# taz.de -- TV-Persiflage von Olli-Dittrich: „Irgendwann passiert ja immer was“
       
       > Olli Dittrich versucht als Reporter Sandro Zahlemann über den König von
       > Bhutan zu berichten. Dabei entlarvt er die Sinnlosigkeit von
       > Reporterfloskeln.
       
 (IMG) Bild: „Wir sind vom Fernsehen“: Olli Dittrich als Reporter Sandro Zahlemann.
       
       Sandro Zahlemann wartet am Gleis 16 des Leipziger Hauptbahnhofs. Gleich
       wird er eintreffen, der König von Bhutan. Hinter ihm Rednerpulte,
       Staatsflaggen, Dutzende Journalisten und das „Heeresblasorchester der
       Finkenherder Berufsfeuerwehr“. „Alles das, liebe Zuschauerinnen und
       Zuschauer, deutet darauf hin, dass der Begriff Großer Bahnhof selten besser
       passender war, denn je als heute gewesen sein könnte.“
       
       Dieser Satz deutet darauf hin, dass Olli Dittrich seinen Fernsehzyklus
       fortsetzt. Im Mai 2013 hatte er mit „Frühstücksfernsehen“ angefangen:
       aufgesetzte Fröhlichkeit, dumme Gewinnspiele, sinnlose Beiträge, dazwischen
       Nachrichten mit einer Liveschalte zum sächsischen Außenreporter Sandro
       Zahlemann, der seit zwei Tagen in Budenow vor Ort war, weil im dortigen
       Chemiewerk „eine mögliche Verpuffung nicht mehr ausgeschlossen werden
       konnte“.
       
       Im Dezember 2014 folgte „Das TalkGespräch“, in dem Dittrich alle Gäste
       selbst spielte. Wieder mit dabei: Sandro Zahlemann. Sein stärkster Satz:
       „Irgendwann passiert ja immer was.“ Im dritten Teil nahm sich Dittrich die
       Dokumentationen vor und mimte „Schorsch Aigner – der Mann, der Franz
       Beckenbauer war“.
       
       Nun ist Zahlemann dran. Er steht im Mittelpunkt des vierten Parts der
       Fernsehgenre-Persiflagen: „Der Sandro-Report – Zahlemann live.“
       
       Und so wartet er im Bahnhof auf den König von Bhutan, der zusammen mit
       Wirtschaftsminister Gabriel und Verkehrsminister Dobrindt jeden Moment im
       neuen ICE 4 hier eintreffen muss. Doch dann: Telefon. Zahlemanns Informant
       ist dran. „Ach du lieber Himmel, 20 bis 30 Minuten, letzter Waggon.“ Der
       König hat Verspätung. Der Zug steckt in Jesewitz fest. Doch das ist für
       Zahlemann selbstverständlich kein Problem. Er ist schließlich ein
       Reporterfuchs. „Bau ab den Hobel“, sagt er seinem Kameramann. Zahlemann
       will dem Ehrengast entgegenfahren und das erste Interview mit dem König
       führen.
       
       ## Dittrich labert und labert und labert
       
       Dittrich ist in seiner Überzeichnung der Person Zahlemann wieder so nah
       dran am Original, dass man erst durch seinen bewussten Einsatz der (zumeist
       verdrehten) Redensarten merkt, wie viel dieser von aller Sinnhaftigkeit
       befreiten Reporterfloskeln wir ZuschauerInnen eigentlich über uns ergehen
       lassen. Wer viel furzt, lässt halt viel heiße Luft ab.
       
       Eine halbe Stunde labert sich Zahlemann erst durch den Bahnhof, als er nach
       einem Abfahrtsplan sucht, dann labert er weiter, während er zur
       Regionalbahn rennt, er labert, wenn er einsteigt, er labert, wenn er durch
       den Zug läuft, er labert, wenn er im Zug Pause macht und eine Stulle isst.
       
       Mal ein bisschen was über Bhutan: Erbmonarchie, am Fuße des Himalaja,
       exotische Tierwelt, „Sie können dort auch mit der indischen Rupie bezahlen,
       allerdings nicht bei der Tierwelt“. Ein bisschen was über die Bahn:
       „Fahrschein? Wofür brauchen wir einen Fahrschein? Wir sind vom Fernsehen.“
       Ein bisschen was über den neuen ICE 4: „Es handelt sich um einen Zug, der
       innen eine Resopalbeschichtung hat, die sich sozusagen illuminierenderweise
       ändert, je wärmer oder kälter es ist.“
       
       Die halbe Stunde hat Dittrich in nur einer Kameraeinstellung gedreht. Keine
       Schnitte, immer nur draufgehalten. So wie es sich für einen Livereport
       gehört. 80 Komparsen waren im Einsatz. Alles wurde x-fach geprobt. Und dann
       war beim ersten Take das Ganze doch zwei Minuten zu lang geraten. Also
       alles – wirklich alles – nochmal. Denn kein Schnitt bedeutet auch: keine
       Korrekturmöglichkeit. Beim zweiten Versuch saß es dann: 30 Minuten und zehn
       Sekunden Zahlemann live. Herausgekommen ist große Fernsehkunst und
       -unterhaltung. Oder wie Zahlemann es ausdrückt: „Besondere Ereignisse
       erfordern besondere Ereignisse.“
       
       9 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürn Kruse
       
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