# taz.de -- Autopsiebericht von Thomas Sankara: Von Kugeln durchsiebt
       
       > Fast 30 Jahre nach dem Tod von „Afrikas Che Guevara“ liegt der
       > Autopsiebericht vor. Er bestätigt den Verdacht, dass Sankara ermordet
       > wurde.
       
 (IMG) Bild: Junge Anhänger von Sankara (auf den Fotos links) während der friedlichen Revolution in Burkina Faso im Oktober 2014.
       
       Cotonou taz | Es galt als ein offenes Geheimnis von Burkina Faso. Jetzt –
       knapp 30 Jahre später – ist die Gewissheit zum Greifen nah: Thomas Sankara,
       Afrikas Che Guevara, ist am 15. Oktober 1987 ermordet worden.
       
       So lautet das Ergebnis des Autopsieberichts, der nun in der Hauptstadt
       Ouagadougou vorgestellt worden ist. „Von Kugeln durchsiebt“ sei der
       Leichnam, heißt es darin. Ermordet wurden offenbar auch einige von Sankaras
       Mitstreitern, worauf Schusswunden hindeuten. Insgesamt waren 13 Leichname
       exhumiert worden.
       
       Allerdings läuft noch eine DNA-Analyse in Frankreich. Erst nach ihrem
       Abschluss kann mit Sicherheit gesagt werden, ob es sich um den Volkshelden
       handelt. Derzeit, so heißt es in dem Bericht, würde aber alles auf Sankara
       hindeuten. Für die Untersuchung der DNA hatte Sankaras Witwe Mariam
       gekämpft.
       
       Der im Jahr 1949 geborene Sozialist wird bis heute von der jungen
       Generation in Burkina Faso wie eine Art Popstar verehrt, obwohl er als
       General am 4. August 1983 nach einem Staatsstreich die Macht übernahm.
       Junge Burkinabé betonen, dass er anders war als die übrigen Herrscher. So
       wollte er gegen den Hunger kämpfen, stärkte die Rechte von Frauen, forderte
       Maßnahmen gegen die fortschreitende Wüstenbildung, kritisierte die
       Korruption und die einstige Kolonialmacht Frankreich und maßlose Politiker.
       Zum Symbol wurde der Renault 5, das günstigste Auto, das fortan alle als
       Dienstwagen fahren sollten.
       
       Ältere Menschen, die Sankaras Herrschaft selbst miterlebt haben, teilen die
       Begeisterung jedoch meist nicht und tun die Euphorie der Jugend häufig mit
       einem Kopfschütteln ab. Ihrer Ansicht nach hat der von Sankara propagierte
       Sozialismus nie funktioniert. Deswegen hätte sich die wirtschaftliche Lage
       des Landes verschärft und es sei nie zu einer gerechteren Umverteilung von
       Besitz gekommen. Seine großen Träume und Ideen seien deshalb vor allem
       Lippenbekenntnisse.
       
       Zur Identifikationsfigur taugt der Vater von zwei Kindern aber allemal. So
       hat Sankara im Oktober 2014 viele Menschen zusammengeschweißt. Als bekannt
       wurde, dass Langzeitpräsident Blaise Compaoré bei den kommenden Wahlen
       erneut antreten will, gingen viele tausend Menschen innerhalb kürzester
       Zeit auf die Straßen und schafften die friedliche Revolution. Viele der
       Demonstranten bezeichneten sich selbst als Sankaristen und erinnerten an
       die Ideale ihres Helden.
       
       Auch deshalb haben viele im Land nun gespannt auf die Exhumierung gewartet,
       über die jedoch größer in ausländischen Medien berichtet worden war. Sie
       war Anfang März von der Übergangsregierung beschlossen worden, nachdem
       Angehörige Druck gemacht hatten. Dass seine Familie mehr als 27 Jahre
       darauf warten musste, hängt mit der politischen Entwicklung von Burkina
       Faso zusammen. Sankaras Nachfolger Compaoré galt als Hintermann der
       Ermordung. Während Compaorés langjähriger Herrschaft war es beispielsweise
       verpönt, Sankaras Grab zu besuchen. Einige seiner Anhänger sagen, dass
       ihnen immer wieder Gewalt angedroht wird.
       
       14 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gänsler
       
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