# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Weißrussland: Überraschung! Lukaschenko bleibt
       
       > Wer hätte das gedacht? Präsident Alexander Lukaschenko sichert sich mit
       > mehr als 83 Prozent Zustimmung eine fünfte Amtszeit.
       
 (IMG) Bild: Bis Lukaschenkos jüngster Sohn Nikolai (rechts) die Nachfolge übernehmen kann, müsste der Präsident noch ein paar Jahre durchhalten.
       
       Minsk dpa | Alexander Lukaschenko bleibt Staatschef in Weißrussland. Der
       autoritär regierende 61-Jährige erhielt bei der Präsidentenwahl am Sonntag
       nach vorläufigen Ergebnissen 83,49 Prozent der Stimmen, wie die regimetreue
       Wahlkommission des Landes am frühen Montagmorgen mitteilte. Die drei
       zugelassenen Gegenkandidaten erzielten demnach nur einstellige Ergebnisse,
       mehr als sechs Prozent der Wähler stimmten gegen alle Bewerber. Lukaschenko
       steht damit vor einer fünften Amtszeit. Er regiert das Land seit 1994.
       
       Im Zentrum der weißrussischen Hauptstadt Minsk demonstrierten am Abend
       mehrere Dutzend Oppositionelle gegen die Wahl. Die Sicherheitskräfte der
       Ex-Sowjetrepublik waren zwar präsent, griffen aber nicht ein.
       
       Zur Abstimmung aufgerufen waren etwa sieben Millionen Menschen. Die
       Wahlbeteiligung lag den Angaben zufolge bei 86,75 Prozent.
       
       Bei der letzten Wahl 2010 hatte Lukaschenko knapp 80 Prozent der Stimmen
       für sich reklamiert. Danach war es in Minsk zu Unruhen gekommen;
       Lukaschenko ließ Hunderte Gegner festnehmen. Die Europäische Union (EU) und
       die USA verhängten daraufhin Einreiseverbote und sperrten Konten.
       
       Auf dem Spiel stand für Lukaschenko bei dieser Wahl vor allem ein besseres
       Verhältnis zur EU. Bei seiner Stimmabgabe zeigte er sich erfreut über
       Berichte, dass Brüssel über eine Lockerung der Strafmaßnahmen nachdenke.
       „Sie haben verstanden, dass Sanktionen nur schaden. Sie haben gesehen, dass
       Weißrussland ein normaler Staat ist“, sagte er. Angesichts der
       Wirtschaftskrise hofft er auf eine Wiederannäherung an die EU.
       
       ## Opposition durfte sogar protestieren
       
       Als Zeichen einer entspannteren Atmosphäre bei dieser Abstimmung hatte die
       Polizei am Samstag eine nicht genehmigte Kundgebung der Opposition
       zugelassen. „Die Wahlen sind ein Testfall für den möglichen Ausbau unserer
       Kooperation mit Weißrussland“, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin.
       „Unsere Erwartung ist, dass sich Repressionen wie 2010 nicht wiederholen
       dürfen.“
       
       Nach Lukaschenko schnitt am Sonntag Tatjana Korotkewitsch am besten ab. Sie
       steht der versprengten Opposition nahe und kam auf 4,42 Prozent der
       Stimmen. Sie bewarb sich als erste Frau um den Präsidentposten in
       Weißrussland. Die Bewerber Sergej Gajdukewitsch (3,32 Prozent) und Nikolai
       Ulachowitsch (1,67) gelten als regimetreu.
       
       Bei Wahlen in Weißrussland sind immer wieder Fälschungsvorwürfe erhoben
       worden. Um die 40 Prozent der Wähler gaben ihre Stimme bereits in den Tagen
       zuvor ab. Dieses Verfahren gilt als manipulationsanfällig. Mit Ausnahme von
       Monarchen ist in Europa kein Staatsoberhaupt so lange an der Macht wie
       Lukaschenko.
       
       12 Oct 2015
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Alexander Lukaschenko
 (DIR) Präsidentenwahl
 (DIR) Weißrussland
 (DIR) Weißrussland
 (DIR) Weißrussland
 (DIR) Weißrussland
 (DIR) Wahlen
 (DIR) Weißrussland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Shopping-Zentrum „Leningrad“ in Minsk: „Alle Macht den Kunden!“
       
       Weißrussland ist ein Reservat des Kommunismus. Dazu passt gut, dass in
       Minsk ein Shopping-Zentrum namens „Leningrad“ eröffnet hat.
       
 (DIR) Kommentar Weißrussland: Sanktionen müssen bleiben
       
       Die Wahl in Weißrussland hat mit Demokratie nichts zu tun. Trotzdem denkt
       die EU ernsthaft darüber nach, die Sanktionen aufzuheben.
       
 (DIR) Präsidentenwahl in Weißrussland: Der ewige Lukaschenko
       
       Niemand zweifelt daran, dass der Staatschef am Sonntag für eine weitere
       Amtszeit gewählt wird. Er gilt vielen noch immer als Garant der Stabilität.
       
 (DIR) Wahl in Weißrussland: Schreckensszenario Maidan
       
       Am Sonntag wird in Weißrussland ein neuer Präsident gewählt. Der Sieger
       steht bereits fest – Alexander Lukaschenko.
       
 (DIR) Sanktionen gegen Lukaschenko: EU will Geste Richtung Minsk schicken
       
       Nachdem Weißrussland jüngst politische Gefangene freigelassen hat, bereitet
       die EU eine vorläufige Aussetzung der Sanktionen vor.