# taz.de -- Rücktrittsforderung an Fifa-Chef: Blatter trotzt Sponsoren-Druck
       
       > Deutlich haben vier US-Unternehmen den Rücktritt von Fifa-Chef Sepp
       > Blatter gefordert. Doch der denkt gar nicht daran. Das sei nicht im
       > Interesse der Fifa.
       
 (IMG) Bild: Beginnt jetzt endlich die Blatter-Dämmerung?
       
       New York/Berlin dpa | Durch die Rücktrittsforderungen mehrerer Topsponsoren
       wird der Druck auf Noch-Fifa-Chef Joseph Blatter immer größer. Der
       Präsident des Fußball-Weltverbandes will aber ungeachtet der öffentlichen
       Aufforderung von vier US-Unternehmen zum sofortigen Rückzug wie geplant bis
       zum 26. Februar 2016 im Amt bleiben. „Herr Blatter widerspricht mit allem
       Respekt der Haltung und glaubt fest daran, dass ein Abschied aus dem Amt
       weder im Interesse der Fifa wäre, noch den Reformprozess voranbringen würde
       und wird daher nicht zurücktreten“, hieß es in einer Erklärung der Anwälte
       des 79 Jahre alten Schweizers.
       
       Die wichtigsten Geldgeber des skandalerschütterten Weltverbandes sind
       offenbar uneins. Im Gegensatz zu den US-Konzernen Coca-Cola, McDonald's,
       Visa und Anheuser-Busch fordert Adidas keinen sofortigen Blatter-Rücktritt.
       „Wie in der Vergangenheit mehrfach betont, müssen bei der Fifa im Sinne des
       Fußballs grundlegende Veränderungen durchgeführt werden. Daher muss der
       eingeleitete Reformprozess transparent und zügig fortgesetzt werden“, sagte
       Adidas-Sprecher Oliver Brüggen am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
       Reaktionen von Hyundai und Gazprom als weitere Fifa-Geldgeber standen noch
       aus.
       
       Einen unmittelbaren Abschied Blatters aus dem Amt hält der
       Sportartikelhersteller Adidas offenbar nicht für zielführend. Am
       Freitagabend hatten die vier US-Unternehmen Blatter explizit aufgefordert,
       sein Amt sofort niederzulegen. „Und angesichts der Ereignisse der letzten
       Woche, ist es klar, dass es im Interesse der Fifa und des Sports am besten
       wäre, wenn Sepp Blatter sofort zurücktritt“, hieß es einem VISA-Statement.
       Coca-Cola, neben Adidas langjährigster Fifa-Partner, hatte sich als erster
       abgewendet.
       
       „Mit jedem Tag, der vergeht, werden das Bild und der Ruf von der Fifa
       weiter befleckt“, hieß es unter anderem von dem Getränke-Giganten.
       McDonald's erklärte: „Wir glauben, dass es im Interesse des Spiels wäre,
       wenn Fifa-Präsident Sepp Blatter sofort zurücktreten würde, so dass der
       Reformprozess mit der Glaubhaftigkeit geführt werden kann, die notwendig
       ist.“
       
       ## Ermittlungen in der Schweiz
       
       Die Schweizer Bundesanwaltschaft hatte in der Vorwoche ein Strafverfahren
       gegen Blatter wegen des Verdachts der „ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie
       – eventualiter – [1][wegen Veruntreuung“ eröffnet]. Im Kern geht es um eine
       Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken im Jahr 2011 an UEFA-Chef
       Michel Platini, der Blatter im Februar im Amt beerben will, und die
       Veräußerung von WM-TV-Rechten für die Karibik an Ex-Fifa-Vize Jack Warner
       für 600.000 Dollar und damit deutlich unter dem üblichen Marktpreis.
       
       Warum sich ausgerechnet die vier in den USA ansässigen Fifa-Partner
       offenbar zeitlich koordiniert nun von Blatter abwenden, ist unklar.
       Eventuell besteht ein Zusammenhang zu den von der US-Justiz geführten
       Ermittlungen zu diversen Korruptionsvorwürfen gegen hochrangige ehemalige
       Fifa-Funktionäre und Geschäftspartner. Bislang hatten sich alle Geldgeber
       zwar für Reformen ausgesprochen, sich aber nicht öffentlich gegen Blatter
       gestellt. In den Reformprozess waren sie zuletzt durch Sitz und Stimme in
       der neu gegründeten Reformkommission eingebunden worden.
       
       Adidas hatte seinen Vertrag vor zwei Jahren bis 2030 verlängert. Coca-Cola
       besitzt einen Kontrakt bis 2022 – dem Jahr der umstrittenen WM in Katar.
       Unmittelbare finanzielle Auswirkungen haben die Sponsorenforderungen für
       die Fifa somit vorerst nicht.
       
       Im Vorjahr hatten sich die Fluglinie Emirates und der Elektronikkonzern
       Sony aus dem Sponsorenpool der Fifa verabschiedet. Beide Unternehmen
       nannten allerdings nicht die moralische Krise des Weltverbandes als Grund
       für die Beendigung der Partnerschaft. Im Juli hatte der mittlerweile wegen
       Korruptionsvorwürfen suspendierte Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke
       erklärt, dass bis zu einer Neuordnung der Weltverbandsspitze neue
       Sponsorendeals unmöglich seien.
       
       3 Oct 2015
       
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