# taz.de -- NSU-Opferanwältin über Zschäpe: „Sie ist keine naive Nazi-Braut“
       
       > Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess, Beate Zschäpe, hat ihr Schweigen
       > gebrochen. Gül Pinar über Erwartbarkeit, Eitelkeit und die
       > unbeantworteten Fragen der Opfer.
       
 (IMG) Bild: Sprach zwar nicht selbst, ließ am OLG München aber ihre Aussage verlesen: Beate Zschäpe.
       
       taz: Frau Pinar, nach zweieinhalb Jahren hat Beate Zschäpe [1][ihr
       Schweigen gebrochen]. Hat ihre Aussage den Opfern geholfen? 
       
       Gül Pinar: Nein. Ihre Aussage hat keine neuen Erkenntnisse gebracht.
       
       Welche Erwartungen hatten ihre Mandanten? 
       
       Sie haben natürlich erwartet, dass die Aussage Licht in die Sache bringt
       und wir endlich die Wahrheit erfahren. Diese Erwartung habe ich nicht
       geteilt. Wir bereiteten unsere Mandanten auch schon während des gesamten
       Verfahrenes auf die mögliche Enttäuschung vor, nicht zu erfahren, warum ihr
       Angehöriger Opfer wurde. Die Aussage von Zschäpe hat mich in meiner Annahme
       bestätigt. Die Worte des Bedauerns, die sie heute vortragen ließ, kommen
       etwas spät.
       
       Die Hauptbeschuldigte will sich bisher nicht den Nebenklagevertretern
       stellen. Missachtet Zschäpe die Opfer? 
       
       Sie hat zwar heute versucht sich zu entschuldigen, aber den Opfern will sie
       sich nicht stellen.
       
       Welche Motive, vermuten Sie, hatte Zschäpe, um sich nach fast 250
       Verhandlungstagen zum Reden bewegen? 
       
       Ihre Eitelkeit und die Tatsache, dass sie jetzt versteht, dass sie
       verurteilt werden wird.
       
       Haben Sie schon einmal ein so langes Schweigen im Gerichtssaal erlebt? 
       
       Ich habe noch nie erlebt, dass ein Mandant länger als zehn Verhandlungstage
       stillhalten konnte. Zschäpe aber verzieht kaum eine Miene. Sie ist keine
       naive Nazi-Braut. Im Gegenteil: Sie wirkt stolz darauf, durch den Prozess
       in der Szene eine Ikone zu sein.
       
       Hat ihre Einlassung Einfluss auf das Urteil? 
       
       Das wird die Glaubhaftigkeitsüberprüfung zeigen. Die kann aber nicht
       uneingeschränkt stattfinden, da Zschäpe die Fragen nur schriftlich
       beantworten will. Mann kann es glauben, muss es aber nicht.
       
       9 Dec 2015
       
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