# taz.de -- Rücktritt des Hamburger Innensenators: Neumann ohne olympisches Feuer
       
       > Ohne Olympia hat Senator Neumann keinen Bock mehr auf innere Sicherheit
       > und tritt zurück. Nachfolger wird Bezirksamtsleiter Andy Grote.
       
 (IMG) Bild: WIll nicht mehr an einem Strang ziehen: Hamburgs Senator Neumann (SPD)
       
       Hamburg taz | Hamburgs Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD) ist
       zurückgetreten. „Ich bin nicht mehr mit ganzer Seele und vollem Herzen bei
       der Sache“, erklärte er am späten Montagnachmittag im Rathaus. „Meine
       Flamme brennt nicht mehr so stark“, fügte Neumann als Verweis auf das
       verlorene Olympia-Referendum hinzu. Er habe Bürgermeister Olaf Scholz (SPD)
       bereits vor der Bürgerschaftswahl im Februar 2015 über seine
       Rücktrittsabsichten informiert, sagte Neumann. Beide wären übereingekommen,
       die Volksbefragung zu Olympia abzuwarten.
       
       Neumann habe „hervorragende Arbeit geleistet“, sagte Scholz. Sein
       Nachfolger soll der bisherige Leiter des Bezirksamtes Hamburg-Mitte, Andy
       Grote, werden. Der 47-jährige Jurist war erst 2012 aus der
       Bürgerschaftsfraktion auf diesen Posten gewechselt und hatte seine
       Ambitionen auf einen Senatssessel damit fast schon aufgegeben. Nun kommt
       der Karrieresprung doch noch. Vor der öffentlichen Bekanntgabe der
       Personalien hatten Scholz, Neumann und Grote den Landesvorstand und die
       Bürgerschaftsfraktion der SPD informiert.
       
       Der 45-jährige Neumann war von 2004 bis 2011 Fraktionsvorsitzender der SPD
       in der Bürgerschaft und seit dem April 2001 Innensenator. Der aus einer
       Dortmunder Arbeiterfamilie Gebürtige kam 1992 als Zeitsoldat zum
       Politikstudium an die Universität der Bundeswehr in Hamburg. Privat ist
       Neumann seit 2002 mit der früheren Bürgerschaftsabgeordneten Aydan Özoguz
       verheiratet, die seit 2014 Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und
       Integration in der Bundesregierung ist.
       
       Als auch für den Sport verantwortlicher Senator musste der ausgebildete
       Skilehrer Ende November das Aus für Hamburgs Olympia-Bewerbung hinnehmen.
       51,6 Prozent der Hamburger hatten in einem Referendum [1][gegen die
       Bewerbung gestimmt]. Neumann hatte das Ergebnis als „unfassbar“ bezeichnet.
       Mit Olympia hat er sein „Spielbein“ verloren, die weiteren großen Themen
       Flüchtlingszustrom und innere Sicherheit gelten hingegen als Kärrnerarbeit.
       
       Als stellvertretender Vorsitzender des mächtigen SPD-Kreises Hamburg-Mitte,
       dessen Vorsitzender der umstrittene Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs
       ist, war Neumann im Senat das Schwergewicht vom rechten Flügel. Der
       Berufssoldat, der zuletzt im Dezember noch eine Wehrübung in der Lüneburger
       Heide absolvierte, sollte die rechte Flanke der SPD sichern.
       
       Seit der Abwahl der Hambuger SPD 2001 nach 44-jähriger Dauerregierung gilt
       das Thema innere Sicherheit, das damals der gnadenlose Richter Ronald
       Schill medienwirksam beherrschte, als offene Wunde. Mit diesem Thema könne
       die SPD zwar keine Wahlen gewinnen, lautet seitdem die traumatische
       Erkenntnis der Sozialdemokraten an der Elbe, aber schnell und heftig
       verlieren. Deshalb dürfe sich, so die Überzeugung von Scholz und auch
       Neumann, die SPD dort keine Fehler erlauben.
       
       Und so profilierte sich der stämmige Mann mit dem Händedruck eines
       Schraubstocks gern als „harter Hund“ – und schoss nach Ansicht seiner
       Kritiker häufig über das Ziel hinaus. So etwa, als er vor zwei Jahren die
       Polizei nach Angriffen im Stadtviertel St. Pauli [2][ein Gefahrengebiet
       einrichten ließ], in dem jeder ohne Anlass kontrolliert werden durfte.
       
       Das Gesetz legte er gern buchstabengetreu aus, wie Kritiker etwa bei der
       Flüchtlingspolitik schon lange vor der aktuellen Zuspitzung ihm vorwarfen.
       Vorwürfe, er verstecke sich hinter Paragrafen statt politisch zu gestalten,
       lässt er nicht gelten: „Ich stehe zu den Gesetzen, die ein demokratisch
       legitimierter Bundestag beschlossen hat. Dazu verpflichtet mich meine
       inhaltliche Überzeugung.“
       
       18 Jan 2016
       
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