# taz.de -- Myanmar vor der Wahl: Wenn Kandidatinnen trainieren
       
       > Mit Schulungen weiblicher Kandidatinnen soll der sehr niedrige
       > Frauenanteil im Parlament erhöht werden. Doch die Demokratie ist für alle
       > neu.
       
 (IMG) Bild: Die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi ist Birmas prominenteste Politikerin. Doch auch in ihrer NLD ist der Frauenanteil unter den Kandidaten gering.
       
       Rangun taz | Es ist schon von außen zu sehen, dass 28 Frauen in dem
       rosafarbenen Appartement im Zentrum von Rangun zusammenstitzen. Vor der Tür
       steht die aktuelle Schläppchen-Mode, Geschnatter und Lachen dringt heraus.
       Thema sind aber keine Schuhtrends, sondern harte Politik. Die Frauen im
       Raum sind entschlossen, Birmas Zukunft mitzugestalten.
       
       Die 50-jährige Sung Zi Mang möchte sich ins Parlament wählen lassen. In
       einem Training speziell für Kandidatinnen lässt sie sich zeigen, wie man in
       einem demokratischen System um Stimmen wirbt. In Birma ist Wahlkampf ein
       Novum.
       
       Am 8. November sollen die ersten freien und fairen Wahlen stattfinden.
       Jetzt fragen sich viele, wie das geht: eine Partei aufbauen, Wahlen
       organisieren oder die richtigen Papiere für den Urnengang bereithalten.
       
       Das weiß Mindy Walker. Die US-Amerikanerin hat schon Wahlkampf für den
       Gouverneur von Wisconsin gemacht. Heute bringt sie birmesischen
       Kandidatinnen bei, wie man Stimmen gewinnt. „In Birma zählt das Argument
       nicht, Frauen hätten keine Erfahrung mit Politik und könnten deshalb nicht
       mitmischen. Niemand hier hat Erfahrung mit Demokratie“, sagt sie.
       
       ## Die Parteien schicken sonst nur Männer
       
       Es ist das zweite Wahlkampftraining speziell für Frauen, das Walker für des
       Richardson Center in Birmas Metropole Rangun veranstaltet. Von einer
       Frauenquote hält sie eigentlich nicht viel, aber: „Wenn wir nicht Trainings
       speziell für Frauen bieten, schicken die Parteien nur männliche Kandidaten
       zu unseren Workshops.“
       
       Mehr als 70 Parteien haben sich für die Wahlen registriert. Sung Zi Mangs
       Chin Liga für Demokratie ist erst ein Jahr alt. Sung Zi Mang ist Lehrerin
       im Chin-Staat ganz im Westen. Die Region zählt zu Birmas ärmsten.
       
       „Fünfzig Jahre hat man sich nicht um uns gekümmert“, erzählt sie, „heute
       kämpfen wir mit Armut und schlechter Bildung.“ Sie will sich vor allem für
       Frauen einsetzen. „Frauen stehen ohne Rechte da, wenn ihr Ehemann stirbt.“
       
       ## Nur fünf Prozent der Abgeordneten sind Frauen
       
       Birma hat in Südostasien den niedrigsten Frauenanteil im Parlament. Nur
       fünf Prozent der Abgeordneten sind weiblich, die prominenteste ist
       Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi.
       
       Bei den Wahlkampftrainings machen die Kandidatinnen unterschiedlicher
       Parteien Rollenspiele und übernachten gemeinsam in einem Schlafsaal.
       Walker: „Vielleicht entstehen in unseren Trainings Bande, die es den Frauen
       später im Parlament erleichtern, parteiübergreifend zusammenzuarbeiten.“
       
       Das Modell der genderspezifischen Kurse kommt aus den USA. Dort bekommen
       die Teilnehmerinnen sogar Mentoren. „In Birma geht das nicht. Das Reisen
       ist wegen der schlechten Infrastruktur zu mühsam“, erklärt Walker.
       
       Sung Zi Mang machte erst vor Kurzem einen Master in Politikmanagement. Wie
       man Wahlen gewinnt, lernte sie nicht.
       
       In ihrem Wahlkreis will sie gleich ihr Wissen weitergeben, wie man
       eigentlich wählt. Die Wahlen stellen auch die Wähler vor Herausforderungen.
       Trainerin Walker zeigt einen Wahlzettel. Das Häkchen müsse vollständig im
       Kästchen des Wunschkandidaten gemacht werden. „Sonst ist die Stimme
       ungültig“, sagt sie.
       
       12 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Verena Hölzl
       
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