda nach Hause fahren – eine kleine Sensation.
       
       Der Grenzpfosten war im vergangenen Krieg nachts über geschlossen worden,
       nachdem Kongos Regierung Ruanda anklagte, Truppen und Waffen an die
       Tutsi-Miliz M23 (Bewegung des 23. März) zu liefern, die 2012 Goma erobert
       hatte. Seitdem war das Verhältnis zwischen den Nachbarländern stark
       gestört.
       
       ## Unruhen in Kinshasa
       
       So kann dieses siegreiche Endspiel zumindest als kleiner Schritt zur
       Entspannung betrachtet werden. Selbst Ruandas Präsident Kagame saß auf der
       Stadiontribüne und feierte mit. Noch vor zwei Wochen haben die Kongolesen
       Ruanda 2:1 geschlagen. Kagame bekam dafür jetzt eine Trostpflaster: eine
       Medaille, überreicht vom provisorischen Fifa-Präsidenten Issa Hayatou, für
       die erfolgreiche Ausrichtung des Turniers.
       
       Ein solches Event über drei Wochen hinweg mit 16 afrikanischen Mannschaften
       zu organisieren und Sicherheit zu garantieren, ist für Ruanda wichtig, will
       sich das kleine Land doch als Austragungsort für internationale und
       afrikanische Konferenzen etablieren. 24 Millionen Dollar hat sich die
       Regierung dieses Fußballturnier kosten lassen.
       
       Politisch konnte Kagame zumindest einen Punktsieg über Kongos Präsident
       Joseph Kabila landen: Unweit von Kagame saßen zwei kongolesische
       Oppositionelle auf der VIP-Tribüne: Moise Katumbi, Ex-Gouverneur der
       einstigen kongolesischen Provinz Katanga und Pate des kongolesischen
       Fußballs, sowie Vital Kamerhe, Spitzenkandidat der Oppositionspartei UNC
       (Kongolesische Nationalunion). Beide sind Führer der Opposition gegen
       Präsident Kabila“
       
       In der 2.000 Kilometer entfernten kongolesischen Hauptstadt Kinshasa kamen
       ebenfalls Fußballfans zusammen, um zu feiern. Sie grölten dabei
       Anti-Kabila-Slogans. Die Polizei feuerte Tränengas. Christian Ilunga in
       Kigali bedauert dies: „Zum ersten Mal sind wir Kongolesen wieder vereint
       und unterstützen alle eine Mannschaft und dann darf man das nicht einmal in
       der eigenen Hauptstadt feiern.“
       
       9 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schlindwein
       
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