# taz.de -- Musikalische Arbeitsgeräte: Ein Kettensägenmassaker live, bitte!
       
       > Lieblich pustet der Laubbläser im Herbst. Das neue Album eines
       > Geräteherstellers zeigt, was darüber hinaus noch alles möglich ist.
       
 (IMG) Bild: Satter Sound, grandiose Bühnenshow: ein Laubbläserkonzert im Park.
       
       Die Laubbläsersaison ist eröffnet. Was dem Langschläfer ein herbstliches
       Ärgernis bereitet, ist für Freunde außergewöhnlicher industrieller Musik
       nur der Auftakt für eine Festivalsaison voller Faszination.
       
       Denn nicht nur Laubbläser kommen im Herbst verstärkt zum Einsatz, sondern
       auch Heckentrimmer, Rasenmäher und Kettensägen. Schließlich will der Garten
       winterfest gemacht werden und der Kamin braucht reichlich Holz.
       
       Wer nun nicht warten mag, bis das Summen, Scheppern, Klirren, Röhren und
       Rattern allüberall in den Dörfern und Vorstädten Deutschlands mal lieblich,
       mal kräftig erklingt, dem seien einige Tonspuren empfohlen, die der
       Arbeitsgerätehersteller Stihl vor ein paar Monaten [1][auf die
       Audio-Plattform Soundcloud gestellt hat].
       
       Vom Industriesauger zum klassischen Laubbläser, vom Graskanten- und
       Gestrüpp-Freischneider zur leichten Benzin-Heckenschere und von der
       schweren Motorsäge über den Hochdruckreiniger bis zum Trennschleifer ist
       alles dabei.
       
       Der [2][Nass-/Trockensauger SE 122 zum Beispiel] liefert den perfekt Sound
       zum Chillen am Abend oder am Wochenende. Summen und Brummen wechseln sich
       gekonnt ab, der Höhepunkt ist ein flirrendes Rauschen beim Übergang vom
       Trocken- zum Nasssaugen. [3][Der Motorsense FSE 81] hingegen sind
       Höhepunkte fremd; wie eine Mischung aus Moskitosirren und Zahnarztbohrer
       besticht der Sound in seiner Gleichmäßigkeit, unterbrochen nur von wenigen
       Synkopen, die elegant und minimalistisch Betonung einstreuen.
       
       ## Eine Sekunde Punk inmitten der deutschen Kleinholzordnung
       
       Ganz anders die [4][Akku-Kettensäge MSA 200 C-BQ:] Da ist überall Betonung,
       viel zu viel Betonung, satt klingt der Sound, auch selbstgefällig, außerdem
       abgewandt, l‘art pour l‘art. Dann aber, nach neun von zehn Sekunden des
       Tracks, brechen einige Töne aus – brachial, ungehobelt, eine Sekunde des
       Punk inmitten der deutschen Kleinholzordnung. An Ewigkeit gemahnt der
       [5][Benzin-Laubbläser BG 86.] Alles, was Mode und Zeitgeist ist, wird
       monoton-tiefkehlig hinweggepustet, auf dass die Welt plan werde.
       
       Tief in den Death Metal führt [6][der Trennschleifer TS 500i]. 24 Sekunden
       lang kündet der Song von Unzulänglichkeiten, Veränderung und
       Transformation. Er ist Musik und Inszenierung zugleich, das Hässliche wird
       ästhetisiert, das Totalitäre des 20. Jahrhunderts scheint noch einmal auf,
       um gründlich und gnadenlos in seine Bestandteile zerlegt zu werden.
       
       TS 500i ist eindeutig das Highlight des Albums – eine Single-Auskopplung
       könnte lohnen. Und er ist es umso mehr, als das Arrangement der
       Stihl-Tonspuren auf Soundcloud systematisch zu ihm hinführt. Am Ende
       sprühen die Funken, stehen Zerstörung und Befreiung.
       
       Was fehlt, ist das Zusammenspiel. So einzigartig die Instrumente auch
       klingen, so variabel zwischen House, Industrial und Metal die Virtuosität
       in ihrer Bedienung auch hervorbricht, so kunstvoll die Bandbreite an Sound
       auch bedient wird – erst als Ensemble wird sich die wahre Größe dieser
       Musik entfalten können. Deshalb: Songs auf Soundcloud sind gut, ein
       Live-Konzert wäre besser.
       
       24 Sep 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://soundcloud.com/stihl
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 (DIR) Maik Söhler
       
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