# taz.de -- Kommentar Rechter Protest Niederlande: Auch die Liberalen kritisieren
       
       > Die Bilder des tobenden Mobs im niederländischen Geldermalsen sind um die
       > Welt gegangen. Mehr Transparenz der Regierung ist nötig.
       
 (IMG) Bild: Der Protest gegen die Flüchtlingsunterkunft in Geldermalsen am Mittwochabend
       
       Es gibt sechs unscheinbare Orte in den Niederlanden, in denen sich in den
       letzten Monaten eine Evolution vollzog. Die Orte heißen Oranje und Woerden,
       Steenbergen und Purmerend, Oostknollendam und jetzt Geldermalsen.
       
       Genau hier verlagerte sich der niederländische Streit um die Aufnahme von
       Flüchtlingen von der verbalen Ebene auf eine Ebene jenseits davon:
       Rauchbomben und heraus gebrüllte rechte Parolen, Böller, Brandstiftung,
       Steine. Der aggressive Protest lässt sich mit nur sechs Buchstaben
       zusammenfassen: AZC NEE. Übersetzt heißt das: „Asylzentrum nein“.
       
       Die Bilder des tobenden Mobs in Geldermalsen haben international
       schockiert, denn so vehement hat sich der Volkszorn bislang nicht gezeigt.
       Das Gesamtbild ist sogar noch schlimmer, wenn man Hakenkreuzschmierereien
       und Bedrohungen von Lokalpolitikern miteinbezieht.
       
       Es ist falsch, diese Entwicklungen nur der klassischen Neonaziszene
       zuzuschreiben, auch wenn die neonazistische Partei NVU sich auf diesem
       Parkett profiliert. Die Parole „eigen volk eerst“ (“Das eigene Volk
       zuerst“) war einst der Sprech von neurechten Identitären. Doch inzwischen
       gehört diese Parole zum Standardrepertoire der Flüchtlingsgegner,
       rhetorisch eingebürgert durch einen jahrelangen Diskurs des „Man wird das
       doch wohl noch sagen dürfen.”
       
       In Geldermalsen brachte zum wiederholten Mal ein zweifelhaftes Vorgehen der
       Regierung und Behörden das Fass zum Überlaufen. Der Bescheid über die Pläne
       zum Bau der Flüchtlingsunterkunft kam so spontan wie die Information über
       dessen Umfang. Beides wird auch von liberalen Parteien bemängelt. Doch die
       verheerende Gewalt ist damit keineswegs gerechtfertigt.
       
       18 Dec 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Müller
       
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