# taz.de -- Kommentar EU und Türkei: Europas neuer Türsteher
       
       > Bekommt Erdoğan zwei Milliarden Euro, um Flüchtlinge von Europa
       > fernzuhalten? Er wird deutlich mehr wollen als nur ein bisschen Geld.
       
 (IMG) Bild: Hand aufs Herz: Könnte Recep Tayyip Erdoğan Europa je betrügen?
       
       Wie es aussieht, hofft die EU in naher Zukunft, den türkischen Präsidenten
       Recep TayyipErdoğan dafür zu gewinnen, als Türsteher für syrische
       Flüchtlinge zu fungieren. Geplant sind zwei Milliarden Euro als Einstieg in
       ein Programm, das vorsieht, syrische, irakische und afghanische Flüchtlinge
       in Lagern in der Türkei festzuhalten und zu versorgen und allenfalls noch
       ausgewählte Flüchtlinge dann aus den Lagern nach Europa zu fliegen.
       
       Nicht nur Leute wie Ungarns Regierungschef Orbán, auch Bundeskanzlerin
       Angela Merkel hat in den letzten Tagen mehrfach angemahnt, man müsse sich
       dringend mit der Türkei ins Benehmen setzen, anders sei das
       Flüchtlingsproblem langfristig nicht zu lösen. Es ist schon lange die
       Politik der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, sogenannte illegale
       Einwanderung dadurch zu verhindern, dass man die Außengrenzen der EU weit
       nach Afrika und den Nahen Osten hineinverlegt.
       
       Diese Politik endete spektakulär mit dem Arabischen Frühling und vor allem
       dem Regimewechsel in Libyen. Die schönen Verträge mit Exdiktator Gaddafi
       waren Makulatur, seitdem ist die libysche Küste das Einfallstor nach
       Italien.
       
       Die Erdoğan-Regierungdagegen hat die Flüchtlinge aus Syrien zunächst
       herzlich willkommen geheißen, auch weil Ankara sie als potenzielle
       Verbündete in einem Post-Assad-Staat ansah.
       
       Das änderte sich, je länger Assad an der Macht blieb, die USA und Europa
       sich weigerten, mit der Türkei Flugverbotszonen in Syrien zu schaffen, in
       die man syrische Flüchtlinge hätte zurückbringen können, nachdem die Zahl
       der Flüchtlinge zwei Millionen überschritt. Jetzt wollte Erdoğanmöglichst
       viele Syrer loswerden, was nicht unwesentlich dazu beitrug, dass die EU
       jetzt eine Flüchtlingskrise hat. Doch nur Geld zu überweisen wird nicht
       reichen, damit Erdoğanim Sinne der EU kooperiert.
       
       Der türkische Präsident erwartet eine neue Syrienpolitik der EU. Vor allem
       eine persönliche Rehabilitierung durch die EU-Spitzen. Merkel, Frankreichs
       Präsident Hollande und EU-Kommissionspräsident Junker sollen ihn zum
       nächsten EU-Gipfel einladen, möglichst noch vor den Neuwahlen am 1.
       November. Das könnte Erdoğandie entscheidenden Pluspunkte zur
       Wiedergewinnung der absoluten Mehrheit seiner AK-Partei bringen.
       
       24 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
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